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Es gibt keine Zukunft, keine Hoffnung mehr für Helen, denn Helen ist tot. Weshalb sie starb und was für ein Mensch sie vor ihrem Tod gewesen ist, kann sie nicht sagen, da sie an diese Zeit keinerlei Erinnerung hat. Sie weiß nur, dass sie in einer kalten Dunkelheit erwacht ist und sich aus lauter Verzweiflung an eine junge Poetin gehängt hat, die für sie alles darstellt. Personen, die ihr Halt geben, nennt sie für sich Bewahrer, da sie Helen davon abhalten, wieder in die Dunkelheit ihrer Verzweiflung hinabzutauchen und die Kälte des Grabes zu fühlen.
Ihr momentaner Bewahrer ist ein Schullehrer, der mitten im Schreiben eines Romans feststeckt. Mr. Brown unterrichtet viele verschiedene Klassen und schreibt normalerweise vor Unterrichtsbeginn immer einige Zeit an seinem Roman, eine Zeit, die nur Helen und ihm gehört, auch wenn er von seinem geisterhaften Begleiter keine Kenntnis besitzt. Doch seit Mr. Brown verheiratet und sein Leben voller Liebe ist hat er immer weniger Zeit für seine schriftstellerische Arbeit, was ihm Helen übel nimmt. Auch wenn sie es nicht offen zugibt, ist sie vollkommen eifersüchtig.
Diese Empfindungen ändern sich, als sie eines Tages bemerkt, dass einer der Schüler ihres Bewahrers zu ihr sieht. Sie ist ein Geist, eine Lichtgestalt, und niemand sie erkennen kann, denkt sie anfangs, dass sie sich irrt. Doch dann ist es offensichtlich, dass dieser Schuljunge auf sie reagiert und sogar Kontakt sucht. Helen ist verwirrt durch diese neue Seite ihrer Existenz und beginnt, sich mit ihm zu unterhalten und findet heraus, dass James ebenfalls ein Geist ist wie sie, aber einen Körper übernommen hat.
"Silberlicht" ist ein Roman der leisen und sanften Töne. Sowohl die Romantik als auch die fantasievolle Erzählung schreiten nicht mit großen Tönen daher, sondern leben von stillen Wortbildern und sinnhaften Handlungen. Die Ausgangssituation ist ungewöhnlich, da ein Geist die Hauptperson ist, die auf der Suche nach ihrer Vergangenheit ist und einen Weg findet, aus ihrer momentanen Existenz auszubrechen. Dabei trifft sie auf einen Gleichgesinnten, der sie verstehen kann und mit dem sie eine zarte Liebesbeziehung eingeht.
Die Welt, die Laura Withcomb erschafft, ist märchenhaft und gleicht doch unserer Realität, zumindest spielt sie darin. Zwei Seelen, die sich miteinander verbunden fühlen, treffen sich körperlich in den Leibern zweier gebrochener Jugendlicher wieder, die ihre ganz eigenen Probleme und Sorgen hatten. Der Konflikt, die Identität der Geistwesen mit der Realität der Körper, in die sie geschlüpft sind, zu vereinen, birgt sehr viel Spannung und gefühlvolle Momente. Besonders das eiskalte Elternhaus von Helens übernommenen Körper wird sehr eindringlich dargestellt, so dass man sich als Leser gebannt fragt, wie schlimm sich die Dinge noch weiter entwickeln können.
Letztlich dreht sich aber dennoch alles darum, dass zwei Liebende sich finden und gemeinsam einen Versuch unternehmen, aus der eigenen Hölle zu entfliehen und ihrer Existenz als Geister zu entkommen. Verwoben ist dies in die Erinnerungen und Erlebnisse Helens, aus deren Blickwinkel die Erzählung beschrieben wird.
Ein weiblicher und mit zartfühlenden Worten beschriebener Roman, der die liebevolle Odyssee zweier Menschen nach dem Sinn ihres Seins festhält.