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 Slow West


Cover
Gesamt ++++-
Action
Anspruch
Aufmachung
Bildqualität
Brutalität
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Jay Cavendish ist ein junger Schotte adeliger Herkunft, der sich auf den Weg nach Amerika gemacht hat, um die Liebe seines Lebens wiederzufinden. Rose, so heißt die junge Frau, war in seiner Heimat seine beste Freundin und heimliche Liebe, bis die Umstände sie in den wilden Westen verschlugen. Wie wild diese neue Welt ist, davon hat Jay keine Ahnung und so kann er von Glück sagen, dass er auf Silas trifft, der ihn beschützen und zu Rose bringen wird. Jay weiß nicht, dass Rose des Mordes gesucht wird und auf ihrem Kopf eine Belohnung von zweitausend Dollar ausgesetzt sind. Für einen solchen Betrag macht sich beinahe jeder Einwohner des Landes auf den Weg, um sie zu finden und zu töten. Einer davon ist Silas, der sein Geld als Kopfgeldjäger verdient.

"Slow West", das ist nun kein Titel, der viel Action verspricht, oder etwa eine Handlung vermuten lässt, die den Zuschauer von Hocker reißt. Doch Regisseur John Maclean hat da einen sehenswerten Film gemacht, den anzuschauen Spaß macht. Das liegt vor allem an den beiden Hauptfiguren, Jay Cavendish, dem unglaublich naiven Schotten, und Silas, aus dessen Perspektive der Film erzählt wird. Silas ist ebenso zynisch und knochentrocken wie Jay unerfahren ist und er wird all seine Lebenserfahrung brauchen, um diesen heil zu seiner Rose zu bringen. Was danach geschehen wird, ist Silas nur allzu gut klar, auch wenn Jay die Realität so gut es geht verleugnet.

Überhaupt ist Jays Verhalten nicht mit Naivität und auch nicht mit Dummheit zu erklären. So unbedarft wie er sich durch den Westen schlägt, ist es ein Wunder, dass er überhaupt so weit gekommen ist. Kein Wunder, dass er immer wieder in lebensbedrohliche Situationen gerät und Silas ihm gleich bei der ersten Begegnung das Leben retten muss, indem er Angreifer erschießt, und zwar aus dem Hinterhalt. Damit hat der Kopfgeldjäger keine Probleme, so lange es ihn an sein Ziel bringt. Das klingt brutal, aber so ist Silas Welt nun einmal und es bringt nichts, lange zu diskutieren. Diesen Fatalismus wird Silas brauchen, denn Jay bringt sich mit seiner grenzenlosen Ahnungslosigkeit immer wieder in Schwierigkeiten, sei es, dass er bis auf die Unterhosen ausgeraubt wird, oder Kopfgeldjäger einfach nicht als das erkennt, was sie sind. Seine weltfremde Sichtweise macht es ihm jedoch auch möglich, eine Schönheit in der Welt zu sehen, die Silas bisher verschlossen war. Und so ändern sich beide Männer in der Gesellschaft des anderen und es entsteht eine wortkarge, ungleiche Freundschaft, die erstaunlicherweise für Silas wichtiger wird als für Jay, der zwar besser zurechtkommt je länger die Reise dauert, vor der Wahrheit jedoch auch die Augen verschließt.

In Rückblenden erklärt der Film, wie es überhaupt dazu kam, dass Rose in den Westen flüchten muss und hier zusammen mit ihrem Vater wegen Mordes gesucht wird und natürlich hat Jay auch hier in aller Unschuld seinen Anteil daran. Trotzdem käme es ihm nicht in den Sinn, dass er sämtliche Kopfgeldjäger der Umgebung zu seiner großen Liebe führt und so bemerkt er das Unheil nicht, welches sich über ihnen zusammenbraut, während sie ihrem Ziel immer näher kommen.

Silas dagegen weiß zu Beginn nur zu genau, worauf er sich einlässt. Er will das Geld und damit seinen Lebensabend sichern, denn der Westen, den er kennt, wird es nicht mehr lange geben. Die Welt ändert sich und bald ist kein Platz mehr für solche wie ihn, also muss er handeln. Womit er nicht gerechnet hat, ist Jays aufrichtige Zuneigung und sein Glaube an die Liebe, die den schweigsamen Mann mehr berühren, als er zugeben möchte.

In solchen Momenten brilliert Schauspieler Michael Fassbender, der den Kopfgeldjäger so herrlich zurückhaltend spielt. Sein Silas trägt das Herz nicht auf der Zunge, sondern verrät sich höchstens mit einem scheuen Blick auf das Bild der jungen Rose, das überall aushängt, um zu ihrer Ergreifung zu führen, oder an der fast schon widerwilligen Fürsorge, die er dem Träumer Jay zuteil kommen lässt. Sein Gegenpart Kodi Smit-McPhee setzt als großäugiger Simpel den richtigen Kontrast und so überzeugt der Film nicht nur durch seinen sarkastischen Humor, sondern vor allem durch die verhalten gespielte Freundschaft der beiden ungleichen Männer, die ihren Weg durch alle Gefahren gehen und bis zum Showdown aufeinander achtgeben.

Der nur 84 Minuten lange Film ist eine kleine Perle, die nicht nur für Liebhaber des Wildwest Films interessant ist. Vielmehr werden Freunde von Independant Filmen und Geschichten mit einer gehörigen Portion schwarzen Humors ihre Freude haben.

Ein Trailer und weitere Informationen finden sich auf der Homepage des Films.

Iris Jockschat



DVD | Disc-Anzahl: 1 | EAN: 4009750301272 | Erschienen: 3. Dezember 2015 | FSK: 12 | Laufzeit: 84 Minuten | Originaltitel: Slow West | Preis: 12,99 Euro | Untertitel verfügbar in: Deutsch, Englisch | Verfügbare Sprachen: Deutsch, Englisch

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