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"Wenn du vorhättest, die Welt zu erobern, würdest du das Weiße Haus sprengen wie in Independence Day, oder leise durch die Hintertür kommen?" Dieses Zitat stammt zwar aus einem Film ("The Faculty" um genauer zu sein), doch würde man dem amerikanischen Bestsellerautor Dean R. Koontz diese Frage stellen, würde er wohl bei letztgenannter Option breit grinsend nicken.
Demzufolge beginnt "sein" Krieg der Welten schleichend, zurückhaltend, nahezu unbemerkt. Ein harmloses Unwetter leitet die Apokalypse ein und reißt die Schriftstellerin Molly Sloan aus ihrem Schlaf. Als kurz darauf Horden von Präriewölfen Zuflucht in ihrem Heim suchen, wird ihr allerdings klar, dass weitaus fundamentalere - und beunruhigendere - Dinge in Gang gesetzt worden sind. Die entsprechende Bestätigung erhalten sie und ihr Gatte Neil in Form von Nachrichten- und Sondersendungen, welche von globalen Naturereignissen berichten, die kaum mit physikalischen Gesetzen oder ansatzweise Logik zu erklären sind. Als die beiden schließlich eine ebenso unheimliche wie verstörende Übertragung aus der internationalen Raumstation zu hören bekommen, sind sämtliche Zweifel ausgeräumt: Jemand - etwas - ist gekommen, sich die Erde einzuverleiben. Die Invasion hat begonnen!
Allerdings findet die Übernahme des Planeten in gänzlich anderer Form statt, wie etwa in WellsÂ’ unsterblichem Klassiker oder den Produkten der Traumfabrik. So erwachen tot geglaubte Menschen zu neuem Leben; werden Menschen einfach "weggesaugt". Gleichzeitig breiten sich pilzartige Lebensformen, Krebsgeschwüren nicht unähnlich, mit rasanter Geschwindigkeit aus und verändern das Bild der Flora. Und mittendrin: Molly und Neil, denen das Schicksal eine ganz besondere Aufgabe aufgetragen hat ...
"The Taking" ist nicht der erste Roman aus KoontzÂ’ Feder, der sich mit Außerirdischen befasst. Schon "Wintermond" und "Bote der Nacht" hatten ähnlich gelagerte Plotinhalte, wurden jedoch nicht so konsequent und drastisch wiedergegeben wie in "The Taking". Der unheimliche Anfang einer Invasion von den Sternen, das konstante Schwinden der Hoffnung und die bittere Erkenntnis, gegenüber den Angreifern hoffnungslos unterlegen zu sein, werden von Koontz hervorragend in der für ihn typischen Prosa wiedergegeben. Gleichzeitig ist besagte Prosa allerdings auch die größte Schwäche des Buches.
Ab der Hälfte der 448 Seiten verliert Koontz nämlich den Faden und leitet dank übertrieben-überladenen Detail-Overkills die Langeweile ein; der Roman tritt auf der Stelle. Mit einem Male wird das Lesen zu einer doch sehr zähflüssigen Erfahrung und man quält sich teilweise durch die einzelnen Kapitel. Erst zum Schluss gelingt es Koontz, die flüssige Spannung des Anfangs wieder einigermaßen herzustellen und zudem mit einer ... nennen wir sie mal "eigenwilligen Erklärung" den Hintergrund der Invasion zu beleuchten, die allerdings rückblickend durchaus nachvollziehbar erscheint.
Fazit: "The Taking" ist ein mittelprächtiger Koontz, der sich nach einem hervorragenden Einstand in schwülstigen, oftmals auch reichlich kitschigen Metaphern selbst das Wasser abgräbt. Schade.