Gesamt |
|
Action | |
Anspruch | |
Aufmachung | |
Bildqualität | |
Brutalität | |
Extras | |
Gefühl | |
Humor | |
Preis - Leistungs - Verhältnis | |
Spannung | |
Ton | |
Gut zu wissen, dass es stets noch Zeitgenossen gibt, denen es schlechter geht als einem selbst. Egoistisch eingestellte Persönlichkeiten könnten möglicherweise nach Betrachtung von Oliver Stones kleinem, aber sehr feinem Thriller auf derlei Gedanken kommen - und haben damit gar nicht mal so sehr unrecht.
Besagter Pechvogel hört in "U-Turn" auf den Namen Bobby Cooper (Sean Penn), war irgendwann mal Tennisprofi und schuldet ein paar russischen Gangstern eine ansehnliche Ladung Geld. Und mit diesem Geld ist Bobby unterwegs nach Las Vegas, bevor seine Gläubiger erneut die Geflügelschere bei ihm ansetzen können.
Doch dann platzt ihm der Kühlerschlauch seines Wagens und Bobby sieht sich gezwungen, seinen Wagen in die Hände eines ebenso verdreckten wie schmierigen Mechanikers zu geben - mitten im Nirgendwo beziehungsweise in einer Kleinstadt mit dem malerischen Namen "Superior". Und dort fangen seine Probleme erst richtig an ...
Meist wird der Name Oliver Stone mit knallharten Studien über Amerikas politische Vergangenheit assoziiert; gelegentlich auch mit seinem durchgeknallten Gewalt-Epos "Natural Born Killers" (welches eine lupenreine Satire über die Moralvorstellungen der modernen Medien war). Dabei begann auch Stones Karriere mit Low Bugdet-Thrillern beziehungsweise Horrorschockern. Insofern stellt "U-Turn" gewissermaßen einen Schritt zurück zu den Anfangstagen dar - doch seitdem hat Stone natürlich auch dazugelernt. Und diese Stärken kommen bei "U-Turn" deutlich zur Geltung.
Das hervorragend zusammengestellte Ensemble, auf dem der Film aufgebaut ist, besticht nicht nur durch bekannte Namen, sondern eben auch durch schauspielerische Qualität. Allen voran Oscarpreisträger Sean Penn, für dessen Alter ego man durchaus Mitleid empfinden kann, der aber auch nicht gerade unschuldig an seinem Zustand ist.
Ohnehin scheint in "U-Turn" niemand das zu sein, was er nach außen hin vorgibt. Beginnend bei besagtem Bobby Cooper hin zum durchtriebenen Immobilienmakler Jake McKenna (Nick Nolte) und seiner jungen Frau - der Femme Fatale des Filmes - Grace (Jennifer Lopez) oder dem Mechaniker Darrell (Billy Bob Thornton mit einer hübschen Wampe unter seinem Overall). In seinen besten Momenten - und davon gibt es viele! - erinnert "U-Turn" an die klassischen Film noire-Werke, gewürzt mit einer Prise Tarantino. Meisterhaft, wie Stone moderne filmische Stilmittel mit der klassischen Erzählweise verbindet und dabei kein einziges Mal ins Straucheln gerät. Dabei sollte man aber auch Drehbuchautor John Ridley erwähnen, von dem die literarische Vorlage stammt.
Als Krönung des Ganzen gibt sich zudem Altmeister Ennio Morricone die Ehre, dessen musikalischer Score ebenso treffsicher wie unverkennbar ist.
Über Bild und Ton kann man nicht klagen; die sind einwandfrei. Die Extras dagegen nicht unbedingt, da sie lediglich aus zusätzlichen Filminfos bestehen. Doch angesichts eines solch raffinierten und handwerklich makellosen Thrillers sieht man gerne über solch einen Makel hinweg.