Die Schriftstellerin Isabel Abedi ist schon längst kein unbeschriebenes Blatt mehr: Mit zahlreichen Bilderbüchern sowie Romanen wie "Imago" oder "Whisper" hat die deutsche Autorin bereits erfolgreich auf sich aufmerksam gemacht und sowohl Leser als auch Kritiker von ihrem Können überzeugt. Mit "Unter der Geisterbahn" erschien im Frühjahr 2005 ein sowohl fantastischer als auch humorvoller Roman aus ihrer Feder im Loewe-Verlag.

Eigentlich ist Lorenzo ganz glücklich mit seinem Skelett-Kostüm, denn die weiße Schminke in seinem Gesicht verdeckt die Tatsache, dass er auch so käsebleich ist. Großen Gefallen an dem Ausflug mit seiner Klasse findet der stille, in sich zurückgezogene Junge dennoch nicht - und die Geisterbahn, vor der sie nun stehen, trägt auch nicht gerade dazu bei, seine Laune zu bessern. Und dann muss Lorenzo auch in einem Wagen mit Dina sitzen, der verzogenen Tochter reicher Eltern. Schon als die Fahrt losgeht, hat Lorenzo ein mulmiges Gefühl in der Magengegend, doch was ihn in der Geisterbahn erwartet, übertrifft seine schlimmsten Ängste. Dabei ist das schwebende Mädchen mit den Flammenhaaren ja noch ganz in Ordnung - was ihn beängstigt ist vielmehr der Teufel, der mit Lumpen und Eimer in den Klauen entschlossen auf sie zustapft und dabei wie rasend Teile der Geisterbahn einfach wegwischt und im Nichts verschwinden lässt. Dina und Lorenzo geraten in Panik, doch bevor der Putzteufel ihren Wagen erreicht, werden sie von dem Geistermädchen in die Luft gehoben und durch eine geheime Falltür in eine andere Welt gebracht. Eine Welt der Vampire, Geister, Hexen, Gnome, Kobolde, Trolle, Schwarzmagier, Dschinns, Skelette, Werwölfe und dreiköpfigen Hunde - kurz: eine Welt, die von allerlei fantastischen Kreaturen bevölkert wird. Die Welt trägt den Namen Gravalon und steht derzeit kurz vor ihrem Untergang. Denn wie Antonella, das Geistermädchen, sowie deren Vampir-Freund Rasputin Lorenzo und Dina erklären, hat die böse Hexe Orkula einen schrecklichen Fluch ausgesprochen, woraufhin nun Horden von Putzteufeln durch Gravalon ziehen und immer größere Teile dieser Welt im Nichts verschwinden lassen. Orkula ist nun die einzige, die den Fluch rückgängig machen könnte, doch leidet sie derzeit an einer rätselhaften Krankheit, die ihr ebendies unmöglich macht. Als Lorenzo und Dina von den Symptomen der Krankheit hören, können sie nur lachen: Schluckauf! Die Hexe leidet an Schluckauf! Und was hilft besser gegen Schluckauf als ein ordentlicher Schrecken? So machen sich Dina und Lorenzo gemeinsam mit Rasputin und Antonella auf, um der bösen Hexe Orkula einen gehörigen Schrecken einzujagen ...

Mit "Unter der Geisterbahn" ist der Autorin Isabel Abedi eine Geschichte gelungen, die ihre Leserschaft vornehmlich unter jüngeren Buchliebhabern finden wird. Die Erzählung ist spritzig, unterhaltsam und kurzweilig geschrieben, sodass sich die 350 Seiten starke Geschichte flüssig und locker lesen lässt. Auch zeigt sich die Handlung spannend und abwechslungsreich und verbindet dabei zahlreiche schöne Ideen und Einfälle mit altbekannten Elementen der fantastischen Kinderbuchliteratur. Gleichzeitig lässt die Autorin viele interessante und amüsante Charaktere und Figuren auftreten, die allesamt durch individuelle, sehr charakteristische Grundzüge auf- und gefallen.
Jedoch hat "Unter der Geisterbahn" auch einen großen Makel: Zwar ist das Buch auf sehr humorvolle Art geschrieben und sorgt dementsprechend für zahlreiche Lacher und amüsierte Schmunzler seitens des Lesers, doch verschwimmt dabei oftmals die Grenze zwischen humorvoll lustigen und albern lustigen Elementen. Eines der deutlichsten Beispiele für eine stellenweise übertriebene Albernheit des Buches zeigt sich im Namen des Berges, auf welchem die versammelten Bewohner Gravalons die neuesten Nachrichten in einer riesigen Kugel anschauen: Monte Video. Diese Art von Humor beißt sich mit der intelligent humorvollen Art, die Isabel Abedi ebenfalls nutzt, um ihre Geschichte unterhaltsam werden zu lassen, und passt nicht zur sonstigen Atmosphäre des Romanes - der Grat, eine Erzählung lustig und amüsant zu schreiben, ohne dabei in Albernheiten abzuschweifen, ist schmal und bröckelt in "Unter der Geisterbahn" sehr.

Fazit:
Isabel Abedi erzählt mit "Unter der Geisterbahn" eine kindgerechte, amüsante und spannende Geschichte, die sie mit wunderbaren Ideen und tiefgründigen Charakteren füllt, bei der sie sich allerdings leider des Öfteren in albernem Humor verliert.