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Die Geschichten rund um die drei alten Königreiche Shu, Wei und Wu zählen zu den spannendsten Heldendichtungen Chinas und wurden schon oft in Asien verfilmt. "Three Kingdoms" reiht sich da ein, versucht aber nicht, die gesamte Kriegsgeschichte zu erzählen, die sich über Jahrzehnte hinzieht und sehr umfangreich ist. Vielmehr greift sie sich einen der vielen Helden jener Zeit heraus: Zhao Zilong, auch bekannt als Zhao Yun. Aus seiner Sicht erzählt Drehbuchautor und Regisseur Daniel Lee die Geschehnisse, die China im 3. Jahrhundert in Atem gehalten haben.
Die Han-Dynastie ist längst am Ende, der Geheimbund der Gelben Turbane besiegt, die Kriegsherren, die gemeinsam den machthungrigen Herrscher Dong Zhuo besiegt hatten, streiten um das Reich. Drei Familien haben das Land aufgeteilt: Shu, Wu und Wei. Aber Grenzen gibt es noch nicht, weil keiner von ihnen bereit ist, mit den anderen längerfristig zu teilen. In dieser Zeit stößt der unbekannte Krieger Zhao Zilong zur Shu-Armee. Er will kämpfen, damit das kriegsgebeutelte Reich endlich zur Ruhe kommt. Mit Hilfe des gutmütigen Soldaten Luo Ping-An, der ihn auf seinem Weg ständig begleitet, findet er seinen Platz im Heer des Königs Liu Bei und kann mit ersten Heldentaten im Kampf gegen die immer wieder vorstoßende Wei-Armee von König Cao Cao auf sich aufmerksam machen. Bald wird er mit größeren Aufgaben betraut: Todesmutig rettet er Liu Beis Sohn vom Schlachtfeld von Changban und kann Cao Cao entfliehen. Dafür wird er zum Heerführer ernannt.
Als er Jahre später einen Feldzug gegen Wei anführt, gerät er in einen Hinterhalt, kann sich aber in eine Festung zurückziehen. Jetzt sieht er sich nicht mehr Cao Cao, sondern dessen Tochter Cao Ying gegenüber. Sie hatte einst als Kind Zhao Zilangs Heldentat beobachtet und sich geschworen, dass er ihr nicht entkommen wird ...
Heldentaten, große Heere und eine enorme Kampfkunst, das wünscht man sich, wenn man einen chinesischen Film über die drei Königreiche in der Hand hält. Wenn das dazu noch eine Blu-Ray ist, will man all das auch noch in gestochen scharfer Qualität sehen. Und das bietet dieser Film tatsächlich. Besonders was die Qualität angeht, bleiben keine Wünsche offen: Jeder Schweißtropfen, jeder Blutspritzer und jede noch so schnelle Kampfbewegung sind gut zu erkennen. Es lohnt sich, diesen Film auf Blu-Ray zu sehen.
Kämpfe und kriegerische Massenbewegungen ergeben sich aus dem Thema. Nun gibt es im asiatischen Film solche und solche Kämpfe: Action-Choreograph Sammo Hung, der auch Luo Ping-An spielt, hat auf mystisches Rumgehüpfe à la "Tiger & Dragon" in den Kämpfen verzichtet, seine Duelle sind knallhart und bodenständig. Das tut dem Film gut, zumal man den anderen Kampfstil auch in so ziemlich jedem größeren asiatischen Film heutzutage zu sehen bekommt. Dennoch gelingt es den Akteuren, ihren Rollen durch die Kampfchoreographien etwas Übermenschliches zu geben.
