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Die Mikrobiologin Nora Pulaski ist Mitarbeiterin bei der anstehenden Mars-Mission "Mars Eternitiy". Doch aufgrund von Budgetkürzungen kommt es zu Umstrukturierungen beim Personal und plötzlich sitzt Nora auf der Straße. Da erhält sie unerwartet Nachricht von ihrem seit Jahren in Russland verschollenen Onkel Robert, der ebenfalls Wissenschaftler ist und sich mit dem Mars beschäftigte. Kurz darauf werden Nora und ihre Tochter Nadja nach Russland eingeladen. Dort treffen sie auf einen Mitarbeiter einer Ölfirma, der mehr über den Verbleib von Noras Onkel zu wissen scheint. Scheinbar hat Robert Pulaski nach seinem Verschwinden bei der Ölfirma des Magnaten Steiffel gearbeitet. Pulaski hat dem Milliardär Informationen gegeben, wie dieser an bisher unerreichte Ölvorkommen im Meeresboden gelangen konnte. Nun soll Nora die Arbeit ihres Onkels fortsetzen und im kantabrischen Meer auf dem Ölförderschiff "Merlin" arbeiten. Doch die hochmodernen Pumpen liefern seit geraumer Zeit kein Öl mehr und merkwürdige Fälle einer unheimlichen Geisteskrankheit kursieren unter den Mitarbeitern der Firma.
Um das Übel an der Wurzel zu packen, müssen Nora und einige Wissenschaftler hinunter in die Tiefsee. Doch dort lauern bereits ungewöhnlich aggressive Riesenkalmare auf Beute ...
"Tentakel" ist Arizas zweiter Roman und schwimmt geschickt auf der Welle mit, welche Frank Schätzing durch seinen Bestseller "Der Schwarm" ausgelöst hat. Doch wo Schätzing alsbald in Gefilde abdriftet, die eher in den Science-Fiction-Bereich gehören, bleibt Ariza mit seinem Roman immer bodenständig und verarbeitet Fakten und Fiktion äußerst glaubhaft und dennoch spannend.
Allerdings hätten dem Buch auch 200 Seiten weniger gut zu Gesicht gestanden und den Roman um einiges rasanter und kurzweiliger gestaltet. Gerade am Beginn des Buches wird sehr viel Wert auf die ausführliche Darstellung einer virtuellen Marsmission gelegt. Auch die sehr detailliert beschrieben Unterhaltung zwischen Nora und ihrem elektronischen Avatar hätte um einige Zeilen kürzer ausfallen dürfen. Titel und Cover suggerieren dem Leser einen Tiefsee-Thriller, der sich vorrangig um aus der Art geschlagene Riesenkraken dreht und sich daher auch mit deren Biologie und Verhaltensweise auseinandersetzt. Stattdessen beginnt der Roman wie ein Spionagekrimi aus der Zeit des kalten Kriegs, bevor die Handlung zu den Ereignissen im kantabrischen Meer umschwenkt. Die Szenen in der Tiefsee, innerhalb der Tauchfähre, von der es übrigens auf Seite 365 eine anschauliche Grundrissskizze gibt, erinnern wohl nicht ganz zufällig an Michael Crichtons Thriller "Sphere", denn Ariza widmete gleich seinen ganzen Roman dem "Meister des Thrillers", wie er ihn nennt.
Die klaustrophobische Stimmung in den beengten Räumen der Tauchfähre bringt Ariza dem Leser sehr eindringlich und realistisch nahe. Beeindruckend ist auch die hervorragende Recherche, die der Schriftsteller bei der Arbeit an diesem Roman durchführte. Der Leser erfährt nicht nur wissenswertes über das Meer und maritime Lebewesen, sondern erhält auch mannigfaltige Informationen zu Ölförderungsmethoden und neu entdeckten Erdölreservoirs.
Des Weiteren legte der Autor viel Wert auf die korrekte Darstellung der Viking-Mission zum Mars und der Beschaffenheit des roten Planeten.
Die Charaktere wirken sehr lebendig, was vor allem daran liegen mag, dass viele der mitwirkenden Figuren auf realen Personen basieren. Allerdings schießt der Autor bei der Darstellung von Noras Tochter Nadja in wenig übers Ziel hinaus. Die Vierzehnjährige wird dermaßen mutig und intelligent geschildert, dass es schon unnatürlich wirkt. Kein Wunder, denn Ariza schreibt in seiner Danksagung, dass Nadja eine Mischung aus Charaktereigenschaften seiner beiden eigenen Töchter Christina und Silvia ist und Eltern sind ja bekanntlich in der Wahrnehmung ihrer eigenen Kinder alles andere als objektiv. Für den Leser wirken Kinder in Thrillern meistens eher störend, denn oftmals reagieren sie viel zu erwachsen und abgeklärt und wirklich Angst braucht man auch nicht um sie zu haben, denn die wenigsten Autoren würden Kinder in ihren Büchern einfach so sterben lassen.
Bei dem Ölmagnaten Steiffel greift der Schriftsteller dagegen tief in die Klischee-Schublade und fördert einen typischen, skrupellosen und menschenverachtenden Milliardär zu Tage.
Das Titelbild passt ideal zum Titel, weniger zum Inhalt, und zeigt einen riesigen Octopus, welcher allerdings nicht identisch ist mit dem Riesenkraken, der zu den Kalmaren gehört. Ein Octopus besitzt, wie der Name schon sagt, acht Arme, während ein Kalmar noch zusätzlich zwei verlängerte Fangarme hat.
Fazit:
Spannender und authentischer Unterwasserthriller, der sich im Laufe der Handlung zu einem beklemmenden Kammerspiel entwickelt. Die Verquickung unterschiedlichster Genres verspricht eine abwechslungsreiche Lektüre. Der Roman ist Spionage-Krimi und Medizin-Thriller mit ein wenig Monster-Feeling a la "Beast - der Schrecken der Tiefe", Benchleys Beitrag zum Thema Riesenkrake. Ein wenig Science-Fiction rundet die Geschichte ab und macht das Buch nicht nur zu einem unterhaltsamen, sondern auch zu einem informativen Roman. Lediglich der Seitenumfang hätte geringer gehalten werden können und stellenweise kommt ein wenig Langeweile auf. Bei der Charakterisierung beweist der Autor sehr viel Einfühlungsvermögen, ist manchmal aber zu voreingenommen in der Darstellung der agierenden Personen.