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Annie O'Sullivans Leben ändert sich genau an dem Tag, als ein interessierter Kunde die erfolgreiche Immobilienmaklerin entführt, um sie zu seiner Sklavin zu machen. Ohne auch nur den Hauch einer Chance, ihrem Peiniger zu entkommen, ergibt sie sich ihrem Schicksal und lässt sich von dem sadistisch veranlagten Mann nicht nur erniedrigen und quälen, sondern gebärt ihm sogar noch ein Kind. Ein Martyrium, das sein jähes Ende findet, als es Annie beim Holzschlagen im Wald gelingt, ihren Entführer mit einer Axt zu erschlagen. Verwirrt von der plötzlichen Freiheit und gezeichnet vom jahrelangen Mißbrauch beginnen nun ihre Probleme, sich im normalen Leben zurechtzufinden. Sie schläft im Schrank, besucht die Toilette nur zu festgelegten Zeiten und gibt sich keine Mühe, gut auszusehen. Einzig und allein die regelmäßig besuchten Therapiestunden bei einer Psychologin scheinen ihr ein wenig Linderung zu verschaffen. Doch kaum hat sie ihre Geschichte erzählt und befindet sich auf dem Weg der Besserung, erfährt sie, wer wirklich hinter ihrer Entführung steckt. Ein schreckliches Geheimnis, das Annie an allem zweifeln lässt, was sie einst für wichtig gehalten hat.
Die Hölle auf Erden ist es, die die Autorin Chevy Stevens ihre Protagonistin in "Still Missing" erleben lässt. Sie zwingt sie dazu, jahrelang einem Mann zuwillen zu sein, der ein Sammelsurium von krankhaften Neigungen in sich vereint und als es ihr endlich gelingt, ihrem psychopathisch veranlagten Entführer zu entkommen, folgt der nächste Schlag. Eine Schilderung, die nicht nur von Brutalität und Grausamkeit geprägt ist, sondern eine Menge Emotionen in sich birgt. Gefühle, die dem Hörer einiges abverlangen. Denn während die einst so toughe Frau detailliert von ihren seelischen und körperlichen Folterungen in der Blockhütte spricht, hält der Hörer so manches Mal den Atem an. Demgegenüber lässt sich der zweite Teil der Handlung, in dem Annie mit der Hilfe eines Detektives den Drahtziehern ihrer Entführung auf die Spur kommt, zunächst besser ertragen. Doch als am Ende offenbart wird, wer hinter allem steckt und warum die junge Frau entführt wurde, ist der Schock noch mal so groß.
"Still Missing" ist ein Thriller, der unter die Haut geht. Auch wenn die Schilderungen an einigen Stellen etwas konstruiert und langatmig erscheinen, hat es die Autorin Chevy Stevens in ihrem Erstlingswerk hervorragend verstanden, mit den Gefühlen der Hörer zu spielen. Gelesen von Laura Maire, die die Leidensgeschichte der Immobilienmaklerin Annie O'Sullivan mit viel Feingefühl und passend eingesetzten Emotionen vorträgt, ist "Still Missing" vielleicht nicht jedermanns Sache, versteht es aber zu fesseln und zu bewegen. Ein Hörbuch, das, einmal angefangen, keine Ruhe lässt, bis das letzte Wort erklungen ist.
Fazit:
Ganz egal, ob "Still Missing" eher in die Kategorie Drama oder Thriller passt. Das, was die Autorin Chevy Stevens durch ihre Ich-Erzählerin berichten lässt, geht unter die Haut. Ein Hörbuch, das wie ein endloser Alptraum ist.