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Jeder kennt die Pyramiden und weiß, dass Ägypten entlang des Nils einst Ort einer antiken Hochkultur war. Doch wenig bekannt ist, dass es auch südlich des alten Ägyptens eine Pyramiden bauende Hochkultur gab, die ebenfalls Pharaonen als Herrscher hatten. Diese Hochkultur schwarzer Menschen in Nubien ist in der Gegenwart kaum im historischen Bewusstsein verankert. Und auch in der Wissenschaft beschäftigen sich verhältnismäßig wenige Menschen mit ihr. Der Ägyptologe Francis Beyer versucht dies zu ändern und hat einen kleinen Band mit dem Titel "Schwarze Pharaonen" geschrieben.
Darin fasst er auf knapp 250 Seiten in 13 Kapiteln den Wissensstand zur nubischen Hochkultur zusammen. Dabei geht er grob chronologisch vor und erzählt von den ersten Spuren der Entwicklung der Kultur und des Gesellschaftssystems, soweit es bekannt ist und auch von den Interaktionen mit den anderen antiken Reichen der Zeit.
Abgeschlossen wird der Band mit einem wissenschaftlichen Apparat mit Literaturverzeichnis und Register.
Francis Beyers "schwarze Pharaonen" lohnt sich allein schon deshalb zu lesen, weil die wenigsten Menschen viel von dieser fast vergessenen Hochkultur wissen dürften. So ist es sicher für die meisten Leser überraschend zu erfahren, welche Leistungen diese Kultur vollbracht hat, etwa dass sie mehr Pyramiden errichtet hat als die ägyptische Hochkultur, aber auch, wie sehr sie in der antiken Welt eingebunden war durch Handel, Migration und auch militärische Konflikte.
Es ist fast so, als würde man ein Buch über das 21. Jahrhundert lesen, das erst in 3000 Jahren geschrieben wird und in dem man zum ersten Mal davon liest, dass es neben dem deutschen Staat auch noch einen gab, der Frankreich hieß. Das ist ein gutes Beispiel dafür wie lückenhaft das kanonisierte Allgemeinwissen über die Vergangenheit im Grunde ist.
Das Buch selbst ist gut zu lesen. Der Autor schreibt verständlich, bindet stellenweise einige Abbildungen zur Auflockerung ein und vermittelt so ein lebendiges Bild der nubischen Kultur. Auch verdeutlicht er immer, was wir wissen und was aufgrund schlechter Quellenlage noch im Dunkeln ist - leider noch eine ganze Menge.
Wer sein Allgemeinwissen über die Antike verbreitern und vertiefen will ist mit dieser Lektüre aber auf jeden Fall gut bedient.
Eine Leseprobe gibt es auf der Verlagswebsite.]