Gewalttätige junge Menschen, perspektivlos und mit rechter Gesinnung, sind ein aktuelles Thema und werden daher auch filmisch oft behandelt. "Stahlkappen" beschäftigt sich mit Nazis in Kanada, mit ihrer Gewaltbereitschaft und den Folgen für die Opfer wie für die Täter.

Der junge Skinhead Mike verlässt mit seiner Freundin ein Konzert und will mir ihr hinter einer Mülltonne allein sein. Ein pakistanischer Wirt bringt gleichzeitig seinen Müll raus und kippt ihn neben der Tonne aus, ohne das Paar gesehen zu haben. Mike rastet aus und tritt auf den Mann ein, der schließlich sogar an seinen Verletzungen stirbt. Im Gefängnis wird Mike der jüdischstämmige Anwalt Danny Dunkelman zugewiesen. Für ihn wird diese Verteidigung auch zu einer privaten Bewährungsprobe, da Freunde und Familie ihm die Annahme des Mandats vorwerfen. In vielen Dialogen versucht Dunkelmann, Mike die moralische Tragweite seiner Handlung verständlich zu machen, will ihn zwingen, sich mit seiner Motivation und seinen Problemen zu beschäftigen, um ihn zur Reue zu bewegen.

Neben dem 85-minütigen Film befinden sich auf der DVD der Originalttrailer und einige Interviews mit Schauspielern und anderen Mitwirkenden. Der Film ist auf Deutsch und Englisch zu sehen, die Interviews nur auf Englisch. Deutsche Untertitel sind vorhanden.

"Stahlkappen" ist ein ernsthafter Versuch, die psychologischen Folgen einer rassistisch motivierten Gewalttat auch für den Täter zu untersuchen. Der Film krankt allerdings an seiner geringen Schockwirkung und an seiner Naivität. Die blutige Tat des Skinheads ist zwar erschreckend, aber ist filmisch derart schlecht in Szene gesetzt, dass jegliche emotionale Wirkung beim Zuschauer ausbleibt, es sei denn, der Zuschauer hat noch nie Blut im Film gesehen.

Gravierender ist allerdings die Naivität. Der Anwalt versucht den Skinhead allein durch Gespräche, provozierende Äußerungen und den Zwang, dass er sich selbst eine Verteidigungsrede ausdenken soll, von der Abscheulichkeit seiner Tat und seiner Ideologie zu überzeugen. Natürlich mit Erfolg. Nach einigen Monaten im Gefängnis und vielen Provokationen bricht der Skinhead an seinen Schuldgefühlen zusammen, ändert seine gesamte Einstellung und bekommt dank seiner Reue nach nur wenigen Jahren Gefängnis doch noch die Chance seinen Platz in der Gesellschaft zu finden. Als würden überzeugte Nazis nur darauf warten, dass ihnen endlich jemand erzählt wie falsch ihr Weltbild ist, als müssten sie nur mal den Druck einer Gefängniszelle spüren und würden dadurch geläutert. Naiver geht es kaum.

Leider sind die Dialoge zwischen dem Anwalt und dem Skinhead dazu auch noch voller Pathos und Metaphern aus der jüdischen Kultur. An keiner Stelle des Filmes wird deutlich, warum der Nazi sich davon überzeugen lassen sollte. All das funktioniert nur, weil der Nazi kein Nazi ist, weil er von Anfang an nicht überzeugt ist, sondern nur frustriert, sich von Anfang an schuldig fühlt. Damit weicht der Film der wirklich interessanten Fragestellung aus: Wie kann es sein, dass Menschen andere Menschen rassistisch abwerten und bereit sind, sie zu töten, sogar glauben, sie töten zu müssen? Und wie kann die Gesellschaft es schaffen, Menschen von solch einem Weg abzubringen? Der Nazi im Film ist nicht das Problem, das Problem sind die, die töten und danach nicht aus Schuld in einen Eimer kotzen.

Die Ausstattung der DVD ist ziemlich gut. Mehrere sehr lange Interviews mit den Schauspielern und Regisseuren und der Originaltrailer bieten eine recht breite Hintergrundinformation zu dem Film. Die Bild- und Tonqualität sind gut.

Insgesamt ist "Stahlkappen" nicht zu empfehlen. Die naive Herangehensweise an die Problematik bietet keine der Wirklichkeit entsprechende Analyse. Die faden und teilweise pathetischen Dialoge lassen kaum Spannung aufkommen. Diesen Film muss man nicht gesehen haben!