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Macht - Intrigen - Überzeugungskraft. Das Spiel "Um Krone und Kragen" von Tom Lehmann spielt im Zeitalter de Absolutismus und ist für Spieler ab zehn Jahren gedacht. Die Teilnehmer schlüpfen in die Rolle von Bittstellern am königlichen Hof. Um ihre Anliegen durchzusetzen, müssen sie sich mit viel Überzeugungsarbeit nach und nach die Unterstützung immer einflussreicherer Mitglieder des Hofstaates sichern. Von der Dienstmagd bis hinauf zum Königspaar: Alle haben ihre ganz eigenen Möglichkeiten, zu helfen, sofern Sie überzeugt werden können.
Doch um den König oder seine Berater zu beeindrucken, müssen die "Günstlinge" am Hofe viel Überzeugungsarbeit leisten und sich die Unterstützung von einflussreichen Personen am Hofe verschaffen. Von der Dienstmagd bis zur Königin, alle haben ihre eigenen Möglichkeiten, dem Spieler zu helfen. Die Überzeugungskraft wird in diesem Spiel durch Würfel repräsentiert. Jeder Spieler startet mit drei Würfeln. In jedem Zug würfelt er, legt mindestens einen Würfel heraus und wiederholt dies mehrmals, bis das letzte Würfelergebnis herausgelegt wird. In jedem Zug würfeln die Spieler, um bestimmte Charakterkarten zu erwerben, die ihnen weitere Würfel und spezielle Fähigkeiten bringen. Der Spieler, der als Erster sieben Gleiche würfelt, kann die Unterstützung des Königpaares erlangen und ist so am Ende (vielleicht) Sieger. Den anderen geht es an Kopf und Kragen.
"Um Krone und Kragen" sieht zwar aus wie ein Kartenspiel, doch die kleine Schachtel enthält neben einem Satz Karten auch ein Dutzend Würfel. Insgesamt besteht das Spiel aus sechzig Charakterkarten, zwölf Würfeln, einem Startspielermarker und einer Spielanleitung Durch die vielen Würfel handelt es sich bei dem Spiel also nicht nur um ein Kartenspiel, sondern eher um eine Luxusversion von "Kniffel". Wie bei letzterem genannten werden die Würfel geworfen, mindestens einer davon beiseite gelegt und mit dem Rest weitergewürfelt - immer mit dem Ziel, einen Pasch mit möglichst vielen Augen zu schaffen, vielleicht eine "Straße", oder wenigstens ein "Full House".
Das Würfelergebnis ermöglicht es einem Spieler, sich eine der Charakterkarten aus der Tischmitte zu nehmen. Auf jeder Charakterkarte sind die Bedingungen aufgeführt, die ein Spieler erfüllen muss, um sich die entsprechende Charakterkarte nehmen zu können. Die Bedingungen sind unterschiedlich, zum Beispiel drei gleiche Zahlen, eine Straße, eine bestimmte Summe oder Ähnliches. Auf diese Weise gibt es zum Beispiel Charaktere, die zusätzliche Würfel ins Spiel bringen oder Punkte von einem Würfel auf einen anderen verschieben können.
Da von allen Charakteren - außer dem Hofnarren - weniger Karten im Spiel sind als Teilnehmer, ist früher oder später die persönliche Wunschkarte schon vergriffen. Dies trifft die Spieler hart, die in den ersten Runden vom Würfelpech gebeutelt wurden - für sie ist es nahezu unmöglich, diesen frühen Rückstand wieder aufzuholen. Denn um zu gewinnen und die Königskarte zu erhalten, muss ein Pasch mit sieben Würfeln geschafft werden.
Trotz der vielen Würfel ist "Um Krone und Kragen" ein Taktikspiel und erfordert Einarbeitung. Der Spielspaß entspringt weniger dem puren Würfelglück, entscheidender sind rechnerische Tricks mit den Würfelergebnissen. Spielinteressierte sollten jedoch eine niedrige Mitspielerzahl wählen; ansonsten kann das Spiel zu lange dauern. Erfahrene Spieler benötigen pro Person gut zehn Minuten, Grübler kommen leicht auf einen Zeitbedarf von zwanzig bis dreißig Minuten. Damit schwankt die Dauer also irgendwo zwischen zwanzig (zwei Spieler) und 150 Minuten (fünf Spieler). Für die gebotene Tiefe wäre ein Zeitrahmen von dreißig bis fünfundvierzig Minuten angemessen, daher sollte man "Um Krone und Kragen" besser nicht gleich zu fünft ausprobieren.
Das Material, besonders die Charakterkarten, sind hervorragend gestaltet. Lediglich die Schriftgröße, für die mitunter der Einsatz einer Lupe nötig wäre, ist zu bemängeln. Eine beigelegte Übersichtkarte für jeden Spieler hilft am Anfang, sich einen Überblick zu verschaffen. Denn das ist für ungeübte Spieler gar nicht so leicht. Zwar sind die Eigenschaften und Symbole auf den Karten meist selbsterklärend, das Zusammenspiel der Charaktere mit optimalem Einsatzzeitpunkt und -reihenfolge ist aber zu Beginn nicht in der kompletten Tragweite erkennbar.
Das Strickmuster von "Um Krone und Kragen" mag so manchem bekannt vorkommen, der "Knatsch" von Abacus Spiele kennt. Auch dort haben die Spieler eine gewisse Zahl von Würfelversuchen, um sich bestimmte Karten zu sichern, die sie im weiteren Verlauf nutzen können. Bei "Knatsch" ist es jedoch möglich, dem Mitspieler Karten wieder wegzunehmen. Eine solche Möglichkeit, die Konkurrenzdruck und damit Spannung aufbaut, hätte "Um Krone und Kragen" auch eine interessante Komponente hinzugefügt.
Unterm Strich bietet das Spiel von Amigo jedoch ein lockeres Zockervergnügen in spannender Szenerie sowie mit schön gestaltetem Spielmaterial und ist mit einem Ladenpreis von 12,69 Euro sehr preisgünstig.