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Burt Reynolds ist nicht nur ein fleißiger und vielseitiger Schauspieler, er hat auch mehrmals Regie geführt, meistens für TV-Produktionen. Einer der Kinofilme unter seiner Regie ist „Sie nannten ihn Stick“ aus dem Jahr 1985. Hier spielt er auch die Hauptrolle.
Ernest Stickley, genannt Stick, hat gerade wegen bewaffneten Raubüberfalls gesessen und ist nun wieder draußen. Eigentlich will er nur einen ehrlichen Job an Land ziehen und seine Tochter Katie wiedersehen, aber dann läuft ihm sein alter Gaunerkumpel Rainy über den Weg und bietet ihm einen Job als Geldbote für zwei Drogenbosse an. Ehe Stick nein sagen kann, ist er schon mittendrin: Bei der Geldübergabe muss er mit ansehen, wie Albino Moke, der für Drogenhändler Chucky arbeitet, Rainy in den Rücken schießt. Stick sucht das Weite und wird nun von Chucky und dem Drogenbaron Nestor gejagt. Aber Stick wäre nicht er selbst, würde er nicht seinerseits den Mördern seines Freundes nachstellen. Er nimmt einen Job als Chauffeur bei dem steinreichen Filmproduzenten Barry Braham an. Chucky will mit Braham einen Film produzieren. So treffen die Kontrahenten bald erstmals aufeinander und es beginnt ein spannendes Katz-und-Maus-Spiel.
Der Name Burt Reynolds stand in den 80ern eigentlich für Actionkomödien wie „Auf dem Highway ist die Hölle los“ und „City Heat“. Er kann auch anders, wie er mit „Sie nannten ihn Stick“ unter Beweis stellt. Natürlich ist Stick der coole Held, der nicht viele Worte braucht, um an sein Ziel zu gelangen, und eine der wenigen normalen Gestalten in seinem Film. Aber hier hält sich zurück mit Action, löst einige Situationen mit Raffinesse und präsentiert einen fast schon ruhigen Thriller, der sich sehr viel Zeit für Charaktere lässt. So sind die Gegenspieler nicht einfach nur böse: Chucky (Charles Durning, „Hundstage“, „O brother, where art thou“) ist eigentlich ein armer Tropf, der von der Droge abhängig ist, die er selbst verkauft; Nestor (Castulo Guerra, „Zwei vom gleichen Schlag“, „Mexican“) geht unheimlichen Voodoo-Praktiken nach; Braham (George Segal, „Die Brücke von Remagen“, „2012“) hat ein Faible für Ex-Knackis und Killer Moke (Stuntman Dar Robinson, doubelte Steve McQueen in „Papillon“, starb kurz nach seiner Stunt-Arbeit für „Lethal Weapon – Zwei stahlharte Profis“) ist als Albino mit stechendem Blick einfach eine markante Figur.
Die Story ist allenfalls mittelmäßig kreativ, hat ein paar Längen, die aber durch gute Ideen wieder wettgemacht werden – die Art und Weise etwa, wie er einen wütenden Raufbold von einer Party vertreibt, ist so gewitzt, dass man sie sich merken sollte. Eine Liebesgeschichte gibt es auch, die schöne Kyle (Candice Bergen, „Ghandi“, Shirley Schmidt in „Boston Legal“) ist eine weitere der wenigen normalen Figuren. Gewürzt wird das Ganze durch typische 80er-Jahre-Thrillermusik, die oft an „Axel F“ erinnert, der ein Jahr vor diesem Film in den Kinos lief. Am Ende wird der Abspann von dem schönen altbackenen Song „I don’t think I’m ready for you“ von Anne Murray unterlegt.
Das Bild ist in Ordnung, aber nicht bestechend, scheint manchmal zu ruckeln und wurde für die DVD-Veröffentlichung sicher nicht überarbeitet. Die Tonqualität ist mäßig, immer wieder ist ein Knistern und Rauschen im Hintergrund zu hören. So klingt es, wenn man uralte Videokassetten abspielt. Nennenswertes Bonusmaterial gibt es nicht, sieht man von der Bildergalerie zum Film ab.
Ein paar Prügeleien, ein bisschen Verfolgungsjagd zu Fuß, am Anfang eine Explosion und am Ende eine Schießerei, mehr braucht Reynolds nicht, um einen netten kleinen Thriller entstehen zu lassen. Er setzt in „Sie nannten ihn Stick“ auf die ungewöhnlichen Figuren, die in einem manchmal langatmigen, meist aber unterhaltsamen und spannenden Hasch-mich-Spiel aufeinandertreffen. Ein Muss für Reynold-Fans und ein Kann für Freunde typischer 80er-Jahre-Thriller.