Auf der Suche nach einem gigantischen Meteoriten, der einst die Ära der Dinosaurier beendet hat, stürzen der Unternehmer John Greystoke und seine Familie mit dem Hubschrauber über dem afrikanischen Dschungel ab. Lediglich Greystokes vierjähriger Sohn John Jr. überlebt das Drama und wird von der Gorillamutter Kala, die vor kurzem ihr Kind verloren hat, aufgenommen – sehr zum Unwillen des streitsüchtigen Tublat, der Kalas Mann getötet und die Führung über das Gorillarudel an sich gerissen hat. Die Jahre vergehen, und John - von den Gorillas "Tarzan" getauft – hat seine Vergangenheit bereits vergessen, als plötzlich der naive Forscher James Porter und seine Tochter Jane in sein Leben treten. Tarzan und Jane kommen einander näher, doch das Glück der beiden wird durch den skrupellosen Industriellen William Clayton bedroht: Dieser hat nach dem Tod von Tarzans Vater dessen Wirtschaftsimperium an sich gerissen und ist nun selbst auf der Suche nach dem geheimnisvollen Meteoriten, der die Kontrolle über unvorstellbare Energieressourcen und damit unbegrenzte Macht verspricht. Um sein Ziel zu erreichen, scheut Clayton auch vor Gewalt nicht zurück ...
Kritik zum Film:
Wenn es einer literarischen Figur gelingt, Filmschaffende über hundert Jahre hinweg stets aufs Neue zu beflügeln, dann muss sie das gewisse Etwas haben – wie etwa Tarzan: Edgar Rice Burroughs' Geschichten um das von Affen aufgezogene Findelkind, das im Dschungel zu überleben lernt und als Erwachsener in der Tochter eines britischen Wissenschaftlers seine große Liebe findet, sind bereits mehrfach verfilmt worden - für die Leinwand ebenso wie fürs Fernsehen, als Zeichentrickabenteuer wie auch als Camp-Parodie, in Schwarzweiß ebenso wie in Farbe. So war es nur eine Frage der Zeit, bis Tarzan den Schritt in Richtung vollständig computergenerierten Film macht oder sich in 3D von Liane zu Liane schwingt. Beide Wege zugleich geht nun Reinhard Klooss, seines Zeichens animationsfilmisch erprobter Regisseur und Produzent ("Urmel aus dem Eis", "Konferenz der Tiere"), in seiner schlicht "Tarzan" übertitelten Interpretation von Burroughs' Erzählungen, die sich gleich in mehrerlei Hinsicht von den vorangegangenen Verfilmungen abheben will. So wurde nicht nur die Handlung aus dem frühen 20. Jahrhundert in die Gegenwart verfrachtet, sondern der Film auch – ähnlich wie "Der Polarexpress" oder "Die Legende von Beowulf" – als erste Tarzan-Verfilmung mittels Motion Capture produziert, ein Verfahren, bei dem die Bewegungen realer Darsteller auf digitale Figuren übertragen werden. Ein Tarzan für das 21. Jahrhundert also?
Dass das Ergebnis nicht so recht überzeugen will, liegt vor allem am Drehbuch, das gleich in mehreren Punkten versagt: Nicht nur wirken die Modernisierung der klassischen Story aufgesetzt und die Science-Fiction-artig angehauchten Plotelemente wie der geheimnisvolle Meteorit seltsam deplatziert, die Erzählung stolpert in ihren durchaus ambitionierten Versuchen, mehrere Subplots parallel zu verfolgen, auch schnell mal über die eigenen Füße. Über dieses Manko soll ein Erzähler hinweghelfen, der die zuweilen recht plötzlichen Sprünge zwischen den Handlungssträngen aber eher hervorstreicht denn abmildert. Einige Neuerungen wie beispielsweise der Tod des Gorillas Kerchak durch den von Klooss eingeführten Konkurrenten Tublat demonstrieren zwar, dass sich die Macher mehr als bloß oberflächlich mit Burroughs' Tarzan-Universum auseinandergesetzt haben (so war einer der Namen, die Burroughs seinem Lianenakrobaten ursprünglich zugedacht hatte, "Tublat-Zan"), wirken aber angesichts dessen, dass sie für die Erzählung keine nennenswerte Relevanz besitzen, entbehrlich. Auch mit der Plausibilität ist es oftmals nicht sehr weit her: Woher besitzen James Porter und Tarzans Vater beispielsweise Kenntnis von dem Meteoriten und dessen geheimnisvollen Kräften, die darüber hinaus auch nicht näher erläutert werden?
