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Die Zahlen sind beeindruckend:
"Weltweit werden pro Minute 100 Stunden Videomaterial auf YouTube geladen, 4.112.500 Google-Suchanfragen abgesetzt, 3.300.000 Facebook-Einträge geteilt, 347.000 Tweets auf Twitter verschickt 48.000 Apps aus Apples AppStore geladen und 38.200 Fotos auf Instagramm eingestellt." Die digitale Datenrevolution ist in vollem Gange und nicht mehr aufzuhalten. Dennoch bleibt die Frage, was das für unser Leben bedeutet. Wie wird sich dies alles auf unseren Alltag auswirken – positiv wie negativ? Und noch viel wichtiger: Wie stehe ich eigentlich selbst dazu und welche Konsequenzen ziehe ich daraus?
Mögliche Antworten zum Umgang mit der Datenrevolution findet der Leser in dem vorliegenden Buch zuhauf. Doch durch die Grundstruktur gerät der Leser dennoch ein ums andere Mal ins Stutzen. Denn das Buch ist so angelegt, dass die beiden Autoren Michael Steinbrecher und Rolf Schumann in den einzelnen Kapiteln nach kurzen einleitenden Worten zunächst nur die positiven Auswirkungen der Datenrevolution auf einen bestimmten Bereich (Gesundheit, Mobilität, Wohnen, Konsum, Lernen, Sicherheit, Industrie, Sport) beschreiben, während nachfolgend die negativen Aspekte erläutert werden. Auf ein abschließendes Urteil verzichten die beiden dagegen. Ihr Ziel ist es vielmehr die Argumente der Befürworter und Skeptiker vorzustellen, damit der Leser sich selbst ein Urteil bilden kann. Unterstützt wird die Meinungsbildung weiterhin durch zahlreiche Interviews mit Fachexperten, so dass Leser umfassende Informationen erhalten, um den epochalen Wandel selbst beurteilen zu können.
Für Unternehmen sind Daten das Öl des 21. Jahrhunderts – und wir befinden uns bereits in einem Wettlauf, neue Datenquellen aufzutun und das neue Öl zutage zu fördern.
Dass dies nicht immer eine leichte Entscheidung ist, wird deutlich, wenn man sich die Entscheidungsalternativen ansieht. Schließlich muss sich der moderne Datennutzer zwischen so elementaren Dingen wie Komfort und Freiheit oder zwischen Sicherheit und Privatsphäre entscheiden. Und selbst die durch die digitalen Daten hergestellte Transparenz wird schnell zu einem zweischneidigen Schwert, da beispielsweise beim Online-Kauf nicht nur die "Produkte in all ihren Eigenschaften" präsent werden, sondern auch das Konsum- oder Zahlungsverhalten des Kunden.
Obwohl das Buch also keine bestimmte Richtung vorgeben möchte, suchen die beiden Autoren immer wieder das Zwiegespräch mit dem Leser, indem sie mögliche Einwände aufgreifen oder diesen direkt ansprechen. Gerade Letzteres erweist sich auf Dauer aber auch als etwas nervig und unnütz, da das Buch inhaltlich einfach zu gut ist, um diese populärwissenschaftliche und reißerisch wirkende Darstellungsform notwendig zu haben. Denn egal ob Für oder Wider – die beiden Autoren legen die Argumente der jeweiligen Seite profunde und gut nachvollziehbar dar. Insbesondere die zahlreichen treffenden Vergleiche und sinnvollen Analogien lassen die Standpunkte – seien sie auch noch so konträr – in sich schlüssig erscheinen und zeigen, dass der Umgang mit der Datenrevolution eine echte Herausforderung ist. Hin und wieder blitzt bei diesen Vergleichen oder Analogieschlüssen sogar der Sportjournalist Michael Steinbrecher – ja, das ist der, der einmal das "Aktuelle Sport-Studio" im ZDF moderiert hat – auf. So gibt es nicht nur ein Kapitel, das sich eigens mit den Auswirkungen von "Big Data" auf den Sport beschäftigt, sondern auch einige Vergleiche mit der Welt des Sports.
Denn auch dies ist eine Marketingmethode der digitalen Revolution: Alles wird so formuliert als schaffe man neue Alternativen.
Für Abwechslung sorgen auf den ersten Blick vor allem auch die abgedruckten Interviews mit zahlreichen Fachexperten wie Peter Schaar, dem ehemaligen Bundesbeauftragten für Datenschutz und Informationsfreiheit, oder mit Prof. Dr. Viktor Mayer-Schönberger, der in der Datenrevolution eine große Chance sieht. Da jedoch so gut wie alle Aspekte der Interviews auch im Verfassertext enthalten sind, wirken diese auf den zweiten Blick insgesamt verzichtbar und passen sich eher dem bisweilen auftretenden gebetsmühlenartigen Sprachduktus der Darstellung an, die immer wieder ähnliche Vorzüge oder Nachteile der Datenrevolution herausgreift. Denn egal ob Gesundheit oder beispielsweise Mobilität. Für die Befürworter bedeutet die Datenrevolution eine Möglichkeit, Menschenleben zu retten, für die Gegner ist sie dagegen nichts anderes als ein Instrument zum gläsernen Menschen.
FAZIT: Ein Buch, über das geredet werden wird. Denn eines zeigt dieses in jedem Falle: Die Datenrevolution betrifft uns wirklich alle und jeder sollte sich selbst einmal fragen, wie er dazu steht und welche persönlichen Konsequenzen er daraus zieht.
Weitere Informationen zum Buch sowie einen Blick ins Buch finden sich auf der Webseite des Verlags.