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 Sonne, Klon und Sterne

Eine Science-Fiction-Anthologie


Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Gefühl
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Die Zukunft. Unendliche Möglichkeiten. Diese Anthologie präsentiert eine Auswahl an Science-Fiction-Geschichten, die die literarische Vielfalt dieses Genres widerspiegeln und Schülerinnen und Schüler ab dem neunten Schuljahr anregen sollen, sich mit Ethik, Umwelt, technischem Fortschritt, Identität und weiteren Themen gedanklich auseinander zu setzen.

Die Sammlung umfasst 17 Texte aus verschiedenen Bereichen der Science-Fiction, darunter zwei abgeschlossene Kurzgeschichten ("Drei Elektritter" von Stanislaw Lem und "Ein Kyborg namens Joe" von Herbert W. Franke). Die anderen Texte sind Auszüge aus Romanen oder Geschichten deutscher und amerikanischer Autoren der neueren Zeit, darunter Andreas Eschbach und Margaret Peterson Haddix mit jeweils zwei Beiträgen. Mit Ray Bradbury und Aldous Huxley sind aber auch Klassiker vertreten. Eingeleitet wird die Anthologie mit einem Auszug aus dem Werk "Utopia", das Thomas Morus 1515/16 schrieb und das somit zu den ältesten utopischen Gesellschaftsbeschreibungen gehört. Am Ende des Buches stehen Kurzbiografien der einzelnen Autoren und ein Quellenverzeichnis der Texte. Die Zeilen sind an den Seitenrändern nummeriert.

Die Texte sind in vier Themenbereiche aufgeteilt. Im ersten, "Von Stern zu Stern", geht es um Kontakte der dritten Art: mal friedlich aus der Sicht der besuchten Menschen ("Kelwitts Stern" von Andreas Eschbach) oder der besuchenden Außerirdischen ("Quer durch die Galaxie und dann links" von Robin Klein), mal feindselig ("Drei Elektritter" von Stanislaw Lem). In "Der Raumfahrer" von Ray Bradbury geht es dagegen um das zwiespältige Verhältnis von Menschen zur Raumfahrt: besorgt ob der zahllosen Gefahren, aber auch fasziniert von den unendlichen Weiten und ihnen verfallen.
Der Komplex "Virtual? Reality!" beginnt mit "Cyber Love". Thomas Feibel schickt den Leser auf eine Irrfahrt zwischen zwei Welten, und zumindest aus dem Auszug geht nicht hervor, welche davon die reale und welche die virtuelle ist. In "Endstation Alphazone" von Chris Westwood versucht eine Gruppe Menschen, in eben jene Zone einzudringen - diese ist Teil eines Computerspiels, das außer Kontrolle geraten ist. Allerdings muss man sich diese Information anderweitig holen, das vorliegende Buch gibt sie nicht her. In "Ein Kyborg namens Joe" von Herbert W. Franke geht es um einen Roboter mit menschlichem Gehirn und um dessen Erinnerungen an das frühere Leben: Ist er Mensch oder Maschine? Dürfen Erinnerungen gelöscht werden wie Datensätze? Diese Kurzgeschichte gehört zu den anspruchsvollsten Texten der Sammlung, jedenfalls für Schüler, die sie interpretieren sollen.
Im Themenbereich "Experiment Mensch" geht es um den alten Traum vom Jungbrunnen ("Experiment ewige Jugend" von Margaret Peterson Haddix), um einen telekinetisch begabten Menschen, der als Waffe missbraucht werden soll ("Eine seltene Gabe" von Andreas Eschbach), um lebendige Organspender ("Duplik Jonas 7" von Birgit Rabisch), um eine Frau, die sich selbst geklont hat ("Blueprint - Blaupause" von Charlotte Kerner) und um Massenproduktion von Menschen, deren Rolle in der Gesellschaft genetisch vorherbestimmt wird ("Fließbandprodukte" von Aldous Huxley, Auszug aus "Schöne neue Welt").
Nach diesem Ausflug in die Bioethik werden in "Schöne neue Welten" Menschen in utopischen Gesellschaften vorgestellt: Thematisiert werden Geburtenkontrolle ("Schattenkinder" von Margaret Peterson Haddix), hochtechnisierte Städte, in denen man nur noch eine Nummer ist ("Version 5 vor 12" von Reinhold Ziegler), das Ausschlachten im wahrsten Sinne des Wortes eines tierreichen Planeten ("Fleischplanet" von Arnulf Zitelmann) und eine heruntergekommene Gesellschaft, in der Buch und Schrift zu einer mythischen Vergangenheit gehören ("Das letzte Buch des Universums" von Rodman Philbrick).

Die Sammlung ist in der Tat vielseitig und die Auswahl auch meistens gut getroffen. Einzig bei "Endstation Alphazone" weiß man anhand des Auszugs nicht, ob die Handlung in einer virtuellen Realität, auf einer futuristischen Erde oder auf einem fremden Planeten spielt. Hier wären entsprechende Informationen oder eine andere Passage von Vorteil gewesen. Andererseits handelt es sich um ein Buch, das für den Schulgebrauch zusammen gestellt wurde, so dass es ohnehin naheliegt, dass sich die Schülerinnen und Schüler ohnehin mit den Romanen und Autoren befassen.

Eine Perle dieser Sammlung ist Lems "Drei Elektritter", das aus seiner Anthologie "Robotermärchen" entnommen wurde und sich wie eben ein solches liest. Aber auch die anderen Texte können sich sehen lassen, keiner der Texte enttäuscht inhaltlich oder ist anstrengend zu lesen - letzteres am ehesten Huxleys Auszug aus "Brave new world", der sprachlich anspruchsvollste Text. Es zeigt sich erfreulicherweise, dass auch deutsche Autoren gute Sci-Fi schreiben.

Diese Science-Fiction-Anthologie ist bestens zur Behandlung in der Schule geeignet, da sie viele verschiedene Bereiche anspricht und Jugendliche an Zukunftsthemen heranführt. Sie lohnt sich aber auch zur Freizeit-Lektüre, denn sie gibt Einblick in viele verschiedene Romane und kann durchaus dazu anregen, sich das eine oder andere Buch zu besorgen, um die ganze Geschichte zu lesen.

Stefan Knopp



Taschenbuch | Erschienen: 1. Juni 2006 | ISBN: 9783122626402 | Preis: 5,30 Euro | 158 Seiten | Sprache: Deutsch

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