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 Sklavin

Gefangen, geflohen, verfolgt

Autoren: Damien Lewis, Mende Nazer
Übersetzer: Karin Dufner
Verlag: Knaur

Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Bildqualität
Brutalität
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung


In ihrer Autobiographie, die in deutscher Sprache im Schneekluth-Verlag erschienen ist, beschreibt Mende Nazer, wie sie aus ihrer Familie geraubt wird und acht Jahre lang als Sklavin unter unmenschlichen Bedingungen leben muss, bis es ihr gelingt zu fliehen. Co-Autor ist der britische Journalist und Sudan-Kenner Damien Lewis, der auch bei Mende Nazers Flucht behilflich war.

Tief im Süden des Sudan wird Mende Nazer in einem Lehmdorf der Nuba geboren. Doch eines Tages verändert sich ihr gesamtes Leben. Es ist Frühling 1992 und sie ist etwa zwölf Jahre alt. Wie jeden Tag geht sie zur Schule, hängt ihren Träumen nach und hilft ihrer Mutter bei den häuslichen Pflichten. Aber diese Nacht ist anders. "Feuer. Das Dorf brennt!", ruft ihr Vater und springt auf. Arabische Milizen überfallen den Stamm: Sie brennen die Hütten ab, morden, vergewaltigen und entführen Mädchen und Jungen, um sie später als Sklaven zu verkaufen. Mende findet sich in einem Militärlager wieder - bis sie von einem Sklavenhändler nach Karthoum verschleppt und dort an eine reiche Familie der Oberschicht veräußert wird. Ein kleiner Verschlag ist ab jetzt ihr Zuhause und sie ist nicht einmal mehr wert, einen Namen zu tragen. Man ruft sie "Yebit", das Mädchen, das keinen Namen verdient, und lässt sie von morgens bis abends schuften. Sie wird geschlagen, ausgebeutet und misshandelt. Selbst ein Hund hat es besser und erfährt mehr menschliche Zuwendung und Nähe. So berichtet Mende Nazer.
Nach langen Jahren in dieser Familie wird sie weitergereicht an eine Verwandte in London. Doch auch hier geschieht das Unfassbare und sie bleibt eine Sklavin in einem freiheitlichen, westeuropäischen Land. Schließlich gelingt es ihr, mit einem Landsmann aus den Nubabergen Kontakt aufzunehmen und ihrem "Herrn", einem Angehörigen der sudanesischen Botschaft, zu entfliehen. Doch damit ist der Alptraum noch nicht zu Ende. Man versucht, sie zurückzuholen, und der Antrag auf Asyl, den sie stellt, wird zunächst von den britischen Behörden abgelehnt, bis Mende Nazer einer breiten Öffentlichkeit ihr Schicksal mitteilt: in diesem Buch. Aber das ist eine andere Geschichte.

Das Buch ist spannend und flüssig geschrieben. Es gliedert sich in drei Teile: die Kindheit im Dorf, die Zeit der Gefangenschaft und die Reise in die Freiheit. Es wird sicher nicht zur großen Weltliteratur zählen, aber den Anspruch hat das Buch auch nicht, vielmehr soll eine breite Öffentlichkeit informiert werden. Dem Inhalt entsprechend stellt das Buch eine teils sehr persönliche und subjektive Sichtweise der Geschehnisse dar, die Autorin ist gerade mal zwölf Jahre alt, als sie in Gefangenschaft gerät. Vor allem aber ist es ein schockierendes Dokument über die Verhältnisse im Sudan und legt Zeugnis ab vom unzerstörbaren Willen und Lebensmut einer jungen Frau. Es richtet sich an alle diejenigen, denen Gerechtigkeit nicht gleichgültig ist. Es ist ein Appell an die Menschlichkeit und will auf bestehende Missstände, die Tatsache, dass im 21. Jahrhundert etwa 27 Millionen Menschen in Sklaverei leben, aufmerksam machen, und helfen diese zu beseitigen. Und das ist dem internationalen Bestseller bestens gelungen.

Den Abschluss des Buches bildet ein Interview, das Co-Autor Damien Lewis drei Tage nach ihrer Flucht mit der Autorin führte. Wie fühlt es sich an, wieder frei zu sein nach so langer Gefangenschaft? Mende Nazer wünscht sich nur eins: Gerechtigkeit, Toleranz und Gleichberechtigung zwischen allen Menschen. Und sie möchte ihre Familie wiedersehen. Aber dies ist unter der derzeitigen politischen Situation im Sudan zu riskant.

Sabine Seip



Taschenbuch | Erschienen: 1. Januar 2004 | ISBN: 9783426625415 | Originaltitel: Slave | Preis: 8,95 Euro | 416 Seiten | Sprache: Deutsch

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