Leider ist der Film mit seinen knapp 100 Minuten viel zu kurz. Selbst aus einer sehr begrenzten Perspektive einer einzigen Figur hätte man der historischen Geschichte mehr Spielraum geben können - und auch den anderen Figuren. Die Schlacht von Changban hatte mehr zu bieten als die Rettung des Königssohnes: Die Verteidigung einer strategisch wichtigen Brücke durch Zang Fei, der dadurch Zhao Zilang die Flucht ermöglichte - wenn man nach der in China berühmten fiktiven Aufbereitung der tatsächlichen Vorgänge durch den Autor Luó Guànzhðng geht, die hier als Vorlage genommen wurde -, wäre noch eine imposante Szene gewesen. Darüber hinaus ist der Titel eigentlich nicht ganz stimmig: Natürlich ging es damals um drei Königreiche, der Film klammert alles, was mit dem Reich Wu zu tun hat, aber konsequent aus. Es wird nur kurz erwähnt, dass es Allianzen zwischen Shu und Wu gegen Wei gab, die dann aber aufgelöst wurden. Zwischendurch werden Jahrzehnte ziemlich rasch übersprungen. Darüber hinaus schafft sich Lee seine eigene Mythologie um den Charakter und das Ende von Zhao Zilang.
Das alles ist aber nicht wirklich von Belang, denn abgesehen von diesen erzählerischen Einbußen wird ein furioser Film geboten, der sich viel Zeit für die Ausarbeitung der Hauptfigur lässt. Schauspieler Andy Lau, bekannt aus "House of Flying Daggers", ist für diese Rolle wie gemacht: Frech, ungestüm und agil in der Jugend, ein weiser Feldherr im Alter, der Schauspieler kann beides gut verkörpern. Ihm gegenüber steht Maggie Q, die man auch in Hollywood schon kennt (etwa aus "Stirb Langsam 4.0"). Sie spielt Cao Ying als zielstrebige, aber zivilisierte Kämpferin mit minimalistischer Mimik. In China wird wohl auffallen, dass sie nicht dort, sondern auf Hawaii geboren und aufgewachsen ist - im Interview verrät Lee, dass diese Wahl Absicht war -, aber für das westliche Publikum dürfte das keinen großen Unterschied machen.
Die Disc bietet an Extras Originaltrailer, Interviews mit den wichtigsten Beteiligten und einen etwa fünfminütigen Zusammenschnitt von Eindrücken von der Weltpremiere des Films in Hongkong. Letzteres ist nicht nur unspektakulär, weil dort außer Star-Schaulaufen nicht viel passiert, sondern auch wegen fehlender Untertitel. Was immer dort gesprochen wird, dürfte den meisten Menschen verborgen bleiben. Die Interviews dagegen sind interessant, insgesamt aber fast ein bisschen zu lang.
Der Film ist ab 18 Jahren freigegeben. Das kann man akzeptieren, da hier auf eine realistische Darstellung der damaligen chinesischen Kampf- und Kriegskunst gesetzt wurde. Da fließt viel Blut, da sterben viele Menschen. Allerdings bilden die Kriegsszenen nur einen kleinen Teil des Films, außerdem arbeitet die Kamera geschickt, zeigt nie zu viel. Brutaler als etwa in "Braveheart" oder in "Der Soldat James Ryan" geht es hier auch nicht zu, und die waren ab 16 Jahren freigegeben. Wenn es ein mehr als willkürliches System für die Vergabe von Altersfreigaben gibt, ist es hier nicht zu erkennen.
Wer opulente Gewänder und Kulissen erwartet, wird bei "Three Kingdoms" enttäuscht, hier gibt es vor allem Kriegerrüstungen und staubige Schlachtfelder. Wer eine werkgetreue Umsetzung der Geschichte der drei Königreiche erwartet, sollte eine andere Verfilmung suchen. Wer die Boden- und Luft-Zweikämpfe aus "Tiger & Dragon" den auf Realitätsnähe bedachten Kämpfen vorzieht, wird in diesem Film nicht fündig. Hier wird der harte staubige Weg einer Heldenfigur gezeigt, die nicht nur oberflächlich dargestellt wird, sondern eine Wandlung vom jugendlichen Heißsporn zum verantwortungsbewussten Anführer vollzieht. Fans der Videospielreihe "Dynasty Warriors" werden an diesem Zhao Zilang beziehungsweise Zhao Yun ihre Freude haben und bekommen darüber hinaus noch eine schöne monumentale Umsetzung eines der bekannten Kriegsgeschehen aus diesem Spiel zu sehen. Insgesamt ein guter und nicht gewöhnlicher asiatischer Film, den sich auch 16-Jährige anschauen können, ohne geistigen Schaden zu nehmen.