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 Signale aus der Vergangenheit

Eine kleine Geschichtskritik


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"Signale aus der Vergangenheit" – So nennt der an der Humboldt-Universität in Berlin lehrende Medienwissenschaftler Wolfgang Ernst sein neuestes Werk, in dem er einen Blick auf die materiellen, technischen und symbolischen Operatoren der medialen Übertragung von Vergangenheit wirft.

Ausgangspunkt bilden hierbei Überlegungen zur allgemeinen Beschaffenheit historiographischer Informationen. Anschließend widmet der Autor sich den "treibende[n] Medien" und den "schreibende[n] Medien der historischen Zeit". Bei letzteren unterscheidet er dabei zwischen den "technischen Geschichtsschriften (stetig)", unter welche er die phonographischen, kinematographischen sowie photographischen Medien subsumiert, und den "technischen Geschichtsschriften (diskret)", welche durch die schriftliche Darlegung gekennzeichnet sind. Die sich daran anschließenden drei Kapitel bringen dann den Zeitfaktor durch unterschiedlichste Überlegungen ins Spiel. So versucht Ernst hier beispielsweise analytische Alternativen zur Zeitleiste aufzuzeigen oder die Eigenschaft von Geschichte als symbolisches (Zeit-)Konstrukt hervorzuheben. Abgeschlossen wird der Band durch die sogenannte "Adressierung von Wissen", was letztendlich nichts anderes ist als ein Literaturverzeichnis mit ausgewählten Schriften zum Thema.

Dieses Buch ist wahrlich eine schwere Kost. Denn der Verfasser Wolfgang Ernst schwelgt nicht nur in einem ausgeprägte medienwissenschaftlichen Jargon, sondern legt seine Überlegungen derart verklausuliert dar, dass wohl lediglich eine Hand voll von Experten diesen folgen kann. Der Großteil der Leser wird hingegen nur Vermutungen anstellen können, was Wolfgang Ernst konkret meint.

Gewiss sind diese Ausführungen geistreich, doch wer sie durchdringen möchte, benötigt nicht nur umfangreiches Hintergrundwissen, sondern auch ausreichend Zeit, um einzelne Textpassagen mehrmals zu lesen und sich so dem Sinn anzunähern. Jene Leser, denen diese Voraussetzungen fehlen, werden dagegen nur eine undurchdringliche Ansammlung von Gedanken wiederfinden.
Erschwerend kommt hinzu, dass Wolfgang Ernst es in seiner sogenannten "Zusammenfassung vorweg", die – wie der Name schon sagt – vorgeschaltet ist, nicht schafft, den Aufbau beziehungsweise die Thesen des Buches allgemeinverständlich auf den Punkt zu bringen. Auch hier gilt – es mag sich wiederholen –, dass nur ausgewiesene Kenner durchblicken.
Unter Umständen mag dies auch daran liegen, dass der Autor immer wieder Begriffe ins Spiel bringt, welche er nicht durch entsprechende Definitionen oder Erklärungen präzisiert. So verwendet er zum Beispiel von Beginn an den Begriff "Zeitsignale", ohne zu erklären, was er explizit darunter versteht. Natürlich lässt sich vermuten, dass hiermit jene Signale gemeint sind, die die Vergangenheit gegenwärtig erscheinen werden lassen. Aber letzte Gewissheit hat der Leser hierüber nicht, so dass er folglich von Beginn an im Dunkeln stochern muss.

Fazit: Aus diesem Buch werden sicherlich nur eine Hand voll Experten einen Gewinn ziehen, da selbst interessierte Akademiker, welche nicht unmittelbar mit der Thematik befasst sind, wohl nur annäherungsweise den Ausführungen folgen können.

Weitere Informationen zum Buch finden sich auf der Webseite des Verlags

Matthias Jakob Schmid



Softcover | Erschienen: 24. April 2013 | ISBN: 978-3770554775 | Preis: 26,90 Euro | 211 Seiten | Sprache: Deutsch

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