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Richard "Dickie" Pilager, Sohn eines allseits geschätzten Senators, hat ein Herz für die Umwelt, für die Familie, für ein Leben mit weniger Bürokratie und Steuern und für noch einige andere Dinge mehr. Er will Gouverneur von Colorado werden, denn man schreibt das Jahr 2004 und eine neue Wahl steht an. Dabei ergeben sich jedoch zwei Probleme, von denen ihm allerdings nur eines wirklich klar ist:
Zum einen ist er völlig inkompetent im eigenständigen Umgang mit der Presse und darin, wirtschaftliche und politische Zusammenhänge zu erkennen. Drum ist er umgeben von Leuten, die den Wahlkampf für ihn managen und seine Reden und Auftritte vorschreiben, und von anderen, die ihm sagen, in welche Richtung er als Gouverneur am besten regiert. Bei letzteren handelt es sich um Lobbyisten und Wirtschaftsbosse, die Geld über Menschlichkeit stellen und alles aufkaufen, was ihnen im Weg steht. Pilager ist deren Marionette, und er lässt sich führen, ohne es wirklich mitzubekommen.
Zum anderen fischt er beim Dreh zu einem Wahlwerbespot für Umweltschutz die Leiche eines illegalen mexikanischen Einwanderers aus einem See.
Um das aufzuklären, engagiert Dickies Wahlkampfleiter Chuck Raven den ehemaligen Reporter und jetzigen Ermittler Danny O?Brien. Dieser hält sich selbst für einen Versager und lebt dieses Image vollkommen aus. Nun soll er einigen Personen auf den Zahn fühlen, die Dickie mit der Leiche möglicherweise schaden wollten. Danny derweil macht mehr als das: Er buddelt im Dreck und legt eine ganze Reihe an Skandalen frei, die sich um illegale mexikanische Arbeitskräfte, ein stillgelegtes Bergwerk und versteckten Giftmüll drehen. Einigen mächtigen Leuten gefällt das gar nicht ...
Dieser kleine engagierte Film von dem unabhängigen Regisseur John Sayles stellt eine hervorragende Parabel auf die politische Situation in den USA dar. Sayles hat ihn nüchtern und abgeklärt gedreht und darauf verzichtet, eine reißerische oder überdrehte Polit-Satire zu schaffen. So ist dieser Film zwar nicht sonderlich spannend, aber dennoch fesselnd, statt zahlreiche Lacher zu produzieren, wird sensibel und hintergründig erzählt, und man darf keine Action erwarten, dafür aber gut ausgearbeitete Charaktere bis in die Nebenrollen.
Auf den ersten Blick mag die prominente Schauspielerriege in diesem unscheinbaren Film, der bei einer sehr kleinen Produktionsfirma mit geringem zeitlichen und finanziellen Aufwand entstand, ein wenig verwundern, aber Sayles erläutert das im auf der DVD beigefügten Interview schlüssig: In solchen Filmen können sie Rollen spielen, die sie in Hollywood nicht angeboten bekämen. Richard Dreyfuss als Chuck Raven, der das Projekt "Gouverneur Pilager" als Herausforderung und Drahtseilakt sieht, Chris Cooper, den man eher von Bösewicht-Rollen her kennt ("Die Bourne Identität", "Ich beide & sie"), als unsicherer, aber überzeugter Kandidat, Kris Kristofferson überzeugend als kaltblütiger Wirtschaftsbonze Benteen, Daryl Hannah, die nach den beiden "Kill Bill"-Filmen wieder Leinwandluft geschnuppert hat, als Dickies undurchsichtige und launische Schwester, alle diese großen Namen haben freiwillig auf Mindestlohnbasis für diesen Film gearbeitet. Das ehrt den Regisseur und veredelt den Film.
Dieser zeigt eine schöne glänzende Polit-Fassade, hinter der Korruption, Machtmissbrauch und Ausbeutung mexikanischer Arbeiter schwelen. Hauptfigur Danny O?Brien wühlt sich durch diesen Irrgarten und berührt dabei alle Schichten der Gesellschaft von Colorado, von den illegalen Einwanderern über den Mediensumpf bis hin in hohe Wirtschafts- und Politikerkreise. Schauspieler Danny Huston stellt den Erkenntnisprozess spürbar dar, der den Verlierer, der eine Chance für sein Leben wittert, ins Kreuzfeuer bringt und gereift daraus hervorgehen lässt. Für Sayles ist dabei, ganz im Sinne der Geschichten Raymond Chandlers, der Weg das Ziel - aber um einen Film Noir handelt es sich hierbei nicht.
Mit dem Bonusmaterial auf der DVD kann man zufrieden sein: Sämtliche wichtigen Beteiligten sind mit einer Text-Biografie bedacht - und das sind viele -, das Interview mit Regisseur John Sayles und Produzentin Maggie Renzi ist aufschlussreich und regierungskritisch, in einem weiteren Interview spricht die mexikanische Schauspielerin Alma Delfina, die im Film als Lupe Montoya dem Ermittler hilfreich zur Seite steht, über das Problem der illegalen südamerikanischen Einwanderer in den USA und über die Arbeit mit dem Regisseur, und natürlich dürfen der Originaltrailer und die Epix-Trailershow auch nicht fehlen. Das wichtigste Extra, das über vierzig Minuten lange Making of, ist inhaltlich sehr aufschlussreich und gut gemacht, aber leider technisch nicht perfekt: Der deutsche Untertitel passt zum Bild, aber der Ton kommt mit einigen Sekunden Verzögerung und passt oft nicht zu Bild und Text. Das ist auf Dauer irritierend und anstrengend, ein bedauerlicher Tonspurfehler.
Insgesamt ist die DVD zu "Silver City" sehr empfehlenswert. Wer nach einem amerikanischen Film sucht, der sich kritisch, aber nicht überzogen satirisch mit der amerikanischen Polit-Realität auseinandersetzt und nebenbei noch eine gute Geschichte elegant erzählt, der sollte hier zugreifen. Dies ist vielleicht einer der amerikanischsten Filme der letzten Jahre.