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Einst vertrieben Sven und seine elf Mitstreiter die mörderischen Trolde aus dem Tal und sicherten den Menschen ein geruhsames Leben. Doch die Generationen, die ihnen folgten, entfernten sich immer mehr vom Heldentum der Altvorderen. Mehr Bauern als Kämpfer, verbringen sie heute ihre Tage mit kleineren Streitigkeiten zwischen den zwölf Familien des Tales. Eingekesselt von Mooren und hohen Bergen und den die Grenze zum Troldland sichernden Hügelgräbern der Helden von einst, ist es ein trostloses, trauriges und vor allem hartes Leben. So zumindest sieht Hal Svensson die Sache. Der zweite Sohn von Arnkel und Astrid, den Nachfahren des großen Sven, hadert mit seinem Schicksal. Der Hof wird seinem Bruder Leif gehören, der Ruhm vergangener Tage scheint da ein hehres Ziel zu sein. So wie die alten Helden in den Kampf ziehen, Heldentaten verbringen und Trolde bekämpfen - das wäre eine Zukunft nach Hals Geschmack.
Auch sein Onkel Brodir denkt so, ist er doch auch als zweiter Sohn und jüngerer Bruder von Arnkel in derselben Lage gewesen. Doch ein kleiner Streit mit der zu Gast weilenden Harkon-Sippe endet tödlich für Brodir. Während Astrid auf den Rat der Familien und eine Entschädigung setzt, macht sich Hal auf, seinen Onkel zu rächen. Er will Olaf Harkon töten.
Nach der Bartimäus-Trilogie sind die Erwartungen an ein neues Buch von Jonathan Stroud in astronomische Höhen angewachsen. Nichts weniger als einen weiteren Weltbestseller kann man von ihm erwarten. Welche Überraschung, als sich Anfang Januar 2009 das neue Werk "Valley - Tal der Wächter" als Fantasy-Roman für Kinder und Jugendliche entpuppte. Und nun die unvermeidliche, leider etwas gekürzte Hörbuchversion mit Sprecher Rufus Beck.
Anfangs schüttelt der Hörer nur entsetzt den Kopf. Die Geschichte ist arg ruhig, außer einem fulminanten Anfang geht es eher um die Nöte eines Heranwachsenden - um den Kampf mit seinen eigenen Erwartungen, seinen Gefühlen und Ängsten, seiner Wut und Hilflosigkeit über die Verhältnisse im Tal. Von Fantasy keine Spur, allenfalls in den alten Heldensagen klingt ein wenig davon an, doch das kann ebenso Aberglaube und Wunschdenken sein - und bis kurz vor Schluss soll das auch so bleiben. Außer Spesen nichts gewesen?
Nun, ein Fantasy-Kracher ist "Valley" nicht. Auch keine mörderisch spannende Geschichte aus dem Reich der Fantasie. Und überraschenderweise auch keine Glanzleistung von Rufus Beck. Sein "Hal" klingt oft ein wenig albern, seine "Aud" weniger grantig als überkandidelt. Und Spannung zieht der ansonsten meist glänzend aufgelegte Sprecher auch nicht aus der Geschichte. Das legt sich allerdings zur Mitte hin. Am Ende ist man dann doch begeistert von Beck - er kann es halt.
Dennoch - oder gerade wegen der enttäuschten Erwartungen - ist "Valley - Tal der Wächter" eine Glanzleistung von Stroud. Wie er dieses Tal mit Leben füllt, die Bedingungen dort schildert und den Kampf Hals gegen seine eigene Familie in Szene setzt, ist fantastisch. Dieser Antiheld, der wegen seiner nicht eben heroischen Statur dem Spott der anderen, reicheren Familien ausgesetzt ist, wird dem Hörer immer sympathischer, immer mehr leidet man mit ihm. Auch die im Finale so packend inszenierte Auseinandersetzung mit der Vergangenheit und die mörderische Entscheidung zwischen Hord Harkon und Hal - die so ganz anders ausgeht, als man es erwarten kann - sind Zutaten, die dem Genre völlig neue Impulse geben.
"Valley" ist ein sehr gelungenes Hörspiel. Neben der Leistung von Rufus Beck ist vor allem das wunderschöne Layout der Hülle erwähnenswert. Da kaum fünfzehn Euro für die sechs CDs verlangt werden, sollte es ein Muss auf jedem Wunschzettel der ab Zwölfjährigen sein - und auch Erwachsene werden ihre helle Freude an dem etwas anderen Stroud haben.