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Problemlösekompetenz gehört wohl zu den dringlichsten Kompetenzen in einer überkomplexen Welt. Ob sich dies auf Design-Prozesse bezieht oder auf zwischenmenschliche Schwierigkeiten: Probleme verursachen weitere Probleme, wenn sie nicht gelöst werden. Und alleine aus diesem Grund ist es sinnvoll, hier seine Fähigkeiten zu schulen.
Aber was ist Problemlösekompetenz überhaupt? Und wie erarbeitet man sie? Diese Fragen beantwortet Peter Schweizer in "Systematisch Lösungen finden". Dabei ist dieses Buch sozusagen ein Grundlagenbuch, in dem Methoden und Hintergründe des Problemlösens vorgestellt werden. In drei weiteren Büchern werden diese Grundlagen auf Innovation in Unternehmen, Selbstmanagement und Personalführung ausgebaut. Bleiben wir aber bei diesem Buch: In acht Kapiteln werden Theorien, Modelle und Methoden des Problemlösens vorgestellt.
Probleme werden oft als lästig angesehen. Dass dies die falsche Herangehensweise ist, erläutert das erste Kapitel. Probleme sind erstens nicht zu vermeiden, sie spielen auch eine wichtige Rolle in unserer Gesellschaft und haben eine konstruktive Funktion, wenn man denn diese konstruktive Funktion wahrnehmen will. Genau dieser Wille zu einer bestimmten Wahrnehmung macht aus dem Problemlösen auch eine unschöne Pflicht oder eine lustvolle Herausforderung. Dass dieser Gesinnungswandel mit Arbeit verbunden ist, wird vom Autor nicht verschwiegen.
Das zweite Kapitel gibt eine knappe Einführung in die Probleme (sic!), wenn man sich Problemlösekompetenz entwickeln möchte. Probleme sind je nach Bereich nicht die gleichen Probleme. Die Umgestaltung eines Unternehmens muss anders gehandhabt werden als die Platzierung eines neuen Produkts auf dem Markt.
Das dritte Kapitel führt hier einige grundlegende Modelle ein, die vor allem auf den unternehmerischen Bereich zugeschnitten sind. Diese Modelle werden dann durch das sechste Kapitel ergänzt, das auch das umfassendste des Buches ist. Es stellt sehr ausführlich ein Problemlösungsschema vor, das im dritten Kapitel nur kurz angerissen wird. Im Lösungsprozess gibt es unterschiedliche Stadien, die jeweils mit unterschiedlichen "Zusatzkompetenzen" wie analytischen Fähigkeiten, Kreativität, soziale Kompetenzen, Entscheidungsfähigkeit und einigen weiteren bewältigt werden.
Zuvor werden von Schweizer aber einige weitere Voraussetzungen abgehandelt: Das vierte Kapitel behandelt das Denken in vernetzten Systemen, während das fünfte Kapitel auf das Gehirn als Problemlöseorgan eingeht.
Das siebte Kapitel vergleicht den Entwurf von Schweizer mit anderen Modellen des Problemlösens. Wie diese Modelle in der Praxis ungefähr umgesetzt werden können, zeigt das achte Kapitel. "Ungefähr", das ist hier kein Tadel, sondern beruht schlichtweg auf der Tatsache, dass jedes Modell erst in der Praxis seine konkrete Gestalt findet.
Schweizer gibt einen sehr umfassenden Überblick über Aspekte des Problemlösens und viele in der Praxis nützliche Tipps. Damit rechtfertigt sich der Untertitel
Eine Denkschule für Praktiker vollkommen. Die übersichtliche Struktur und die leichte Lesbarkeit machen dieses Buch zunächst zu einer leichten Kost. Die Komplexität des Themas erfordert aber auch viel gedankliche Arbeit. Schweizer weist darauf mehrmals hin. So kann der Autor trotz der schlichten Darstellung im Einzelnen einen quasi-religiösen Anstrich im Ganzen vermeiden. Diese Tatsache kann man nicht genug loben, wird doch vieles, was heute unter dem Begriff "Soft Skill" läuft, wie eine Art wolkiger Unternehmensschamanismus verkauft. Schweizer bleibt hier erfrischend bodenständig.
Dass dies eine hervorragende Denkschule für Praktiker ist, macht das Buch allerdings noch lange nicht zu einem theoretisch versierten Buch. So bleibt zum Beispiel der Begriff des Systems mechanistisch, während doch die Gesellschaft, die Unternehmen, die Interaktionen dynamische Systeme sind. Hier überholt der erfahrene Praktiker, der Peter Schweizer ist, den Theoretiker. Und insofern sollte man dieses Buch nicht zu genau auf seine Begriffe lesen und stattdessen sich auf die vorgestellten Methoden und Prozesse konzentrieren. Denn aus diesem Blickwinkel ist es ein hervorragendes Werk.