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New York, die Stadt, die niemals schläft: Wer es hier geschafft hat, schafft es wohl überall – und Alex Sontheim gehört eindeutig zu denen, die es geschafft haben! Die attraktive junge Frau arbeitet als Investmentbankerin für die Bank LMI und scheffelt dort buchstäblich Millionen. Alex ist nicht nur clever und schön, sondern auch sehr ehrgeizig. Dass der gut aussehende und schwer reiche Geschäftsmann Sergio Vitali, den sie bei einer Party kennenlernt, ihr den Hof macht, schmeichelt Alex sehr. Sie fühlt sich nicht nur körperlich von Vitali angezogen, sondern sieht ihn auch als endgültigen Türöffner in die Welt der erfolgreichsten und mächtigsten Strippenzieher New Yorks. Alle Warnungen, dass Sergio Vitali ein skrupelloser und zwielichtiger Mensch ist, dem der Ruf Kriminell zu sein vorauseilt, schlägt sie in den Wind. Doch je mehr Alex über Sergio und seine Machenschaften in Erfahrung bringt, umso misstrauischer wird sie. Und plötzlich schwebt die junge Investmentbankerin in Lebensgefahr …
Nele Neuhaus ist eine der erfolgreichsten Krimiautorinnen Deutschlands – ihre Taunuskrimis, in denen das Duo Pia Kirchheim und Oliver von Bodenstein ermittelt, sind spannend, gut ausgedacht, unterhaltsam und stehen nicht ohne Grund regelmäßig an der Spitze der Bestsellerlisten. Wie so oft bei sehr erfolgreichen Autoren versucht auch in diesem Fall der Verlag nun, einem Erstlingswerk neuen Auftrieb zu geben. Nele Neuhaus ist inzwischen extrem bekannt und hat eine treue Leserschar, so dass auch ihr Debüt "Unter Haien" gute Chancen hat, einige Jahre nach dem ersten Erscheinen neue Käufer zu finden.
Die Geschichte um skrupellose Bankgeschäfte, mafiöse Strukturen und brutale Gangster im Big Apple beginnt recht vielversprechend, wenn es auch ungewohnt ist, statt des beschaulichen Taunus die hektische Metropole New York als Schauplatz eines Romans von Nele Neuhaus vorzufinden. Der Stil wirkt sehr amerikanisch und man hat ein wenig das Gefühl – obwohl die Handlung Ende der 1990er spielt – einen typischen Börsenthriller aus den 80ern zu lesen.
Dabei kommt Neuhaus leider nicht ohne Klischees aus, die man mit dem Thema verbindet und die gut in einen Hollywood-Film passen würden: Schöne Frauen, ebenso attraktive, aber böse Geschäftsmänner, ein besorgter Bürgermeister, der gegen das Verbrechen in der Stadt kämpft, und eine Heldin, die sich zu Beginn sehr naiv von der Glitzerwelt des großen Geldes blenden lässt und dann feststellen muss, dass plötzlich ihr Leben in tödlicher Gefahr ist. "Unter Haien" ist kein grottenschlechter Thriller, aber man hat eindeutig das Gefühl, dass Nele Neuhaus in diesem Roman ihre Stimme noch nicht ganz gefunden hatte und dass ihr das Genre Regionalkrimi eben weitaus mehr liegt als Mord im Böse-Banker-Milieu.
Fazit: Wer Nele Neuhaus' Fälle um Bodenstein und Kirchhoff liebt, der kann auf "Unter Haien" getrost verzichten, der Thriller ist wirklich etwas komplett anderes – leider nicht im positiven Sinn - und insgesamt leider zu unglaubwürdig und klischeebehaftet, um überzeugen zu können. Gerade als Neuauflage eines schon mehrere Jahre alten Erstlingswerkes der Autorin wirkt "Unter Haien" wie ein typischer Versuch, den Verkauf eines älteren Romans nochmal anzukurbeln. Dann doch lieber zu den Taunus-Krimis von Nele Neuhaus greifen! Überzeugend ist immerhin die sehr angenehme Lesung von Oliver Siebeck, der die gekürzte Fassung auf sechs CDs stimmlich markant und unterhaltsam in Szene setzt.
Eine Hörprobe gibt es hier auf der Website von Hörbuch Hamburg.