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 Venuswurf

Autoren: Tanja Kinkel
Sprecher: Franziska Bronnen
Verlag: Argon

Cover
Gesamt +++--
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Ton


Die kleinwüchsige Tertia wird von ihren Eltern nach Rom verkauft, da die Familie arm ist und ständig ums Überleben kämpft. Das fünfzehnjährige Mädchen bemüht sich, in seinem Schicksal eine Chance zu sehen, stets hoffend und ahnend, dass das Leben mehr bieten muss als den Kampf ums Überleben in dem kleinen, ärmlichen Bauerndorf. In Rom angekommen erhält Tertia zunächst den neuen Namen Andromeda, wobei ihr zuerst nicht bewusst wird, dass die Gestalt der Andromeda aus der griechischen Mythologie eine tragische Figur ist, die von ihren eigenen Eltern einem Ungeheuer als Opfer dargeboten wird.
Andromedas neues Leben als Sklavin des Geschäftsmannes Lycus beginnt in Rom ohne jeglichen Glanz: Lycus besitzt neben einer Gauklertruppe auch mehrere Garküchen und Bordelle. In einem davon arbeitet Tertia, allerdings nicht als Prostituierte, sondern als neues Mitglied der Gaukler und als Handlangerin bei allem, was anfällt. Sie macht die Bekanntschaft des Malers Arellius, der einst zu den besten Wandmalern ganz Roms gehörte, bis das Schicksal zuschlug, er in Ungnade geriet und seine Karriere in Lycus’ schäbiger Absteige in der Subura, einem ärmlichen Viertel Roms, endete.

Es dauert nicht lange, und Andromeda lässt auch dieses Zwischenspiel und damit das schmutzige Bordell hinter sich. Lycos verkauft sie an die Herrin Julilla, die Enkelin des mächtigen Kaisers Augustus, dem ersten Bürger von Rom. In Julillas Haus auf dem Palatin, dem noblen Palasthügel der riesigen Stadt, ist das Leben einerseits leichter und bequemer, andererseits weiß Andromeda nicht so recht, was ihre neue Herrin Julilla von ihr erwartet, denn die besitzt bereits einen "Zwerg". Andromeda gerät unversehens in ein Intrigenspiel der Reichen und Mächtigen Roms, in dem auch Julilla hofft, mitmischen zu können: Die ehrgeizige junge Frau möchte, wenn sie schon selbst nicht Rom regieren kann, ihren Bruder Postumus aus der Verbannung befreien und zum Herrscher Roms machen …

"Venuswurf" ist ein gut recherchierter historischer Roman der Bamberger Autorin Tanja Kinkel, der im antiken Rom im siebten Jahrhundert nach Christus spielt und dem Leser sowohl Einblicke in die damalige politische Situation als auch in das Alltagsleben der Menschen gewährt. Obwohl die Handlung fiktiv ist, finden sich zahlreiche Anleihen aus wahren Begebenheiten und durchgängig zeitgemäße Schilderungen aus dem antiken Rom. So trifft Tertia zum Beispiel den Dichter Ovid, macht die Bekanntschaft von Kaiser Augustus, seiner Frau Livia und deren Sohn Tiberius Claudius. Die Verwirrungen der Erbfolge im Haus des in die Jahre gekommenen Kaisers sind historische Fakten; tatsächlich wurden Augustus’ Tochter Julia und ihr Sohn Agrippa Postumus ins Exil geschickt, wie dies auch im Roman beschrieben ist.

Zweifellos ist die Geschichte der kleinwüchsigen Außenseiterin Tertia, die durch Geschick und Mut aufsteigt und in Rom unterschiedlichste Gesellschaftsschichten und Schicksale kennen lernt, eine interessante Grundlage für ein spannendes Buch, doch gegen die zahlreichen historischen Romane mit ähnlichem Hintergrund weiß sich "Venuswurf" nicht wirklich zu behaupten. Zwar hat der Roman die Zutaten, die vergleichbare Werke so erfolgreich machten - Detailreichtum, interessante Charaktere, Intrigen und historische Fakten als Grundlage - die Handlung zieht sich jedoch über weite Strecken vergleichsweise ereignislos dahin.

Ein Problem ist die relative Behäbigkeit der Sprache, die Tanja Kinkel nutzt und die leider wenig bezaubert oder mitreißt. Unglücklicherweise wird dies in der Hörbuchfassung - eine autorisierte Lesefassung des Romans, erschienen im Argon Verlag - noch weiter hervorgehoben. Man kann der Sprecherin Franziska Bronnen eigentlich nicht vorwerfen, dass sie schlecht liest, aber durch das gesamte Hörbuch zieht sich eine gewisse Betulichkeit, die dem Stoff nicht gut tut. Eine ansprechendere Lesung hätte hier die Schwächen des Romans mühelos ausbügeln können, aber leider liest Franziska Bronnen zumindest stellenweise schlicht langweilig: wohl akzentuiert und überdeutlich, immer um die richtige Betonung bemüht, aber ohne einem einzigen Charakter eine individuelle Färbung zu verleihen. Bei der Masse an qualitativ hochwertigen Hörbüchern auf dem Markt erwartet man als Zuhörer inzwischen einfach mehr als ein recht gut vorgelesenes Buch - man erwartet Lebendigkeit, unter Umständen verstellte Stimmen oder zumindest den Versuch, jede Figur einzigartig und erkennbar zu machen. Dies geschieht hier leider nicht.

Insgesamt ist "Venuswurf" durchaus interessant, aber der gewisse Reiz, der dieses Werk unter anderen entscheidend hervorheben würde, fehlt. Die Geschichte ist sicherlich spannend, geht stellenweise ein bisschen zu Herzen, ist historisch gesehen durchaus reizvoll - aber eben immer nur ein bisschen. Spannung, Dramatik, Liebe, Verrat - all dies wird durch die gesamte Geschichte hindurch angerissen, nie atemlos auf die Spitze getrieben. Andromeda ist zwar eine kämpferische, kluge Figur, gleichzeitig ist sie aber so durch und durch vernünftig und brav, so ohne Ecken und Kanten, dass man sie als Leser zwar wohlwollend betrachtet, sich jedoch auch von ihr gelangweilt fühlt.

Fazit: Ein historischer Roman, der zwar keine atemlose Spannung oder Dramatik, aber insgesamt solide Unterhaltung liefert und den Leser in ein Intrigenspiel im antiken Rom entführt. Historisch orientiert sich der Roman an den komplexen Ereignissen rund um die rechtmäßige Nachfolge des römischen Kaisers Augustus. Die Lesung des Hörbuches durch Franziska Bronnen ist leider etwas zu bieder, um den Hörer wirklich zu fesseln. Für Fans von Geschichten aus dem alten Rom ist "Venuswurf" aber sicherlich zu empfehlen. Zugute halten muss man der Autorin auf jeden Fall ihre sorgfältige Recherche.

Christina Liebeck



CD | CD-Anzahl: 8 | Erschienen: 01. Februar 2006 | ISBN: 3870244429 | Laufzeit: 590 Minuten | Preis: 29,95 Euro

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