Gesamt |
|
Anspruch | |
Aufmachung | |
Brutalität | |
Gefühl | |
Humor | |
Preis - Leistungs - Verhältnis | |
Spannung | |
Ton | |
Bergthora, Geschäftsführerin eines Handelsunternehmens, will eine schnelle Nummer mit ihrem neuen Geschäftspartner. Das dies ausgerechnet auf dem Friedhof über sie kommt, ist ihr egal. Doch kaum hat sie ihr Höschen abgestreift und sich auf ihn gesetzt, glaubt sie ein Geräusch von einem der entfernteren Grabmäler zu hören. Sie sieht etwas Weißes auf dem Grabmal des isländischen Freiheitskämpfers Jón Sigurdsson liegen und glaubt, einen Mann davonrennen zu sehen. Als Bergthora und ihr Begleiter am Grabmal ankommen, erkennen sie die Leiche eines jungen, nackten Mädchens. Der Mörder hat die stark geschminkte, magersüchtig wirkende Frau offensichtlich nicht auf dem Friedhof ermordet , sondern nur dorthin gebracht, damit sie gefunden wird.
Kommissar Erlendur und sein Kollege Sigurður Óli finden jedoch keinerlei Anhaltspunkte, die auf den Mörder oder die Identität der Toten hinweist. Erst die drogensüchtige Tochter Erlendurs bringt die Polizisten auf die Spur des örtlichen Drogenhändlers Herbert, der die Tote offensichtlich gelegentlich für besondere Kunden auslieh. Die konnten dann ihre sadistischen und perversen Neigungen an der jungen Frau ausleben, Hauptsache sie bezahlten gut.
Doch besagter Herbert verschwindet nach einer ersten Befragung noch am selben Tag spurlos - scheinbar entführt. So bleibt den beiden Kommissaren nichts weiter übrig, als sich aufgrund eines vagen Hinweises die Identität der Toten betreffend in Richtung der Westfjorde aufzumachen.
Doch erst als die Beiden herausfinden, dass neben Herbert auch einer der reichsten Männer des Landes in den Fall verwickelt ist, ja, vielleicht sogar der Mörder der jungen Frau ist, gerät die Ermittlung in Bewegung. Nun aber müssen die Polizisten darauf achten, wer von ihren Ermittlungen erfährt. Denn immer mehr "hohe Tiere" aus Politik und Verwaltung scheinen auf der Gehaltsliste dieses Geschäftsmannes zu stehen oder von ihm erpresst zu werden.
1998 erschien Arnaldur Indriðasons zweiter Kriminalroman, in dem Erlendur Sveinsson und Sigurður Óli von der Polizei Reykjavík ermitteln. Mittlerweile bereits sieben Mal kamen die Bücher von Indriðasons auf die europäischen Bestsellerlisten. Doch erst seit Sommer 2008 kommen die deutschen Hörer in den Genuss des zweiten Falles. "Lübbe Audio" hat mit Frank Glaubrecht einen der bekanntesten und versiertesten Synchronsprecher für diese Krimireihe gewinnen können. Wer im Kino Filme mit Alain Delon, Richard Gere, David Bowie, Pierce Brosnan, Jeremy Irons oder Kevin Costner gesehen hat, kennt die markante Stimme des deutschen Schauspielers.
Auch in "Todesrosen" gelingt es ihm mühelos, zwischen Spannung, Tragik und den ruhigen Passagen den Ton zu treffen. Zu keinem Zeitpunkt langweilt dieser Fall. Auch wenn mehr als die Hälfte der Zeit über die privaten Angelegenheiten der verschiedenen Charaktere - hier vor allem die Situation Erlendurs - philosophiert wird, ist man doch zu jedem Zeitpunkt fasziniert von der eigentümlichen Stimmung, die in der Prosa des Isländers erzeugt wird. Das Land, seine spezifischen Eigenheiten, die Mentalität seiner Bewohner und die Besonderheiten, die Klima, Geografie und Sozialisation gebieren, führen zu Szenarien, die es so in keinem anderen Kriminalroman gibt. Zwar ist dieses Hörbuch eine gekürzte Version des Buches, doch sind es eben die der eigentlichen Handlung nicht zugehörigen Passagen, die den besonderen Reiz der Geschichten Arnaldur Indriðasons ausmachen. Daher sind sie nahezu in voller Länge zu hören.
Wer einige der Bücher des Isländers gelesen hat oder eins der Hörbücher kennt, sollte unbedingt "Todesrosen" erwerben. Zwar ist die Geschichte sicherlich nicht sehr spannend und einige Passagen wirken auch eher unwichtig, doch insgesamt ist diese Produktion mit die beste der Reihe. Und wer mehr über Erlendur erfahren will, kann auf "Todesrosen" gewiss nicht verzichten.
Einziger, allerdings gravierender Kritikpunkt ist die Aufmachung des Hörbuchs. Die vier CDs befinden sich in einer Pappschachtel, die bereits nach wenigen Tagen aussieht, als wäre ein Bus darüber gefahren. Schade, dass es diesen Krimi nicht in einer festen Kunststoffbox gibt.