Gesamt |
|
Anspruch | |
Aufmachung | |
Bildqualität | |
Gefühl | |
Humor | |
Preis - Leistungs - Verhältnis | |
Spannung | |
Hoppla, war das etwa Peter Pan, den Tinker Bell in den Buchladen hat laufen sehen? Eigentlich interessiert der sich doch überhaupt nicht fürs Lesen. Egal, die kleine Fee will endlich wieder zu ihrem Freund und schlüpft durch den kleinen Spalt in der Eingangstür, um ihn zu finden. Das Geschäft ist voll von Büchern, die aber alle ziemlich gruselig zu sein scheinen, Tinker Bell fliegt hin und her, aber Peter kann sie nicht finden. Dummerweise entgeht ihr, dass sie selbst inzwischen entdeckt wurde, nämlich vom Ladenbesitzer, der offensichtlich überhaupt nichts von Feen hält, denn er versucht prompt, sie mit einem Buch zu erwischen. Als das kleine Wesen sich gerade zwischen den Buchseiten befindet, schlägt er *patsch* die Buchdeckel zu und verschwunden ist das lästige Flatterwesen, nur ein bisschen Staub rieselt noch zwischen den Seiten hervor.
Im Buchladen ist Tinker Bell plötzlich nicht mehr, sie findet sich von einem Augenblick zum nächsten auf einer Blumenwiese wieder. Überrascht stellt sie fest, dass nicht nur sie selbst, sondern auch die Blumen in diesem seltsamen Wunderland sprechen können. Dafür hat sie aber ihre Fähigkeit zu fliegen eingebüßt, wie lästig. Zum Glück weiß die eigenartig grinsende Katze ihr zu berichten, dass ein Mädchen mit Namen Alice der Fee helfen kann, ihren Zauberstaub zurückzubekommen. Und vielleicht weiß Alice ja sogar einen Weg heraus aus dem Wunderland, denn eigentlich will Tinker Bell nur eins: zurück nach Hause.
Wow, dieser Comic verspricht schon bei einem ersten Blick auf das Cover sehr viel, die Illustration von Tinker Bell ist einfach zauberhaft. Beim Blättern durch die Seiten und späteren lesen wird schnell klar, dass die Bilder wirklich großartig gelungen sind. Crisse und Pena sind zeichnerisch ein fantastisches Team. Robi Pena hat hier das erste Mal an einem Comic gearbeitet und ist vor allen Dingen für die Hintergründe verantwortlich, während Didier Crisse den Ton bei den Figuren angegeben hat. Dementsprechend haben sie den für ihn so typischen, "weichen" Stil. Alles fügt sich perfekt ineinander und die einzelnen Bilder strotzen nur so vor Details. Leider sind sie oft viel zu klein, als das der Betrachter alles sehen könnte, es ist wahrzunehmen, dass bei der Erstellung in einem deutlich größeren Format gearbeitet wurde.
Ein gelungenes Extra sind die zahlreichen Bonusseiten, die Skizzen, Cover und andere Werke der Macher zeigen. Das abgedruckte Gespräch zwischen ihnen gibt einen kleinen Einblick in die Entstehungsphase des Comics.
Während noch in den wundervollen Bildern geschwelgt wird, kommen wir doch nicht umhin, uns um selbige ein paar Gedanken zu machen. Tinker Bell sieht folgendermaßen aus: Sie zeigt sich schlank und vollbusig und hat am Rücken libellenartige, schillernde Flügel. Sie trägt Netzstrümpfe, einen gewagt hoch geschlitzten Rock, einen riesigen Hut, der mit Federn geschmückt ist und schwarze Netzhandschuhe. Kommt diese kleine Fee euch aus dem Disney-Zeichentrickfilm oder James Matthew Barries Roman "Peter Pan" bekannt vor? Nein? Mir auch nicht. Es scheint eher eine sexy Tinker Bell für Erwachsene zu sein, die einen Hauch von Erotik zu würdigen wissen, wenn die Fee uns ihr Dekolleté zeigt. Das wäre ja kein Problem, wenn die Geschichte dementsprechend angelegt wäre, ist sie aber nicht. Es stellt sich also unwillkürlich die Frage, für welches Publikum Crisse und Pena ihren Comic gedacht haben. Die Antwort muss ich leider schuldig bleiben.
Die Handlung selbst ist ein bisschen verworren und macht insgesamt eher den Eindruck, als würde es sich um die Einleitung zu einer größeren Geschichte handeln. Es kommen neben Tinker Bell aus "Peter Pan" natürlich einige Charaktere aus Lewis Carrolls Klassiker "Alice im Wunderland", aber auch viele andere Figuren aus bekannten Werken der Literatur vor. Zusätzlich haben die Macher noch eigene Wesen erschaffen und hinzugefügt. Es tauchen viele Fragen auf, zum Beispiel, warum Tinker Bell nicht mehr fliegen kann, wie sich all die Geschichten vermischt haben und wie sie denn nun wieder in ihre eigenen Bücher gelangen. Alle bleiben von dem Erzähler unbeantwortet.
Trotz der fantastischen Bilder und einer gelungenen Grundidee bleibt deswegen leider ein schaler Beigeschmack, denn das reicht einfach nicht für einen guten Comic.
Auf der Webseite vom Toonfish-Verlag kann man die ersten Seiten des Comics probelesen.