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Zwanzig Jahre nach dem Verlust ihres Vaters kehrt die Forststudentin Anja Grimm an den Ort zurück, wo einst das Unvermeidliche geschah. Denn ohne zu wissen warum, ist der naturbegeisterte Familienvater und Lehrer während eines Streifzuges durch den Bayerischen Wald verschwunden und niemand kann sich erklären, was geschehen ist. Inzwischen nun ist die damals achtjährige Schülerin erwachsen und als Praktikantin im Auftrag der Forstverwaltung unterwegs, um Waldabschnitte zu kartonieren. Sehr weit kommt sie mit ihren Untersuchungen allerdings nicht. Denn schon nach kurzer Zeit stößt Anja auf Bodenproben, die nicht zu den übrigen Arealen passen wollen. Von der ungewöhnlichen Zusammensetzung aufgeschreckt, geht sie den Abweichungen nach, wird aber durch massive Drohungen eines Einheimischen gestört. Ein Zwischenfall, der trotz Waffengewalt gelöst werden kann. Doch am nächsten Tag ist der geistig zurückgebliebene Xaver Leybach tot und jemand versucht mit allen Mitteln, die junge Forststudentin an ihren Nachforschungen zu hindern.
"Schweigend steht der Wald" ist eines der Hörbucher, das einige Zeit braucht, um richtig in Fahrt zu kommen. So streift der Hörer zu Beginn der dramatisch endenden Geschichte mit Anja Grimm durch einen dicht bewachsenen Fichtenwald, bis die unangemessene Reaktion eines Dorfbewohners die Ruhe empfindlich stört und damit das nachfolgende Geschehen ins Rollen bringt. Von nun ab ist die junge Studentin nicht mehr zu halten und versucht mit aller Macht, die Wahrheit über den Verbleib ihres Vaters herauszufinden. Dass sie dabei in ein Wespennest ungeahnten Ausmaßes sticht und in allerhöchste Gefahr gerät, kann sie allerdings nicht wissen und genau diese naive Handlungsweise der jungen Studentin macht den Reiz des nachfolgenden Handlungsverlaufes aus. Immer wieder kommt Anja Grimm den Schergen eines mächtigen Komplotts in die Quere, deckt ihre gut gehüteten Geheimnisse auf und zwingt sie damit zum Handeln. Ein Hörerlebnis, das immer rasanter wird und mit einem Paukenschlag endet.
Als Sprecher für die in einen Roman gepackte Vergangenheitsbewältigung wurde Detlef Bierstedt gewählt, dessen Interpretation der Ereignisse Gänsehautgarantie verspricht. Scheinbar mühelos gelingt es ihm, die zutage tretenden Ungeheuerlichkeiten ins rechte Licht zu rücken und den beteiligten Figuren einen passenden Ausdruck zu verleihen. Dabei kommt ihm seine angenehm tiefe Stimme zugute, die er je nach Situation gelassen oder wütend, nachdenklich oder panisch klingen lässt und damit den konfus agierenden Xaver Leybach genauso nachvollziehbar zu Gehör bringt, wie die eifrige Anja Grimm. Und so taucht der Hörer tief in das Geschehen ein, spürt die unheimliche Atmosphäre im dicht bewachsenen Wald oder fiebert mit der nach Luft schnappenden Studentin mit, als sie einen Asthmaanfall erleidet.
Fazit:
"Schweigend steht der Wald" ist ein atmosphärisches Hörbuch, dessen Handlung nach einer anfänglichen Ruhe immer spannender wird und das sich neben einem alten Vermisstenfall mit vergangenem Unrecht auseinandersetzt. Ein gelungener Roman, der als Hörbuch gut funktioniert und vor allem durch die einfühlsame Lesung von Detlef Bierstedt unweigerlich fesselt.
Eine Leseprobe gibt es auf der Verlags-Website.