Der mangelnde Blick fürs Detail verschont auch die Charaktere nicht. Besonders der Nebencast ist flach und wird schnell uninteressant, manche Figuren wie Tarzans Ziehmutter Kala versinken zu oft in der Versenkung, nur um irgendwann wieder mal ziemlich unmotiviert aus dem Hut hervorgezaubert zu werden, und der profilarme Antagonist William Clayton ist einfach nur schurkisch. Über diese Schwächen kann auch das hohe Erzähltempo kaum hinwegtäuschen, auf das der Film praktisch vom Beginn bis zum Abspann mit rasanten Actioneinlagen und eindrucksvollen 3D-Bildern setzt. Animationstechnisch kann "Tarzan" freilich nicht mit der Hollywood-Konkurrenz mithalten, dennoch sieht gerade die Dschungelumgebung sehr gut aus, während Haut und Kleidung der menschlichen Figuren mehr Feinheiten hätten vertragen können.
Unterm Strich sind Klooss' Bemühungen, dem filmisch bereits zigfach durchgekauten Stoff um den Dschungelhelden im Lendenschurz eine zeitgemäße Adaption zu spendieren und ihm neue Aspekte abzugewinnen, zwar interessant, doch leider kränkelt das Ergebnis an flachen Charakteren und einem holprigen wie löchrigen Drehbuch. So bleiben lediglich einige beeindruckend in Szene gesetzte 3D-Momente im Gedächtnis haften, während man die Geschichte allzu bald wieder vergessen hat.
Kritik zur Blu-ray Disc:
Die 3D-Präsentation wartet mit einer gelungenen Tiefenwirkung und sehr kräftigen Farben auf - beides kommt gerade in Panorama-Shots im Dschungel sehr gut zur Geltung -, für den Referenzthron reicht es aber nicht aus, denn stellenweise machen sich leichte Ghostingeffekte sowie Kantenflimmern bemerkbar; hinzu kommt auch vereinzeltes, jedoch unaufdringliches Banding. Auch wirkt das Bild gelegentlich überstrahlt und weich. Gegenüber dem 2D-Bild, bei dem sich die angesprochenen Mängel interessanterweise stärker bemerkbar machen, hat die dreidimensionale Präsentation aber eindeutig die Nase vorne. Der deutsche Ton hingegen ist eine echte Wucht und punktet mit einem sehr aktiven Raumklang, der den Zuschauer regelrecht in den Dschungel hineinschleudert. Gelegentlich drängt sich die Filmmusik zwar eine Spur zu sehr in den Vordergrund, aber die Abmischung ist insgesamt hervorragend ausgefallen und die Dialogverständlichkeit jederzeit gegeben. Daneben liegt der deutsche Ton auch in Dolby Digital 2.0 vor. Das Bonusmaterial liegt vollständig in HD vor und gibt in Form von Making-ofs und Featurettes Einblicke in die wichtigsten Aspekte der Produktion, vor allem dem Arbeiten mit Motion Capture, daneben liegen noch Interviews mit Cast und Crew, der deutsche und englische Trailer (optional in 3D) sowie eine Trailershow (zum Teil ebenfalls in 3D) vor. Ein Audiokommentar zum Film ist nicht vorhanden. Wie von Constantin nicht anders gewohnt, liegt der Blu-ray 3D ein Wendecover bei.