Vor fünfzehn Jahren wurde Ha-kyuns Tochter entführt und ermordet und seither ist Ha-kyuns Leben zerstört. Aber nicht nur die Mutter trauert immer noch, auch den ermittelnden Kommissar Cheong-ho hat der Fall niemals losgelassen, denn der Täter wurde nie gefunden. Nun muss er Ha-Kyun aufsuchen und ihr mitteilen, dass der Fall in fünf Tagen verjährt sein und die Suche nach dem Mörder eingestellt wird. Doch dann wird am Tatort eine Blume gefunden. Cheung-ho ist fest davon überzeugt, dass der Mörder zurückgekehrt ist und richtig, kaum ist die Frist vorbei, wird wieder ein Kind entführt und Cheung-ho weiß, er muss sich beeilen, wenn er dieses Kind retten will.
"Verjährung" ist ein kleines Juwel aus Süd-Korea, die Hauptdarstellerin Eom Jung-hwa gewann sowohl den OP Excellence Award als auch den Grand Bell Award für ihre Rolle der trauernden Mutter. Warum das so ist, merken die Zuschauer gleich in den ersten Minuten. Eom Jung-hwas Spiel ist eindringlich und berührend, es sticht damit aus dem schon sehr guten Ensemble noch einmal hervor. Sie verkörpert ihre Rolle so intensiv, dass es Gänsehaut verursacht, ihr dabei zuzuschauen. Das Drehbuch kommt ihr dabei entgegen. In wechselnder Geschwindigkeit, doch immer sehr intensiv, werden gleich zwei Verbrechen geschildert. Der Film beginnt mit einem Rückblick auf den nun bald verjährten Mord. Die Schnitte sind kurz, abrupt und wechseln dann sofort in die quälend langsame Gegenwart, in der Ha-kyun erfahren muss, dass sich niemand mehr für ihren Verlust zu interessieren scheint. So geht es weiter. Die fünf Tage bis Fristende werden in wenigen Minuten geschildert, dann wird das Tempo langsamer, bis es erneut zu einer Entführung kommt. Dass die Zuschauer gemütlich in ihren Sesseln versinken, weiß "Verjährung" zu verhindern. Da beide Fälle miteinander verbunden sind, springt der Film ständig zwischen Gegenwart und Vergangenheit hin und her und bringt Ermittler und Zuschauer näher an die Lösung, auch wenn sie zunächst auf falsche Fährten gelenkt werden.
Die Spannung bleibt während der gesamten Zeit erhalten, wobei Regisseur Chung Keun-sup erfreulicherweise auf unnötige Brutalität verzichtet. Das kann er sich leisten, die Angst und Beklemmung der Angehörigen, die um ihre Kinder bangen, sind weitaus eindrucksvollere Bilder, als jede Prügelei oder jeder Schusswechsel es je sein könnte. Nicht, dass der Film auf Action verzichten würde. Natürlich gibt es Verfolgungsjagden zu Fuß und auch motorisiert und sie sind gut! Schnelle, überzeugende Schnitte verleihen dem Film genauso Qualität, wie die langsamen Sequenzen, die das Publikum in ihren Bann ziehen.
Chung Keun-sup hat bei seinem Regiedebüt eine beeindruckende Leistung abgeliefert, was ihm 2013 den Blue Dragon Award für den besten neuen Regisseur einbrachte.
"Verjährung" ist ein fein durchgetakteter Thriller, der wahlweise das Tempo anzieht oder in ganz leisen Bildern zu überzeugen weiß. Der Film hat keine Blöße, und wenn das Finale vorbei ist, geht es nicht ganz spurlos an seinen Zuschauern vorbei.