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Jarven ist zutiefst unglücklich. In dem Eliteinternat, in das sie ihre Mutter geschickt hat, nachdem in Skogland Frieden zwischen dem Norden und dem Süden geschlossen wurde, wird sie wie eine Aussätzige behandelt. Die dunkelhaarigen Nordler sind auch in dem demokratischen Skogland immer noch Untermenschen. Auch wenn der König und seine Regierung alles daran setzen, der reichen Südinsel den Frieden schmackhaft zu machen, mehren sich die Proteste. Denn es kommt immer häufiger zu Versorgungsengpässen. Die wichtigsten Güter, sogar Nahrungsmittel beginnen aus den Regalen zu verschwinden. Im Süden macht man die Nord-Rebellen dafür verantwortlich. Niemand ahnt, dass die alten Allianzen, die beinahe den König getötet und eine Diktatur des Südmilitärs eingerichtet hätten, immer noch im Verborgenen daran arbeiten, den König abermals zu stürzen. Sogar Bolström, Kopf und Drahtzieher der Revolte, die vor einem Jahr die Demokratisierung auslöste, ist wieder zurück.
Doch davon bemerkt Jarven nichts. Sie hadert mit ihrer Rolle als Prinzessin. Immer wieder stellt die die Presse, die insgeheim den Verschwörern um Bolström zuarbeitet, sie als fette, dumme Pute bloß. Verletzt und von allen enttäuscht, beschließt Jarven, aus dem Kokon von Sicherheitspersonal und Etiketten zu entkommen. Sie flieht von einem Fest des Verteidigungsministers und versucht in ihr altes Versteck zu gelangen. Sie ahnt nicht, dass sie damit zum Spielball der machtgierigen Südler wird, die sie nun nach Belieben instrumentalisieren können. Während die Öffentlichkeit auf der Südinsel glaubt, dass die Nordler einen Umsturz planen, gerät Jarven in Lebensgefahr. Denn sie ist die einzige Zeugin, die die Verstrickungen Bolströms mit der damaligen Revolte und der momentanen Krise beweisen könnte.
Drei Jahre nach "Skogland" erschien im Sommer 2008 die Fortsetzung aus der Feder von Kirsten Boie. Und nur wenig später kann man den Roman auch als Hörbuch erwerben. Immerhin fast fünfunddreißig Euro kostet die acht CDs umfassende Ausgabe, die von Bernd Stephan vorgelesen wird.
Die Geschichte rund um Jarven, die doch zu einem scheinbaren "Happy End" im ersten Band führte, scheint sich zu wiederholen. Wieder gerät sie in Gefangenschaft, muss um ihr Leben fürchten und scheint die einzige Person zu sein, die am Schicksal des Landes etwas ändern kann.
Wieder wird das ganze garniert von Herzschmerz und Verwicklungen, die zum Teil arg konstruiert wirken. Zweimal wird ein Liebespaar in einem Pavillon belauscht, zweimal ist es Jarven, die als Einzige mitbekommt, was sich so alles im Dunkeln abspielt. Auch ein Bürgeraufstand bedarf kaum der Frauen der Minister und Mächtigen, die getarnt als einfache Hausfrauen lautstark einen Protestmarsch inszenieren, um die Bevölkerung zu manipulieren - das kann man auch mit einem Anruf und gedungenen Personen machen.
Doch am schlimmsten ist die endlose Dauer der Einleitung. Mehr als die Hälfte des Hörbuchs vergeht, ehe es ein wenig spannend wird. Und auch dann verläuft alles sehr vorhersehbar. Erst zum Schluss hin wird es überraschender und fast dramatisch.
Nein, diese Jarven, die sich selbst Leid tut, immer wieder aneckt, von allen missbraucht wird und scheinbar ohne jede Hoffnung immer wieder am Boden liegt und Niederlage auf Niederlage einsteckt, taugt nur wenig als Identifikationsfigur. Wer sich so schafsdumm verhält, sich derart ausnutzen lässt und dabei noch so gutgläubig ist, wirkt eher dämlich als vom Schicksal geprügelt.
Leider sind auch viele der Charaktere dieses Buches Abziehbilder. Eine solche Mutter hat niemand verdient, auch Jarven nicht. Auch ihr Vater oder der Innenminister, der General, sogar der König, sind allesamt eindimensional dargestellt und wirken nie wie echte Personen.
Wären da nicht die beiden Jungen, die sich in die Prinzessinnen Margarete und Jarven verliebt haben, und der böse Bolström, das Panoptikum der Figuren enttäuschte auf der ganzen Linie.
Nein, ein großer Wurf ist "Verrat in Skogland" nicht. Erst das letzte Drittel macht Spaß und Sinn, führt die Geschichte ein wenig vom Vorgänger "Skogland" fort und befriedigt die Hörer dieses doch zu lang geratenen Sequels.
Wäre nicht der souveräne, ruhige und angenehme Vertragsstil von Bernd Stephan, das Hörbuch wäre ein mittleres Desaster. So kann man, zumal als Kenner von "Skogland", den zweiten Teil empfehlen. Doch nur wer gelesen oder gehört hat, wie es Jarven in Skogland ergangen ist, sollte auch den Kauf von "Verrat in Skogland" in Betracht ziehen.