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Nachdem David Wellington mit seinem Erstling "Der letzte Vampir" für viel Wirbel im Dark-Fantasy-Bereich sorgte, erschien im Sommer 2008 der erste Roman einer Trilogie, die sich wieder einer Randgruppe der modernen Fantasy- und Horrorlektüre widmet: den Zombies.
Dekalb ist bei den Vereinten Nationen angestellt und kennt den afrikanischen Kontinent wie seine Westentasche. Kein Diktator, mit dem er noch nicht Kaffee getrunken, kein Waffensystem, welches er nicht schon gesehen hätte. Doch diese Zeiten sind vorbei. Heute wird diese Region von fundamentalen Warlords regiert und die neue Währung sind Medikamente, Waffen und Wasser. Die Welt ist kollabiert, die westliche Zivilisation untergegangen und von willenlosen Zombies überrannt. Ironischerweise haben die vermeintlich rückständigen Länder der Dritten Welt den Kampf gegen das Virus und seine willenlosen Verbreiter besser überstanden - Kinderarmee und der guten alten Kalaschnikow sei Dank.
In diesen neuen Verhältnissen muss Dekalb nach New York reisen, um dort AIDS-Medikamente für einen weiblichen Warlord zu finden, nicht ganz freiwillig selbstredend. Während seine Tochter als Pfand in Somalia verbleibt, macht sich der Mittvierziger zusammen mit einer Gruppe weiblicher Kindersoldaten auf den Weg in die Küstenstadt am anderen Ende des Pazifiks. Hier stellt er sich dem Kampf ums tägliche Überleben. Was Dekalb nicht ahnt: Irgendwo in einer Badewanne in New York erwacht gerade ein denkender Zombie. Der Medizinstudent Gary infizierte sich selbst mit dem Virus, sorgt jedoch dafür, dass sein Körper über den Tod hinaus mit Sauerstoff versorgt wird, und rettet damit sein Gehirn.
Keiner der beiden weiß zu diesem Zeitpunkt, dass sich ihre Wege schon bald kreuzen werden ...
Nach dem etwas holprigen Anfang nimmt die Handlung schnell Fahrt auf und zieht den Leser in einen Strudel von Aktion und Reaktion. Schnell erliegt man dem Vergleich mit bekannten Zombiefilmen, zumal Wellington augenscheinlich eine gute Portion der hinlänglich bekannten Zombie-Motive in seinen Roman integriert hat. Die beiden Protagonisten und ihre permanenten Selbstzweifel nerven bisweilen, besonders weil die Handlung dadurch zeitweilig sehr schleift und sich kaum weiter entwickelt. Die Motive der Handlungsträger sind nicht immer ganz eindeutig und im letzten Drittel der Geschichte beginnt der Autor dann gänzlich von seiner Linie abzuweichen. War die Geschichte bisher gut nachvollziehbar und die fantastischen Elemente glaubwürdig in die Realität eingefügt - Virus, Zombies, Überlebende et cetera, so wird es im letzten Drittel dann doch unfreiwillig komisch. Da erwachen Moorleichen und Mumien zum Leben, bauen einen Tempel und vieles mehr. Die Horrorelemente nehmen ab, die Handlung wird zunehmend unglaubwürdig und gipfelt in einer sehr konstruierten finalen Auseinandersetzung.
Leider konnte der Autor das Tempo nicht halten, sodass das Buch einige Längen hat. Die klassische Zombie-Story wird dann auch noch zugunsten eines übersinnlich-medialen Weltuntergangsplots aufgegeben. Schade. So ist der Roman weder Fleisch noch Fisch. Weder ein knallharter Zombie-Roman mit kleinen Anleihen aus dem Filmbereich noch ein übersinnlicher Endzeitroman. Irgendwo dazwischen hat es sich David Wellington gemütlich gemacht und man kann sich als Leser des Eindrucks nicht erwehren, dass der Autor möglichst viele Ideen in seinem Buch unterbringen wollte. Trotzdem stellt "Die Stadt der Untoten" ein lesenswertes Horrorspektakel dar, das man ruhig mal zur Hand nehmen kann. Wer Spaß an dieser Art der Erzählung findet, darf sich auf die zwei Folgeromane freuen. Hier soll dann auch der Ursprung des Virus geklärt werden.