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 Selbstbetrachtungen

Autoren: Marc Aurel
Herausgeber: Jörg Fündling
Übersetzer: Wilhelm Capelle
Verlag: Kröner Verlag

Cover
Gesamt +++++
Anspruch
Aufmachung
Preis - Leistungs - Verhältnis


Marcus Aurelius (121-180 n. Chr.) galt als der Philosoph auf dem Kaiserthron. Er war einer der beliebtesten Cäsaren des Römischen Reichs, bewundert für seine Klugheit und Bescheidenheit, bestaunt für seine militärischen Erfolge gegen die Parther und Markomannen. Als Heerführer sah sich Marc Aurel jedoch nur bedingt; er widmete sein Leben der Philosophie, namentlich der Stoa, und sah sich in der Nachfolge von Seneca und Epiktet. In seinen in griechischer Sprache verfassten "Selbstbetrachtungen" legte er während seines letzten Lebensjahrzehnts im Militärlager eine philosophische "Selbstanleitung" vor, die über die Jahrhunderte hinweg zahlreiche große Denker beeinflusste, darunter Kant, Rousseau und Nietzsche.
Die Selbstbetrachtungen beinhalten freilich kein geschlossenes philosophisches Modell; sie waren für Marc Aurels Eigengebrauch bestimmt, und entsprechend persönlich sind sie gefärbt. Das erste der insgesamt zwölf Bücher ist eine Dankesrede an all jene, denen Marc Aurel die Formung seiner Persönlichkeit verdankt - seinen Eltern, Freunden und Wegbegleitern, seinen Lehrern und seiner Ehefrau Faustina. Auf diese Weise reflektiert der Kaiser, wie er zu dem wurde, der er ist, welche positiven Eigenschaften der anderen er hochschätzt und wie er sie bewahren und stärken kann. Dann erst folgen allgemeine Lebensbetrachtungen, jeweils in kurzen, einprägsamen Denkanstößen. Da wird über die Vergänglichkeit und die Kostbarkeit des Augenblicks philosophiert, über die Tugend und die Verlockung, über den täglichen Kampf gegen das Schlechte und die Verflechtungen des Individuums mit dem Kosmos - wobei die Götter symbolisch gedeutet werden. Es ist eine Selbstbetrachtung, die zu den großen Fragen der Menschheit führt, und die zugleich Richtschnur für ein besseres, erfüllteres Leben ist.
Auch aus heutiger Sicht kann Marc Aurels einfache, aber äußerst kluge und scharf zu Ende gedachte Selbstbetrachtung noch immer beeindrucken. Ihre Botschaft ist auch nach 2000 Jahren in keinster Weise verblasst, und jeder Leser wird sich und seine Zweifel, Hoffnungen und Ideale in den antiken Zeilen wiederfinden. Auch erstaunt es nach wie vor, welch hohe moralische Stufe Marc Aurels philosophische Gedankengänge erklimmen - lange vor dem Sieg des Christentums, das der Kaiser übrigens erbittert verfolgen ließ. Wer glaubt, dass Moral, Mitmenschlichkeit und Barmherzigkeit erst mit dem Kreuz über das Abendland gekommen seien, dem sei Marc Aurels Schrift besonders ans Herz gelegt - und allen, die sich in ihrer aktuellen Lebensphase unsicher, unzufrieden oder geistig erschöpft fühlen. Sie werden die Einfachheit, Prägnanz und Weisheit der aurelschen Philosophie zu schätzen wissen.
Die Neuausgabe des Kröner-Verlags ist dabei besonders zu empfehlen, ist sie doch eine besonders gründlich bearbeitete Fassung der Originalübertragung von Wilhelm Capelle. Der Althistoriker Jörg Fündling hat Originaltext und Übersetzung ausführlich kommentiert; der Anmerkungsapparat ist beinahe 30 Seiten stark. Ein kenntnisreicher Aufsatz Fündlings führt in die Stoa im Allgemeinen und Marc Aurels Werk im Besonderen ein, basierend auf den neuesten Erkenntnissen der Forschung. Somit ist diese Ausgabe auch für Historiker und Studenten der Philosophie oder Geistesgeschichte zu empfehlen - ein kompaktes und gediegenes Hardcover zu einem unschlagbar günstigen Preis.

Hagen Hoffmann



Hardcover | Erschienen: 01. Juni 2008 | ISBN: 9783520004130 | Originaltitel: Ta eis heauton | Preis: 11,90 Euro | 280 Seiten | Sprache: Deutsch

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