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Rodinia, Pannotia, Pangäa, Gondwana, Ur, Nena, Nuna, Columbia, Atlantika - einer oder mehrere dieser Namen sind vielen Menschen geläufig. Es handelt sich um Kontinente und Superkontinente, die Hunderte von Millionen Jahren vor unserer Zeit entstanden und wieder vergangen sind. In einer Art gewaltigem Tanz haben sich Landmassen getrennt, sind wieder aufeinander zugeglitten, zusammengestoßen und wieder zerrissen. Immer wieder scheinen sich in den 4,7 Milliarden Jahren, die unsere Erde besteht, gewaltige Landmassen gebildet zu haben und sind wieder verschwunden.
Ted Nield versucht nichts Geringeres, als diesen Prozess zu erklären und das Jahrhundert lebendig werden zu lassen, in dem Geologen, Geografen, Biologen, Chemiker und Physiker diese Kontinentaldrift ersonnen und belegt haben. Und diese Herkulesaufgabe - immerhin haben Dutzende, wenn nicht Hunderte namhafte Forscher daran ihr ganzes Leben gearbeitet - bewältigt er in einem Stil, der einfach nur brillant ist. Er umschifft endlos viele Klippen des Widerstands, des Unwillens und Unglaubens, die teilweise bis in die heutige Zeit die Kontinentaldrift Alfred Wegeners, die vor Milliarden Jahren entstandenen Kontinente, die lange schon nicht mehr existieren und scheinbar keine Spuren hinterlassen haben, als Irrglauben brandmarken möchten.
Ob die Erde diverse Male zu einem Schneeball wurde, komplett mit einer teils mehr als einen Kilometer dicken Eisschicht bedeckt war, oder nur eine Art Matschkugel war - Jahrmillionen vor unserer Zeit. Ob die Urkontinente am Pol, am Äquator, irgendwo auf der Nord- oder Südhalbkugel kollidierten, zerrissen, sich umkreisen, verfehlten und ineinander krachten - all die unzähligen Theorien legt er dar, lässt sie in ihrem Sinnzusammenhang deutlich werden, lässt die Forscher, die sie jeweils erdachten, lebendig werden und schafft es darüber hinaus noch, dem Laien das alles so verständlich zu machen, wie nur irgend möglich.
"Superkontinent - Das geheime Leben unseres Planeten: Eine abenteuerliche Reise durch die Erdgeschichte" ist Wissenschaftsjournalismus auf höchstem Niveau. Er fordert hohe Konzentration, ist nicht immer einfach und gelegentlich sogar mühselig, doch am Ende hat man einen Prozess verstanden, der sich nicht nur in den schrecklichen Tsunamis, den Vulkanen und den Gebirgen auf unserem Planeten, sondern in jedem Gestein, jedem Sediment, der Form der Küsten und Meere, des Klimas und der vielfältigen Lagerstätten der Bodenschätze offenbart und manifestiert.
Darüber hinaus ist es ein spannendes Stück Wissenschaftsgeschichte, eine brillant beschriebene Auseinandersetzung vieler Menschen mit dem Unglauben ihrer Mitmenschen, den auf veralteten Standpunkten beharrenden Wissenschaftlerkollegen, der starren Haltung der Religionen und deren Führer, dem widersinnigen Festhalten an schwachsinnigen Positionen wie denen der Kreationisten in unseren Tagen und den alltäglichen Irrtümern, denen auch wir unterliegen, die wir den Erdboden, das Meer und das Gebirge für etwas Dauerhaftes halten.
Wer etwas über Plattentektonik, über die Entstehung der Erde und ihrer Oberflächenformen lernen will, sollte unbedingt einen Blick in Ted Nields Buch werfen, es ist fantastisch geschrieben, äußerst lesenswert und mehr als lehrreich.