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Es mag an fehlendem Marketing gelegen haben; womöglich war auch der Zeitpunkt schlecht gewählt. Oder hatten die geneigten Zuschauer einfach keine Lust auf eine weitere, vorhersehbare Teenie-Komödie im Stile von "American Pie"? Wie dem auch sei: "Superbad", der neueste Streich von Amerikas gegenwärtigem Komödienspezialisten Nummer eins, Produzent und Regisseur Judd Apatow, kam, wurde gesehen und verschwand auch relativ rasch und unspektakulär aus den deutschen Lichtspielhäusern. Schade eigentlich, denn der Film hätte durchaus mehr Publikum verdient gehabt, da er sich erfrischend von den anderen Genre-Vertretern abhebt.
Zur Story: Das Partyleben der Kumpels Seth (Jonah Hill), Evan (Michael Cera) und Obernerd Fogell (Christopher Mintz-Plasse) ist eigentlich alles andere als spektakulär oder beneidenswert, dreht sich bei dem Trio doch im Grunde alles um Dosenstechen und Pornogucken im Keller, im angetrunkenen Zustand den Erwachsenen auf die Nerven zu gehen und aus Nacktbars hochkantig hinaus geworfen zu werden. Logisch, dass man mit solch einem Nachtleben nicht unbedingt beim weiblichen Geschlecht groß punkten kann - außer man nimmt es mit der Realität nicht so eng. Und so mutieren zumindest Seth und Evan in den Augen ihrer - heimlich - Angebeteten Becca (Martha MacIsaac) und Jules (Emma Stone) zu wilden Partyhengsten, die sich vor Einladungen kaum retten können. Kunststück also, dass letztlich auch eine Einladung von Jules folgt. Doch um sie zu beeindrucken, muss eine ganz spezielle Aktion her. Da kommt Fogells brandneuer, gefakter Ausweis gerade recht - und damit die Möglichkeit, trotz Minderjährigkeit an Hochprozentiges zu kommen und zum gefeierten Helden zu werden. Doch was sich in der Theorie gut anhört, muss nicht unbedingt auch in der Praxis ein Kinderspiel sein. Und so verwundert es nicht, als Fogell mit seinem Ausweis geschnappt und auf dem Rücksitz eines Streifenwagens Platz nehmen darf. Voller Verzweiflung machen sich Seth und Evan auf die Suche nach Alkoholika jeglicher Art - und schlittern von einer chaotischen Situation unvermittelt in die nächste. Doch gegen Fogells Odyssee wirkt ihre Reise in die Nacht geradezu harmlos ...
Nein, "Superbad" erfindet das Rad ganz sicherlich nicht neu. Die Story ist im Grunde hauchdünn und der Film unter der Lupe betrachtet eigentlich kaum mehr als eine Aneinanderreihung lustiger Situationen. Doch Regisseur Motolla macht halt etwas draus. Schon das an die Blaxpoitation-Filme erinnernde Intro deutet an, dass "Superbad" anders sein möchte - und hält, was es verspricht. Hier stehen keine smarten Highschool-Schönlinge im Mittelpunkt, sondern drei hundsgewöhnliche Typen, die zudem stellenweise deftigere Flüche draufhaben als so mancher Bauarbeiter, aber dank ihrer "gewöhnlichen" Probleme wesentlich interessanter und liebenswürdiger rüberkommen als der Star-Quarterback oder die Königin des Abschlussballes. Doch selbst zwischen dem nicht selten derben Humor und nicht minder anstößigem Gefluche nimmt sich "Superbad" die Zeit für den einen oder anderen nachdenklichen Unterton, ohne dabei im Klischee-Morast zu waten oder gar den Zeigefinger zu erheben. Das berühmte i-Tüpfelchen setzt schlussendlich natürlich die perfekt zusammengestellte Besetzung, wobei Newcomer Mintz-Plasse - treffenderweise - den Vogel abschießt: Seine Darstellung des schüchtern-verschrobenen Nerds Fogell, der dank seines falschen Ausweises immer mehr in der Rolle des Supermachos McLovin aufgeht, ist einfach zum Brüllen!
Die "Unrated McLovin Edition" ist randvoll gepackt mit Extras, für die auf einer Einzel-Disc einfach kein Platz mehr gewesen wäre. Ob entfallene Szenen, Versprecher, Set-Impressionen oder Mockumentaries - fast hat man das Gefühl, als sei ein zweiter Drehstab nur für Bonus-Features am Werke gewesen! Zwar zündet nicht jeder Beitrag, aber immerhin bekommt man hier definitiv etwas für sein Geld. Das Bild ist einwandfrei und sauber gehalten, doch für die deutsche Tonspur gibt es einen Abzug, da sie manchmal etwas dumpf klingt, um kurz darauf wieder kristallklar aus den Boxen zu schallen.
Fazit: "Superbad" ist eine tolle Komödie für alle Jungen und Junggebliebenen und enttäuscht zu keiner Sekunde.