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 Tobago

Autoren: Bruce Allen
Illustratoren: Victor Boden
Verlag: Zoch

Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Glück
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Spielregel
Strategie
Die klassische Piraten-Schatzkarte enthält Anweisungen wie diese: Vom Henkersbaum aus 100 Schritte nach Norden, in den Wald des Vergessens, dann von der Statue des Vitzliputzli aus drei Dutzend Schritte nach Westen – und das X markiert die Stelle. So ähnlich funktioniert auch "Tobago", ein wunderschönes Familienspiel vom Zoch-Verlag. Doch ist auf der Karibik-Insel nicht etwa nur ein Schatz versteckt, sondern gleich eine ganze Menge davon.

Der dreiteilige Spielplan mit seiner ungewöhnlichen Form bildet die Schatzinsel mit ihren Gebirgen, Stränden, Seen und weiteren Landschaften. Zu Beginn des Spiels werden außerdem die toll gestalteten Statuen, Palmen und Hütten als wichtige Markierungen zufällig auf dem Spielplan verteilt. Es gibt gleichzeitig immer vier verschiedene Schätze zu finden. Doch deren Fundorte sind nicht von vornherein festgelegt, sondern werden durch die Spieler über Hinweiskarten immer weiter eingegrenzt. Beispielsweise kann man mit einer Hinweiskarte festlegen, dass der braune Schatz auf einem Gebirgsfeld liegt. Der nächste kann dann bestimmen, dass der braune Schatz außerdem neben einer Statue liegt, und so weiter. Die möglichen Fundorte werden dann durch kleine Würfel markiert und durch Hinweiskarten so lange eingegrenzt, bis nur noch ein Würfel der entsprechenden Farbe auf dem Brett liegt – dort befindet sich der Schatz!

Das Eingrenzen der Schatzorte macht ziemlich viel Spaß, da man hier einerseits danach sucht, wie die Hinweise die Fundorte eingrenzen und da man andererseits aktiv Einfluss darauf ausüben kann, wo ein Schatz im Endeffekt auftauchen wird. Alternativ zum Spielen von Hinweiskarten kann man nämlich mit dem eigenen Jeep über die Insel fahren und einen gefundenen Schatz heben. Dann zieht jeder Spieler so viele Schatzkarten, wie er Hinweise für diesen Fundort beigetragen hat.
Doch damit ist die Schatzverteilung noch nicht abgeschlossen. Zusammen mit einer weiteren, zufälligen Karte werden alle Schatzkarten gemischt und der Reihe nach verteilt. Die oberste Schatzkarte wird umgedreht und der Schatzheber kann sich entscheiden, ob er diese Karte einsackt oder auf eine bessere Möglichkeit wartet, schließlich sind die Karten unterschiedlich viel wert. Wenn er passt, ist derjenige an der Reihe, der die letzte Hinweiskarte für diesen Fundort gespielt hat, und so weiter. Zwei Flüche bringen ordentlich Spannung in die Schatzverteilung. Wird eine Fluchkarte aufgedeckt, ist die Verteilung sofort vorbei. Außerdem muss jeder getroffene Spieler fieserweise seine beste Schatzkarte wieder abgeben.

Dagegen kann man sich jedoch mit einem magischen Amulett schützen. Die erscheinen immer dann, wenn ein Schatz gehoben wurde, und zwar dort, wo der Blick der drei Statuen auf das Meer trifft. Amulette bringen ordentlich taktische Würze ins Spiel, denn sie dienen nicht nur als Schutz vor dem Fluch, sondern können auch für Extrazüge verwendet werden. So kann man beispielsweise eine weitere Hinweiskarte spielen oder noch eine Fahrt mit dem Auto veranstalten. Wenn man viele Amulette sein Eigen nennt, sind sogar recht komplexe Spielzüge möglich. Nur leider blähen sie auch die Komplexität der Spielregeln auf. An dieser Stelle versäumt die ansonsten gute Regel eine saubere Erklärung. Beispiele verdeutlichen zwar, wie man die Amulette clever einsetzen kann, aber vor allem was das Ziehen des Autos und das Einsammeln von Schätzen und Amuletten angeht, bleiben einige Fragen ungeklärt.

Taktikern wird außerdem der recht hohe Glücksfaktor missfallen, der bei der Verteilung der Schätze zum Tragen kommt. Da kann es schon mal passieren, dass man nur die mickrigen Karten abbekommt – oder gleich einen der zwei Flüche. Für ein Familienspiel geht das aber völlig in Ordnung, schließlich ist der Ärgerfaktor, wenn man sich beim Aussuchen der Schatzkarten mal wieder verzockt hat, angenehm hoch. Ein reines Glücksspiel ist "Tobago" dank der taktischen Möglichkeiten, die die Amulette bieten, aber trotzdem nicht.

Zusammen mit der wirklich herausragenden Ausstattung des Spiels ist "Tobago" ein ganz heißer Kandidat für das diesjährige "Spiel des Jahres". Das Thema ist spannend und originell umgesetzt, die Regeln sind schnell gelernt und eine Partie spielt sich flott in unter einer Stunde weg. Nur beim Langzeitspaß hapert es ein wenig, da hat "Tobago" deutlich weniger zu bieten als etwa "Dominion". Zwar wird das modulare Spielbrett mit seinen 32 Szenarien beworben, diese unterscheiden sich de facto jedoch kaum voneinander, da nur der Aufbau der Insel jedes Mal etwas anders ausschaut. Nach ein paar Partien beginnt das Prinzip, sich zu wiederholen. Daher – und wegen der Schwächen in der Regel – ist "Tobago" leider ganz knapp kein echtes Spiele-Kleinod.

Julius Kündiger



Brettspiel | Erschienen: 30. September 2009 | Preis: 33 Euro | für 2 - 4 Spieler | Verfügbare Sprachen: Deutsch
Englisch
Französisch

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