"Wer bist du?", steht auf dem Zettel, den Sofie in ihrem Briefkasten findet. Seltsame Frage. Natürlich Sofie Amundsen, vierzehn Jahre alt, wohnhaft in einer norwegischen Kleinstadt, Kloverveien drei, gemeinsam mit ihrer Mutter und ihrem zur See fahrenden Vater. Doch ist das alles? Sofie beginnt zu grübeln und fragt sich, was dieser Zettel wohl bezwecken soll.
Am nächsten Tag findet sie einen weiteren Zettel. "Woher kommt die Welt?", steht darauf. Einfache Frage, schwierige Antwort. In den folgenden Tagen wird Sofie immer mehr in einen Philosophiekurs hineingezogen, den ein gewisser Alberto Knox für sie vorbereitet hat. Doch ist das wirklich alles? Immer häufiger ist von einer Hilde Møller Knag die Rede, die wie Sofie bald fünfzehn wird. Und deren Vater Major Knag, hat für seine Tochter ein ganz besonderes Geburtstagsgeschenk gemacht.
Während Sofie von Demokrit, Epikur, Sokrates, Platon, Aristoteles, Kant, Luther, Newton, Darwin, Nitsche und vielen weiteren Philosophen hört, verdichtet sich in ihr der Verdacht, dass Hilde und ihr Vater mit ihrem Leben spielen. Ist ihre Realität die einzig wahre oder eher die von Hilde?

Jostein Gaarder hat ein Lehrbuch über Philosophie geschrieben. Die wichtigsten Philosophen der Menschheitsgeschichte kommen darin vor, ihre Lehren und die Fragen, die sie sich und der Welt gestellt haben. Und er hat einen Jugendroman geschrieben, der das Schicksal Sofies thematisiert und die Frage stellt, was real ist und was nicht.
Und er hat ein Buch geschrieben, das den Leser anregen soll, über sich selbst, seine Welt und den Sinn seines Daseins nachzudenken: wichtig von unwichtig zu unterscheiden, Sinn von Unsinn. Darüber hinaus hat er ein Buch geschrieben, das Kindern wie Erwachsenen die Möglichkeit eröffnet, zu verstehen, was den Menschen ausmacht und warum er lebt. Zumindest versucht Gaarder diese Möglichkeit zu eröffnen. Ob der Leser dies honoriert, dürfte zumindest fraglich sein, denn leicht sind die vielen Lektionen nicht, die er da aneinanderreiht.

Erschwerend kommt hinzu, dass man hier ein Hörspiel vor sich hat, kaum zurückblättern kann, keine Zeit für längere Überlegungen hat und nicht nachsinnen kann, was der Autor gerade wieder gemeint hat und welche Gedanken er anregen wollte.
Dies ist ein gewaltiges Manko des Mediums Hörspiel. Zudem kommt es nicht ohne Kürzungen und Auslassungen aus. Das macht aus dem ziemlich kompletten Philosophiekurs ein holperiges Stückwerk. Es betont zwangsläufig die Geschehnisse, die Sofie erlebt und die sie mit Hilde verbindet. Es entwickelt sich weniger ein Philosophiekurs als ein Abenteuer, dem man allerdings gerne folgt. Nicht zuletzt dank der exzellenten Sprecher macht diese Version von „Sofies Welt“ sehr viel Spaß. Doch das Philosophieren lernt man dabei nicht – dafür muss man zum Buch greifen.

„Sofies Welt“ ist ein Weltbestseller. Es gibt kaum ein besseres und vor allem spannenderes Philosophie-Buch für Jugendliche. Ob man das aber als Hörspiel haben muss, bleibt fraglich. Als Geschichte funktioniert es zweifellos besser in dieser Form, als Einführung in die Philosophie jedoch nur bedingt.