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Dinosaurier – die einstigen Herrscher unseres Planeten sind nicht nur in BBC-Dokumentationen und TV-Serien gern gesehene Gäste, auch im Trashfilm haben die Urzeitwesen längst ein solides Standbein gefunden: von Big-Budget-Flops wie "A Sound of Thunder" bis hin zu ultramiesen Mülltonnenkandidaten wie "100 Million BC" oder "Raptor Island", die einem den Dinosaurierfilm so richtig vergällen wollen. In diese Kategorie fällt auch C. Thomas Howells "The Land That Time Forgot" von 2009.
Zwei junge, frisch verheiratete Paare verbringen ihre Flitterwochen damit, sich in einem gecharterten Boot durch die Karibik schiffen zu lassen. Als sie aber ins berüchtigte Bermudadreieck gelangen, verschlägt sie ein verheerender Sturm an die Gestade einer mysteriösen Insel, die auf keiner Karte verzeichnet ist. Kompass und Barometer spielen verrückt, das Trinkwasser wird knapp und zu allem Übel gibt auch noch der Motor den Geist auf. Zusammen mit Kapitän Burroughs (Timothy Bottoms) machen sich Frost (C. Thomas Howell), Cole (Darren Dalton), Lindsey (Lindsey McKeon) und Karen (Anya Benton) auf die Suche nach Wasser und Nahrung, als sie plötzlich von Dinosauriern und anderen monströsen Wesen gejagt werden. Schnell müssen sie die bittere Wahrheit erkennen: Durch ein Zeitloch sind die Fünf in der Urzeit gestrandet. Auf der verzweifelten Suche nach einer Möglichkeit, der Insel zu entkommen, treffen sie auf weitere Menschen, die es aus anderen Zeitebenen auf das rätselhafte Eiland verschlagen hat. Doch kann man ihnen trauen?
"The Asylum Presents …" – wer bereits hier, in den ersten Filmsekunden, nicht in Panik und unter drohender Atemnot nach der Fernbedienung greift und mit zitternden Fingern die Stopp-Taste drückt, der weiß offensichtlich nicht, worauf er sich mit "The Land That Time Forgot" einlässt. Denn: Die US-amerikanische Produktionsfirma The Asylum hat sich auf so genannte
Mockbuster spezialisiert: Parallel zu den hoch budgetierten Hollywood-Blockbustern liefert die Filmschmiede Trash-Pendants, die jedoch oft nur über den Titel eine Ähnlichkeit mit den Traumfabrikvorlagen aufweisen. Michael Bays "Transformers" trashformierten sie in die "Transmorphers", aus dem insektoiden Shaky-cam-Godzilla-Verschnitt in "Cloverfield" wurde ein oktopusähnliches "Monster", der "Da Vinci Code" wies den Weg zum "Da Vinci Treasure" – und auch die Abenteuerkomödie "Die fast vergessene Welt" mit Will Ferrell kam nicht ohne ein blaues Trash-Auge davon.
Klingt ja nach einem ansprechenden Konzept, doch die Realität sieht leider anders aus. Mit "The Land That Time Forgot" ist The Asylum erneut ein weiteres, lupenreines Aushängeschild ihrer Arbeiten gelungen – sprich: Solide trashige Unterhaltung sucht man vergebens, diese hat sich nämlich für die Dauer der Dreharbeiten eine Auszeit genommen. Stattdessen verbricht Regisseur C. Thomas Howell, der auch den männlichen Hauptpart übernimmt, mit "The Land That Time Forgot" einen nervtötenden und ermüdenden Abenteuertrip auf die leider ganz und gar nicht vergessene Insel unsäglicher Stümperei. Howell begeht einen massiv verhängnisvollen Fehler: Der Film versucht das zweifellos nicht vorhandene Budget und die daraus resultierenden Einschränkungen zu überspielen, anstatt sich offen und ehrlich als C-Movie – denn in einer anderen Liga spielt der Streifen nicht – zu outen. Die Folgen sind fatal, denn indem der Film verzweifelt versucht, in puncto Action und Story ernsthaft und nur mit minimalen Abstrichen daherzukommen, unterschreibt er sein eigenes Todesurteil.
