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Der Rüstungskonzern
GloboTech kauft eine Spielzeugfirma auf und plant, eine neue Dimension von Spielzeug auf den Markt zu bringen: interaktive Actionfiguren, die sich selbständig bewegen und sprechen können. Als Setting wird ein Konflikt zweier gegensätzlicher Lager erdacht: auf der einen Seite die Gorgonites – friedfertige Monsterfiguren, die entworfen wurden, um den Forschungsdrang und die Neugierde von Kindern zu fördern – und auf der anderen die Commando Elite, Spielzeugsoldaten und Gegner der Gorgonites, die eine actionorientierte Zielgruppe ansprechen sollen. Durch einen unglücklichen Zufall werden die Figuren bei der Produktion aber mit hoch entwickelten Mikroprozessoren ausgestattet, die ursprünglich vom Pentagon in Auftrag gegeben worden sind. Dadurch sind die Figuren nun mit einer KI ausgestattet, die sich auf der Basis ihrer Grundprogrammierung selbstständig weiterentwickelt – und die lautet bei den Commando Elite: die Gorgonites aufspüren und eliminieren. Als der 13-jährige Alan Abernathy (Gregory Smith) vor dem offiziellen Verkaufsstart in den Besitz einiger Prototypen gelangt und sich auf die Seite der liebenswürdig-chaotischen Gorgonites stellt, betrachten die kampfesgeilen Plastikkrieger um Major Chip Hazard ihn und sein menschliches Umfeld als Feinde, die keine Gnade zu erwarten haben ...
Kritik zum Film:Wenn Joe Dante eines kann, dann ist es, sich eingefahrenen Genrekonventionen zu verweigern und seine Filme mit seiner ganz persönlichen Handschrift zu signieren: Humor geht nicht selten mit Schrecken einher, bissige Gesellschaftskritik mit cinephilem Augenzwinkern, ausgefeilte Tricktechnik mit originellen Geschichten. So variierte und ironisierte der Regie-Altmeister in "The Howling" nicht nur den traditionellen Werwolf-Film und lieferte mit dem herrlich schrägen Spielberg-Klassiker "Gremlins" den etwas anderen Weihnachtsfilm ab, sondern inszenierte ferner mit "Small Soldiers" Antikriegskino, wie man es so noch nicht gesehen hatte. Bei den Kritikern stieß die Geschichte um die sich verselbstständigenden Actionfiguren, die eine US-amerikanische Vorstadt in ein Schlachtfeld verwandeln, seinerzeit auf wenig Gegenliebe, und auch an den Kinokassen war dem Film kein großer Erfolg beschieden – unverständlicherweise, sprüht "Small Soldiers" doch geradezu vor all dem, was das Dante'sche Kino ausmacht.
Es ist einfach eine Freude zu sehen, wie geradezu mühelos Dante das ranzige militaristische Gebaren, den unfreiwillig komischen Stars-and-Stripes-Fetisch und die hurrapatriotische Waffenpornografie einschlägiger amerikanischer Kriegsfilme und Action-Blockbuster bloßstellt und das Schema vom guten amerikanischen Soldaten umdreht, indem er die äußerlich nicht gerade Vertrauen einflößenden Monsterfiguren zu den Sympathieträgern macht. Und wenn Major Chip Hazard – vor versammelter Truppe und einer US-Flagge im Hintergrund – unermüdlich pathetische Phrasen drischt, die Plastikkämpfer als muskelbepackte Zerrbilder von Schwarzenegger und Konsorten daherkommen und "kein Mann zurückgelassen wird", bleibt nicht zuletzt bei all jenen, denen das 80er-Jahre-Actionkino und die Uncle-Sam-Masturbationsvorlagen eines Michael Bay nicht unbekannt sind, kein Auge trocken. Doch nicht nur das Pentagon-freundliche Blockbusterkino, das Bodybuilder-Actiongenre und die Hersteller von Kriegsspielzeug kommen zum Handkuss, auch das im US-Kino gerne zelebrierte Bild der idyllischen amerikanischen
suburbs und ihrer glückstrahlenden Einwohner nimmt Dante nach "Meine teuflischen Nachbarn" einmal mehr aufs Korn.
Bei aller Gesellschafts- und Medienkritik verzichtet Dante aber auf den aufdringlich erhobenen Zeigefinger und verpackt seine
message in einem familienfreundlichen All-Ages-Actioner, der mit Referenzen auf diverse Kriegsfilmklassiker ebenso aufwartet wie mit Inside-Jokes auf das klassische Horrorkino, dessen Einfluss auf Dantes Schaffen unübersehbar ist. Die Action-Momente sind erstklassig in Szene gesetzt, das Drehbuch punktet mit witzigen und originellen Einfällen, und die Spezialeffekte, für die ILM sowie Tricktechnik-Veteran Stan Winston ("Terminator", "Aliens", Jurassic Park") verantwortlich zeichnen, können sich auch heute durchaus noch sehen lassen.
Was "Small Soldiers" damals wie heute zu einem aus der Masse hervorstechenden Spaß für Groß und Klein macht, ist seine Vielschichtigkeit und die Balance, die Joe Dante zwischen den unterschiedlichen Momenten fast durchgehend gelingt: Die Geschichte wird actiongeladen und temporeich erzählt, gleitet aber nie ins Oberflächliche ab, die gesellschaftskritische Botschaft ist klar, mutiert aber zu keinem Zeitpunkt zum enervierenden erhobenen Zeigefinger, das Bombardement an popkulturellen Referenzen und cinephilen Insidern ist großflächig, läuft aber nur selten ernsthaft Gefahr, über die Stränge zu schlagen. Ob Alt oder Jung, das Publikum wird stets bei der Stange gehalten – das erwachsene vielleicht sogar etwas mehr als das jüngere. Die Ähnlichkeiten zu "Gremlins" sind nicht von der Hand zu weisen, doch besitzt "Small Soldiers" genug Eigenständigkeit, um sich nicht hinter Gizmos turbulenten Abenteuern verstecken zu müssen.
Kritik zur Blu-ray Disc:Koch Media hat "Small Soldiers" eine HD-Zellenkur spendiert, die sich sehen und hören lassen kann: Das Bild wartet mit natürlichen und kräftigen Farben sowie einem ordentlichen Kontrast auf; Verschmutzungen sind nur selten auszumachen. Der bildqualitative Sprung, den "Small Soldiers" von der DVD hin zur Blu-ray hinlegt, ist wirklich beachtlich, lediglich beim Einsatz von Rauschfiltern hätte man sich eine Spur mehr zurückhalten können.
Die deutsche und die englische Tonspur liegen jeweils in DTS-HD Master Audio 5.1 vor und erfreuen mit einer ausgewogenen Abmischung. Die Dialoge sind gelegentlich ein wenig dumpf, aber jederzeit deutlich verständlich, und die Action-Szenen beziehen sämtliche Kanäle mit ein, hätten aber durchaus eine Spur mehr Dynamik vertragen können.
Das Bonusmaterial fällt überschaubar aus, ist aber nicht uninteressant. Nach Starten der Blu-ray wird ein Vorwort von Joe Dante geladen, das während einer Retrospektive seines Schaffens im Wiener Filmmuseum 2013 aufgenommen wurde. Die blaue Scheibe wartet ferner mit einem Making-of und einem Interview mit dem Regisseur auf, daneben gibt es verpatzte und gelöschte Szenen, eine Bildergalerie sowie den deutschen und den englischen Kinotrailer. Sämtliche Extras liegen ausschließlich in SD vor. Der Blu-ray Disc liegt – wie bei Koch Media nicht anders zu erwarten – ein Wendecover bei.