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Immer wieder werden Kinder mit Medienberichten über Naturkatastrophen oder andere lebensbedrohliche Situationen konfrontiert und fragen sich: Kann man das überhaupt überleben – und wenn ja, wie?
Im Survival-Handbuch aus dem Verlag ars Edition finden sich Informationen und Anleitungen zum Überleben in etlichen außergewöhnlichen Situationen; eingeteilt sind diese in die Rubriken "Gefährliche Tiere", "Gefahren in der Natur", "Gefahren des Alltags", "Grundlegende Überlebenstechniken". Ein Glossar, ein Register und eine Liste mit nützlichen Adressen sowie der Bildnachweis schließen das Buch ab.
Innerhalb der einzelnen Rubriken werden einzelne Kapitel im Umfang je einer Doppelseite angeboten. Diese befassen sich mit einem sehr weiten Themenspektrum, so bei den gefährlichen Tieren mit Schlangenbissen, Krokodilen, Haien, Bären, Raubkatzen, Angriffen von Bienen oder Wespen und Ameisen. Die "grundlegenden Überlebenstechniken" umfassen die Vorbereitung einer Wandertour, die Orientierung, den Umgang mit einem Taschenmesser, Wasser finden, Feuer machen, Essbares finden, Nahrung aufbewahren und zubereiten, das Bauen eines Unterstandes, Tiere in freier Natur, Zeit und Wetter, sich retten lassen, Verhalten, wenn man sich verlaufen hat, Erste Hilfe und Knoten – dies nur, um die inhaltliche Orientierung zu vermitteln.
Na gut, in die meisten der besprochenen Situationen wird ein mitteleuropäisches Kind zum Glück nicht kommen. Zu den im Buch thematisierten "Gefahren des Alltags" gehört die Rettung bei Schiffbruch ebenso wie das Überleben eines Flugzeugabsturzes oder das Entkommen aus einem versinkenden Auto. Und die Gefahren der Natur von der Befreiung aus Treibsand bis zum Überleben in der Eiswüste dürften den meisten Kindern ebenfalls erspart bleiben. Auf den ersten Blick wirkt das "Manual" eher wie ein Angst-mach-Buch, indem es eine Fülle an äußerst bedrohlichen Situationen aufzeigt ohne einen Hinweis auf deren Relevanz für den modernen Mitteleuropäer. Wahrscheinlicher als die meisten aufgeführten Gefahren ist die Aussicht, von einem Amokläufer in der Schule bedroht zu werden. Dies kommt allerdings im Buch nicht vor.
Betrachtet man freilich die Zielgruppe, Kinder im Alter von etwa neun bis elf Jahren, so relativiert sich der erste Eindruck, denn Kinder in diesem Alter, vor allem Jungen, schwärmen für Abenteuer und Extremsituationen, haben ihre Helden und ... lesen nicht gern. Tatsächlich bietet dieses Buch Anreize für Jungen zum Lesen: Es lockt mit spektakulären Bildern, und der Umfang der Texte hält sich in Grenzen. Jede einzelne Situation, ob für ein Kind aus dem deutschsprachigen Europa relevant oder nicht, übt Faszination aus, zumal die Kinder häufig Katastrophenmeldungen hören, die mit ebensolchen Situationen zu tun haben – und die Idee, dass man mit ein paar simplen Tricks entkommen kann, fesselt.
Die Kapitel bestehen aus eine kurzen Einführung, einer Schritt-für-Schritt-Anleitung, Angaben zur Vorbereitung für Unternehmungen, die zur jeweils beschriebenen Gefahrensituation führen könnten, und einem Maßnahmenkatalog – häufig auch einem Kasten beziehungsweise Bullauge "Schon gewusst?" All dies liest sich sehr spannend, vor allem in Kombination mit dem Foto im Hintergrund.
Abgesehen von der Verlockung zum Lesen, insbesondere für die eher lesefaulen Jungen, bietet das Buch trotz der überwiegenden Exotik auch einige pädagogisch wertvolle Elemente: Es fordert dazu auf, in bedrohlichen Situationen – und sei es Aggression auf dem Schulhof, die keineswegs im Buch vorkommt! – einen kühlen Kopf zu bewahren und sinnvoll zu agieren, es sensibilisiert für die Vermeidung von Gefahren aller Art und zeigt auf, wie umsichtiges Handeln Probleme entschärft und gegebenenfalls Leben rettet, wobei das Augenmerk auch auf Nachbarn und anderen unmittelbar Mitbetroffenen liegt. Genau dieses Hinführen zu verantwortungsbewussten, durchdachten Aktionen ist es, was Kinder benötigen. Und da erscheint es egal, dass die meisten Schulkinder der deutschsprachigen Länder weder einem Hai noch einem Tornado begegnen werden: Sie erhalten Informationen über die Gefahr, lernen den optimalen Umgang mit ihr kennen und können das Erlernte im besten Fall auf eine Situation ihres konkreten Umfelds übertragen.
Insofern eine so spannende wie lehrreiche Lektüre!