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Kochen ist ein aufwändiges Hobby, denn natürlich müssen Gerichte authentisch sein, die Zutaten sollten der Saison angepasst sein, ein Fond sollte selbst hergestellt werden, und
Nigella Lawson sieht das etwas anders. Kochen soll vor allem Spaß machen, und was dabei herauskommt, darf nicht einfach eine Eintagsfliege sein, sondern es sollte dem "Koch" und seinen Familienmitgliedern oder Gästen die Gewissheit geben, dass man dieses Gericht gern öfters kosten möchte.
Ihre Küche ist also weder einer konkreten Mode oder einem Motto unterworfen, noch muss es Bio sein oder jeder Fond, jede Soße komplett in der eigenen Küche produziert werden.
Dass schon bei den Vorspeisen allerlei italienisch inspiriert ist, dürfte daher kein Zufall sein, vermittelt doch gerade die italienische Küche Lebensfreude und Lebensart. Unter anderem genießt man bereits beim ersten Durchlesen gegrillte Auberginen mit Feta, Minze und Chili sowie Fladenbrotpizza, aber es darf natürlich auch fernöstlich sein wie Reisblattröllchen und Hackfleisch auf thailändische Art. Im Kapitel "Suppen" spielen sowohl der Geschmack als auch Farbe und Textur eine Rolle wie etwa bei der leuchtend gelben Glückssuppe, die von Kurkuma farblich geprägt wird.
Pasta erhält ein eigenes Kapitel, und auch hier dominieren aus dem Italienischen übernommene Ideen. Linguine mit Chili, Krabben und Brunnenkresse, kurze Pasta mit Spargel, Zitrone, Knoblauch und Petersilie, Lammpasta auf griechische Art und viele weitere Gerichte sorgen für mediterranes Flair. Auch die Salate bieten Erfrischung und viel Abwechslung - der "Altmodische Tomatensalat" schmeckt nach wie vor, Möhren-Erdnuss-Salat dürfte den meisten Lesern neu sein, und der "beste aller griechischen Salate" begeistert auch die Rezensentin. An heißen Tagen mundet zum Beispiel auch der Wassermelonensalat mit Feta und schwarzen Oliven, und es gibt noch etliche weitere Rezepte, die man unbedingt probieren sollte.
Der "Zweite Gang" ist unterteilt nach "Fisch und Meeresfrüchte", "Fleisch", "Geflügel" sowie "Beilagen und mehr". Hier geht es vielseitig und international zu, und nicht zuletzt der vierte Abschnitt lebt von der Abwechslung - reine Beilagen und solche Rezepte, die sich auch zu vollwertigen vegetarischen Gerichten ausbauen lassen, oder auch Häppchen halten sich die Waage.
Klar, dass in diesem Kochbuch die Desserts nicht fehlen dürfen. Obstsalat, weiße Schokoladenmousse mit Passionsfrüchten, karamellisierte Orangen mit griechischem Joghurt und Himbeeren in Chardonnay-Gelee sind nur einige wenige dieser Desserts, zu denen auch viele leckere Tartes und andere Kuchen und Torten gehören.
Dem Eis ist ein eigenes Kapitel gewidmet, wobei der Besitz einer Eismaschine keine zwingende Voraussetzung bildet, aber doch stillschweigend mehr oder wenige vorausgesetzt wird. Vorsicht, die Lektüre der Rezepte kann zum Kauf einer solchen Maschine verleiten, denn hier sind Fantasie und Experimentierfreude keine Grenzen gesetzt! Den Abschluss bilden Rezepte zu Drinks aller Art, Klassiker und Innovatives gleichermaßen.
Die hier angebotene Rezeptesammlung wirkt vielseitig und apart. Es geht nicht, wie die Autorin auch gleich eingangs herausstellt, um politisch korrektes Kochen mit Zutaten der Saison, wie sie in der Gegend erhältlich sind - auch wenn dies natürlich kein Hindernis darstellen sollte -, sondern darum, mit Vergnügen leckere Gerichte zu zaubern. Lange dauern muss es nicht unbedingt: Nigella Lawson betont des Öfteren, dass man ruhig einen guten Fond aus dem Glas verwenden kann, statt einen solchen selbst stundenlang zu kochen.
So hat sie auch ihren Ausführungen im Vorwort zufolge nur Gerichte ausgewählt, die sie öfter kocht, einfach, weil sie süchtig machen im positiven Sinne. Und so wirkt die zwar nach Kategorien geordnete, aber doch recht bunte Auswahl sehr anregend. Man kann eigentlich mit der Lektüre gar nicht aufhören, bis man ein Kapitel abgeschlossen hat, und die meisten Leser dürften bei einem Großteil der Rezepte anmerken: "Das könnte ich doch auch mal probieren!" Selten findet man ausgefallene Zutaten, alle kann man ohne größeren Aufwand bekommen, und die Kombinationen haben es in sich. So hebt sich zum Beispiel der beste griechische Salat in der Tat vom "Mainstream" ab; inwiefern, wird hier nicht verraten.
Leider findet man nur zu einem Teil der Rezepte Fotos. Das ist in den meisten Fällen nicht schlimm, manchmal aber wäre ein Foto zur Veranschaulichung wünschenswert gewesen, während andere Gerichte eines Fotos nicht unbedingt bedurft hätten. Dies bildet denn auch den einzigen Kritikpunkt. Ansonsten sind die Rezepte sehr ansprechend aufgemacht und werden von der Autorin sympathisch kommentiert.
Der Preis für das umfangreiche Werk ist sicher nicht ganz gering, doch erhält der Käufer "viel tolles Kochbuch" für sein Geld und wird sich daher wohl kaum beschweren: Nach diesem Buch zu kochen macht wirklich Spaß!