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Giuseppe Verdis Name dürfte sogar vielen Verächtern der so genannten klassischen Musik ein Begriff sein; unbestritten ist seine Bedeutung unter den Musikschaffenden. Mit "Nabucco", "La Traviata", "Aida", "Rigoletto", "Otello", "Macbeth" und vielen weiteren häufig gespielten Werken hat er wahrlich Unsterblichkeit erlangt.
In seinem Roman befasst sich Peter Härtling mit dem alternden Verdi. Dieser hat gerade mit "Aida" einmal mehr bewiesen, dass er – in steter Konkurrenz zu Wagner – die gewaltigsten Opern erschaffen, ein internationales Publikum begeistern kann. Als Alessandro Manzoni stirbt, eine zentrale Figur des
Risorgimento, der italienischen Nationalbewegung, der auch Verdi selbst angehört, greift er eine frühere eigene Idee auf und komponiert ein Requiem, mit dem er das von ihm Anderes gewohnte Publikum, seine Frau Peppina und nicht zuletzt sich selbst überrascht.
Verdi sind Erfolge mittlerweile nicht mehr fremd, dennoch sieht er auch die Schattenseiten seiner Heimat und möchte Teile seines Vermögens sinnvoll investieren. Er hat in der Nähe seines Landgutes Sant’Agata, das er vorbildlich bewirtschaftet, ein Krankenhaus erbauen lassen und möchte nun eine Art Altersheim für ehemalige Musiker errichten. Auch fühlt er sich zunehmend alt und müde. Doch sein Verleger Ricordi wünscht weitere Kassenschlager und nötigt Verdi zur Zusammenarbeit mit dem Librettisten Arrigo Boito. Hieraus ergeben sich schließlich "Otello" und "Falstaff", Verdis unvergleichliches Spätwerk.
Der Tod seiner Frau Peppina trifft das Musikgenie hart. Von diesem Schlag wird er sich, anders als bei früheren gelegentlichen Misserfolgen, nicht mehr erholen.
Verdi, alternd, wohlhabend, ein Stück weit abgeklärt und doch noch voller Ideale: Peter Härtling hat zweifellos einen Abschnitt aus der Biografie des Komponisten herausgegriffen, der ein gewaltiges Potenzial bietet. Auf der einen Seite steht Verdi selbst, nach dem durchschlagenden Erfolg von "Aida" bereit, sich aufs Altenteil und zu sozialen Tätigkeiten zurückzuziehen, in stetiger produktiver Spannung mit seiner innig geliebten zweiten Frau Peppina verbunden, seinem Gegenpol und seiner aufrichtigsten Unterstützerin, auf der anderen Seite möchte der Verleger Ricordi die "Kuh" noch ausgiebig melken. Und Verdis Wohlfahrtsprogramm erweist sich als schwieriger und kostspieliger als gedacht, sodass der alte Mann nie wirklich zur Ruhe kommt.
Härtling erzählt sensibel und eindringlich von der Beziehung und Entwicklung zwischen Verdi und Peppina, Verdi und Ricordi, Verdi und seinem Librettisten, Verdi und der Musik selbst. Und auch der spätere Weltklassedirigent Arturo Toscanini, damals noch ganz am Anfang seiner Karriere, hat seinen Auftritt, nachdem ihn Peppina beinahe verscheucht hätte.
Dabei setzt Härtling nicht auf klassische Spannung, sein Text wirkt unaufgeregt. Der Hörer fühlt sich jedoch rasch in die zarten Zwischentöne ein, die feinen Stimmungsänderungen, den Akzent auf dem Zwischenmenschlichen, der tiefen Liebe auch, die sich nicht selten durch allerlei verbale, ritualisierte Rempeleien zeigt. Wer sich darauf einlässt, begreift, wie große Kunst entsteht. Denn es gelingt Peter Härtling, sich gut in seine Figuren hineinzuversetzen und sie auf eine wunderbar authentische Weise zum Leben zu erwecken. Härtlings Musikverstand zeigt sich auch in den Kapitelbezeichnungen, eben jenen neun Fantasien aus dem Untertitel in ganz verschiedenen, dem Inhalt angepassten Tonarten.
Markus Hoffmann als Sprecher lässt sich perfekt auf den Text ein und greift vor allem das Zwischenmenschliche, die Wärme, aber auch gelegentliche kurze Eiszeiten geschickt auf, sodass sich ein rundes, erfreuliches Hörerlebnis ergibt.
Eine
Hörprobe bietet die Verlagsseite.
Die vier CDs befinden sich in einer Kunststoff-Doppelbox mit Halterungen für jede CD. Ein informatives Booklet liegt bei.