Mit fortschreitender Handlung entspinnt das stümperhaft zusammengeschusterte Drehbuch immer stärker ein Netz aus schrecklich platten Klischees und logischen Stolperdrähten, wobei die Darsteller nur wenige Gelegenheiten ungenutzt lassen, um zu zeigen, weshalb man sie von der hintersten Reservebank zum Casting holen musste: Nur schwer erkennbar motiviert, dafür aber schauspielerisch umso unbegabter tölpeln die Darsteller drehbuchhörig von A nach B wie belämmert, sprechen brav die hanebüchenen Dialoge nach, die ihnen das Skript in den Mund legt, und tun gerne mal nicht ganz nachvollziehbare Dinge. Cole macht stets auf cool und Frost auf besonnen, während die beiden Mädels nichts anderes im Sinn haben, als bei jeder sich bietenden Gelegenheit hysterisch zu kreischen; lediglich Timothy Bottoms, bekannt aus der TV-Reihe "Hier kommt Bush!", kann man mit viel, viel gutem Willen so etwas wie schauspielerisches Engagement zusprechen. Das i-Tüpfelchen ist aber gewiss die Besatzung eines deutschen U-Boots, die ebenfalls auf der ominösen Insel gestrandet ist: Stockdumm staksen die Männer vor der Kamera auf und ab, setzen hier und da einen begriffsstutzigen Blick auf oder ballern auch mal ziellos durch die Gegend, wenn ein T-Rex zwecks Nahrungssuche anklopft. Hätte der Drehbuchautor wenigstens bitterböse Nazis durch das Zeitloch geschickt … - nicht, dass diese noch viel hätten retten können, dafür sind die logischen Abgründe, die das lahme Skript auftut, einfach zu tief, die Dialoge zu hanebüchen und die nervtötende Eindimensionalität der Figuren zu krass.
Handlung und Spannung hat das Machwerk ebenso wenig zu bieten wie knackige Action: Eine Handvoll belangloser Schießereien und die eine oder andere völlig unspektakuläre Flucht, doch solides Handwerk ist Mangelware – ganz im Gegensatz zu himmelschreiend minderwertigem CGI: Verwaschene Texturen und Augenkrebs fördernde Animationen laden zum Weinen ein, zumal die Saurier dermaßen schlecht in die reale Landschaft eingefügt worden sind, dass sich dagegen die Effekte in "Boa vs. Python" regelrecht epochemachend ausnehmen.
Die Kaufversion der DVD bietet die deutsche Tonspur in Dolby Digital 5.1 an, den Originalton – entgegen Informationen von HMH – jedoch nur in Stereo. Über die Extras gibt es keine großen Worte zu verlieren: Neben dem obligatorischen Originaltrailer zum Hauptfilm und einer Trailershow zu weiteren Leckereien aus der Schrott-Schmiede The Asylum bietet die Disc noch unnötige Outtakes, eine überflüssige Sideshow sowie ein kurzes Making-of Marke Selbstbeweihräucherung. Alles in allem also nichts Besonderes …
Fazit: Stupider und langweiliger Dino-Schrott, nervtötend, belanglos und jede Form von Unterhaltung abtreibend – kurzum: das genaue Gegenteil trashiger Kurzweil. Nur für wirklich eingefleischte Hardcore-Trashfans und treue Sammler von Asylum-Pestbeulen geeignet. Wo bleibt denn nur das Zeitloch, durch das man die Urheber solch dummer Machwerke schubsen und einem T-Rex zum Fraß vorwerfen kann?
Eine Bemerkung am Rande: Im Internet ist die DVD von HMH teils mit einer FSK-16-, teils mit einer FSK-18-Kennzeichnung anzutreffen. Korrekt ist erstere; offensichtlich wurde für den Film eine Ab-18-Freigabe beantragt, stattdessen aber eine FSK-16-Empfehlung vergeben. Es existieren somit
nicht zwei unterschiedliche Fassungen des Films auf dem deutschsprachigen DVD-Markt.
Bild- und Tonqualität können nicht beurteilt werden, da es sich um eine Presse-DVD handelt, die von der Kaufversion abweichen kann.