Vampirromane haben dieser Tage einen enormen Boom erlebt, besonders die Variante mit dem romantischen Liebhaber findet sich in zahlreichen Romanen und Serien wieder, aber auch der blutrünstige Jäger hat seinen Platz gefunden. Die Autorin Nina Blazon bedient weder das eine noch das andere Klischee, sondern befasst sich in ihrer Geschichte um die "Totenbraut" mit dem Vampirglauben, wie er für die Menschen, die vor dreihundert Jahren lebten, völlig real war.

Erzählt wird von der jungen Jasna, mit der es das Schicksal nicht sehr gut meint. Sie ist eine von sieben Töchtern, die gemeinsam mit ihrem Vater auf einem Hof leben, dem es zunehmend schlechter geht. Daran ist nicht zuletzt die Bedrohung durch einen Räuber schuld, der die Gäste vom Hof fernhält. Aufgrund der Armut der Familie fällt es Jasnas Vater nicht schwer, sie an einen reichen Gutsherrn zu verkaufen, der sie seinem Sohn zur Frau geben will. Zwar fällt es Jasna schwer, sich von ihrer Familie zu trennen, doch sie hat keine Wahl. Auf dem Gut ihres zukünftigen Schwiegervaters muss sie jedoch überrascht feststellen, dass sie nicht die einzige ist, die diese Heirat nicht will. Danilo, der sie widerwillig zur Frau nimmt, heißt diese Verbindung ebenso wenig gut wie sie. Beiden fällt es nicht leicht, sich in ihre neue Rolle als Verheiratete einzufinden.

Für Jasna kommt erschwerend hinzu, dass sie auch im Dorf keine Freunde findet, alle begegnen ihr mit Misstrauen. Sie erkennt, dass die Familie, zu der sie nun gehört, mit einem Fluch belegt wurde, der nun auch auf sie übergegangen sein soll. Doch was genau passiert ist, scheint ein großes Geheimnis, denn niemand kann ihr sagen, mit was sie es zu tun hat. Allerdings häufen sich die Todesfälle im Dorf und nicht nur Schafe sterben vermehrt. Die Kranken erzählen vor ihrem Tod davon, heimgesucht worden zu sein und davon, dass sie gewürgt wurden. Das kann nur das Werk eines Vampirs gewesen sein. Doch wie kann Jasna helfen oder sich selbst schützen, wenn sie nicht weiß, was vor sich geht, und sogar selbst für eine Hexe gehalten wird?

Vampire sind in Nina Blazons Roman "Totenbraut" allgegenwärtig und doch spielen sie weder die Hauptrolle, noch begegnet man ihnen so, wie man es aus anderen Fantasyromanen vielleicht gewohnt ist. Als einer der wenigen modernen Autoren widmet sie sich dem Thema auf historische Weise. Es ist eine psychische Bedrohung, die allgegenwärtig und umso gefährlicher ist, da man sie nicht direkt fassen kann. Die Autorin lässt den Leser eine Zeit miterleben, in der der Vampirglaube für die Menschen eine reale Bedrohung darstellte. Es gelingt ihr spielend, dem Leser mit Hilfe der Protagonistin Jasna dieses Grauen fühlbar zu machen. Man kann sehr gut nachvollziehen, wieso man früher Panik vor etwas hatte, das man heute medizinisch erklären kann.

Doch der Roman ist auch auf anderer Ebene absolut spannend zu lesen. Ist es für uns unvorstellbar, dass das Schicksal eines Menschen mit Geld entschieden werden soll, ist das hier völlig normal. Das macht es für Jasna natürlich nicht einfacher, damit umzugehen, aber der Leser bekommt einen guten Einblick, wie man damals lebte. Die Geschichte spielt im Jahr 1731 und hält sich sehr nah an historisch belegte Fakten. Dabei werden die Personen aber nie vernachlässigt und die spannende Geschichte um die junge Frau steht klar im Vordergrund.

Nina Blazon schreibt absolut fesselnd. Man kann sich kaum von den Seiten lösen, so dringend möchte man wissen, wie es weitergeht. Schnell hat man sich mit der Protagonistin angefreundet und fühlt mit ihr. Es gibt viele überraschende Wendungen, die man so zu keiner Zeit erwartet hätte, und die die Geschichte bis zur letzten Seite unglaublich spannend halten. "Totenbraut" ist ein kleines Kleinod in der literarischen Welt um Vampire und historisches Leben, das genau diese beiden Aspekte auf extrem unterhaltsame Weise verbindet. Dieser Roman ist mit Sicherheit einer der empfehlenswertesten des Jahres 2009. Sowohl Jugendliche als auch Erwachsene werden sich mit ihm gleichermaßen unterhalten fühlen.