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In der Kurzgeschichtensammlung "Unterm Lagerfeuer" schildert Nickolas Butler Geschichten, die von Leben der einfachen Leute erzählen. In zehn Storys erzählt er von Liebe und Freundschaft, Rache, Enttäuschung und immer wieder von Wendepunkten im Leben, die für die Menschen eine tiefe Bedeutung haben.
So entschließt sich eine Polizistin, einer Frau zu helfen und sich gleichzeitig ihren Dämonen zu stellen, ein Mann hilft seinem Freund aus der Patsche und ein anderer kann nie wieder nach Hause zurück. Allen gleich ist es, dass das Schicksal ihnen eine Entscheidung abverlangt, die ihr Leben für immer verändern wird.
Es sind unterschiedliche Menschen, die Nickolas Butler beschreibt. Frauen, Männer jeden Alters, die doch eine Gemeinsamkeit haben: Sie ziehen Resümee. Egal ob sie erfolgreich sind oder gescheitert, sie schauen auf ihr Leben zurück und müssen feststellen, dass es anders verlief, als sie immer gedacht hatten. Unprätentiös und ein bisschen desillusioniert müssen sie sich eingestehen, dass sie nicht glücklich sind. Auch wenn die Figuren diese Lebenskrisen sehr unterschiedlich handhaben, liegt über ihren Geschichten ein Hauch poetische Melancholie, die ihnen gemeinsam ist.
Nickolas Butler nimmt sich Zeit für seine Erzählungen, schreibt sie nicht nur auf, sondern entfaltet sie, spinnt einen Hintergrund und füllt sie mit Leben. Er hat einen ruhigen Erzählrhythmus, der den Leser einfängt und verzaubert. So entsteht eine Vertrautheit zwischen Leser und Romanfiguren, die es einfach macht, sich in sie hinein zu versetzen.
Wie schon in seinem Erstlingswerk "Shotgun Lovesongs" beweist er Einfühlungsvermögen und entwickelt viel Sympathie für seine Figuren, ob sie nun scheitern oder siegen.
Der Mittlere Westen der USA bildet die perfekte Kulisse für diese Geschichten.
Ländlich, geruhsam, traditionell bildet er das Gerüst, dass den Menschen Halt geben, oder an dessen Starre sie zerbrechen können. So sind die Begebenheiten oft dem Versuch geschuldet, aus dem Alltag auszubrechen. Alkohol, Drogen und die Probleme, die sie mit sich bringen, sind in den Geschichten ein Thema, wie die Liebe, die an Belanglosigkeiten zugrunde geht.
Die Stories unterscheiden sich in Länge und Intensität, so dass kein einheitlicher Spannungsbogen entsteht. Das verleitet dazu, das Buch zu unterbrechen und aus der Hand zu legen.
Lange wird der Leser dem Buch aber nicht fern bleiben können, denn durch den konstante angenehmen Erzählrhythmus der Verfassers gehört es zu jenen Büchern, die es leicht machen, an ihren Geschichten Anteil zu nehmen.
Wer Spannung braucht, die sich kontinuierlich aufbaut, einen Showdown erwartet oder Dramatik, die von der ersten bis zur letzten Minute fesselt, der sollte nicht zu diesem Buch greifen.
Wer jedoch an Geschichten seine Freude hat, die von leisen Leben erzählen, von stillem Mut und der Fähigkeit zur Freundschaft, der kann hier unbesorgt zugreifen, denn dieses Buch wird seinen Geschmack treffen.
Ein Blick ins Buch ist auf der Verlagsseite möglich.