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In den 90er Jahren wurde das Wrestling-Universum von zwei großen Ligen dominiert: WCW und WWF. Die jeweiligen Montagsshows mussten sich Woche für Woche gegenseitig überbieten, um bei den TV-Quoten die jeweils andere Liga zu dominieren. Die Wrestler bekamen mehr Freiheiten und neue Storylines, neue Stars wurden gepushed, um die Fans für sich zu gewinnen. In dieser Zeit, der Attitude Era, traten insbesondere Stone Cold Steve Austin und das Stable D-Generation X in den Vordergrund, da sie sich mehr als alle anderen Freiheiten herausnahmen, um die Fans zu unterhalten. Die einzige Regel: es gibt keine Regeln. DX und Austin stellten sich gegen alles und jeden - insbesondere gegen ihren eigenen Chef McMahon. Unvergessen sind auch die Aktionen außerhalb jeder Storyline gegen die WCW. Das moderne Sports Entertainment ist ohne die Attitude Era nicht erklärbar, Grund genug, dass WWE dieser Zeit eine eigene DVD-Box widmet.
Etwas mehr als sieben Stunden Videomaterial werden dem Wrestling-Fan mit dieser Box geboten, wie immer unterteilt in eine DVD mit einem erzählten und kommentierten Rückblick auf diese Zeit (1997 - 2000). In Kurzform wird die Attitude Era angerissen und mit schönen und legendären Szenen unterlegt, während Wrestler und Kommentatoren ihre Sicht der Dinge schildern und ab und an eine kleine Anekdote zum jeweiligen Sport beitragen. Leider ist der Bericht über diese wichtige Zeit sehr kurz und unstrukturiert ausgefallen. Zwar sind die Beiträge, wie gewohnt, in chronologischer Reihenfolge verarbeitet, aber der Funke springt nicht über. Die damalige WWF stand unter massivem Zugzwang: Strafgelder wegen Drogenmissbrauch (Steroide) hatten die Rücklagen aufgefressen und viele Stars unterschrieben bei der Konkurrenz. Das kinderfreundliche Programm war Vergangenheit, es dominierten Sex, Gewalt und eine unsaubere Sprache. Die Halle kochte, das Publikum war begeistert, nur kann der Beitrag das nicht ausdrücken.
You want mercy? Take your ass to church!
"Stone Cold" Steve Austin
Zwei weitere DVDs mit ausgewählten Szenen und Matches sind passend zum Thema bestückt. Von 1998 an werden diverse Matches und Showelemente vorgestellt, die durchaus reizvoll und unterhaltsam sind, aber meist den Bezug zur Era vermissen lassen. Nicht alles, was sich zwischen 1997 und 2000 im und am Ring abspielte, ist ein gutes Beispiel für den inhaltlichen Wechsel. Austin, The Rock, Mick Foley gehören uneingeschränkt dazu wie der Undertaker, das Bierbad oder die Fehden gegen McMahon. Davon ist jedoch viel zu wenig eingeflossen. Ebenso wie Montreal 1997. Der als "Screwjob" bekannt gewordene "Skandal" um den Titel von Bret "Hitman" Hart zeigt doch genau die Angst von McMahon der WCW zu unterliegen, fehlt jedoch völlig.
Vielleicht ist der Blick in die Vergangenheit oft beschönigt und die Fans schwelgen in Erinnerungen, die sie noch schöner ausgestalten, als sie eigentlich waren, aber die Box wird der Attitude Era nicht im Ansatz gerecht. Wie so oft fehlt der Zusammenhang zwischen den einzelnen Ereignissen, die ganzen "schmutzigen" Details, die damals das Publikum in die Hallen lockten und an den TV fesselten, sind entweder nur angeschnitten, verpixelt oder unter den Tisch gefallen. Der Blick zurück ist ein wehmütiger und erklärt warum die WWE heute so ist, wie sie ist. Wirklich überzeugend ist der Zusammenschnitt nicht, da lässt diese Produktion doch einiges vermissen.