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 Vincent Price Collection


Cover
Gesamt +++++
Action
Anspruch
Aufmachung
Bildqualität
Brutalität
Extras
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Ton
Die "Vincent Price Collection", erschienen bei Sunfilm Entertainment, erhält auf zwei DVDs die folgenden Filme: "Last Man on Earth" aus dem Jahr 1964, "The Bat - Die Fledermaus" von 1959 und "Schock" von 1946, außerdem als Zugabe noch eine kleine Dokumentation, in der Vincent Price über Westernfilme und ihre Helden plaudert. Alle Filme sind natürlich in Schwarzweiß.

Den Anfang macht mit "Last Man on Earth" eine berühmte Romanverfilmung, die zuletzt unter dem Titel "I am Legend" (2007) mit Will Smith umgesetzt wurde. Hier sieht man Vincent Price in der Rolle des Robert Neville, der scheinbar als letzter Mensch auf Erden lebt, nachdem eine verheerende Seuche alle anderen dahingerafft oder in Vampire verwandelt hat. Nachts verschanzt sich der ehemalige Wissenschaftler in seinem Haus, tagsüber macht er Jagd auf die Vampirmonster. Eines Tages nimmt das Schicksal seinen Lauf, denn Neville begegnet einer weiteren Überlebenden, einer Frau – doch kann er ihr trauen?
Diese Verfilmung von Richard Mathesons Roman ist aus zwei Gründen bemerkenswert: Es handelt sich um die erste Umsetzung des Stoffes, einige Jahre vor "Der Omega Mann" (1971), einer weiteren Verfilmung mit Charlton Heston in der Hauptrolle, und außerdem gilt "Last Man on Earth" als wegweisend für das Horrorgenre; angeblich folgte George A. Romero mit seinem Klassiker "Night of the Living Dead" stilistisch diesem Werk. Der Film liegt leider ausschließlich mit deutscher Tonspur vor, der Originalton fehlt – sonst hätten aufmerksame Zuschauer gemerkt, dass der Protagonist in der deutschen Fassung den Namen aus der Romanvorlage (Robert Neville) behalten hat, während Roberts Nachname im Englischen zu Morgan geändert wurde.
Insgesamt ist "Last Man on Earth" ein packender und gut inszenierter Film, den Vincent Price das erste Drittel über komplett alleine trägt. Und tatsächlich, man kann nachvollziehen, dass sich Romero von diesem Streifen inspirieren ließ, wenn sich die zombiehaften Vampire Nacht für Nacht um Nevilles Haus scharen und mit dumpfer Stimme "Komm raus, Neville" skandieren – das ist wirklich unheimlich. Vincent Price gibt eine überzeugende Vorstellung ab als schrecklich einsamer letzter Mensch, der einerseits keinen Sinn mehr in seinem Leben sieht und andererseits von seinem Pflichtgefühl geleitet wird, jeden Tag seine Aufgaben zu erfüllen. Price schwankt zwischen Entschlossenheit und nervlicher Zerrüttung, zwischen hysterischem Lachen und Weinen – man bekommt wirklich Mitleid, wenn er nach langen Jahren einen Hund als Begleiter findet und sich mit den Worten "Wir werden viel Spaß zusammen haben" ein neues Leben ausmalt, doch das ist ihm nicht vergönnt, wie schon die nächste Szene zeigt. Auf jeden Fall ein Klassiker, den man gesehen haben sollte, auch wenn er nach heutigen Gesichtspunkten relativ zahm ist und man überhaupt kein Blut sieht, auch wenn es relativ viel Gewalt gibt.

In "The Bat – Die Fledermaus", im Deutschen auch bekannt unter "Das Biest", spielt Vincent Price eine größere Rolle als Arzt Dr. Malcolm Wells, aber nicht unbedingt die Hauptrolle.
Die Schriftstellerin Cornelia van Gorder und ihre Haushälterin haben das Schlösschen "Eichengrund" gemietet. Als der Besitzer des Schlosses gewaltsam ums Leben kommt, entwickeln schnell mehrere Leute ein Interesse an dem verschachtelten Gebäude, denn es wird vermutet, dass der Tote vor seinem Ableben eine Bank um eine Million Dollar betrogen und das Geld in seinem Refugium versteckt hat – nur wo? Auch sonst geht es nicht mit rechten Dingen zu in "Eichengrund": Das Personal glaubt, einen Mann "ohne Gesicht" gesehen zu haben, und nachts schleicht jemand ums Haus. Da in letzter Zeit mehrere brutale Morde die Gegend erschüttert haben, sind Mrs. van Gorder und ihre Haushälterin besonders auf der Hut. Und tatsächlich – niemand anderes als das "Biest", ein unheimlicher Serienmörder, der seinen Opfern mit seinen Klauen die Kehle aufschlitzt, verschafft sich Zugang zum Schloss. Wer steckt hinter der Maske des Biestes? Die Polizei hat alle Hände voll zu tun, denn es gibt mehrere Verdächtige …
"The Bat" hat eine nach den Maßstäben dieser DVD-Box recht verwickelte Handlung und wartet gleich mit mehreren potentiellen Killern auf. Tatsächlich weiß der Zuschauer fast bis zur letzten Minute nicht, wer das "Biest" wirklich ist – in Frage kommen neben Vincent Price alias Dr. Malcolm Wells auch der Butler, die neu eingestellte Haushälterin und der Sohn des verstorbenen Schlossbesitzers. Spannend sind die Szenen, in denen der als Biest verkleidete Serienkiller im Haus umherschleicht. Von den beiden älteren Damen, die dort wohnen, könnten sich heutige Scream Queens auf jeden Fall eine Scheibe abschneiden: Hier wird nicht gekreischt und in Panik geraten, sondern immer die Contenance bewahrt, in aller Ruhe die Vermittlung nach der Polizei gefragt und ein Revolver zur Verteidigung bereit gehalten. Sehr gut sind die schauspielerischen Leistungen von Agnes Moorehead als Cornelia van Gorder und Lenita Lane als ihre Haushälterin Lizzie Allen. Die beiden wirken zusammen wie ein altes Ehepaar und sorgen mit ihrer resoluten Art auch für den einen oder anderen Lacher. Vincent Price kann sein Talent in dieser Rolle nicht ganz ausreizen und wirkt etwas weniger präsent als in anderen Filmen. Insgesamt ist "The Bat" nette und durchaus spannende Unterhaltung, wenn auch sehr unblutig, was der damaligen Zeit geschuldet ist. Das Biest braucht hier mit seinen Krallen nur den Hals eines Menschen zu berühren, schon ist er tot – man sieht dabei keinen Tropfen Blut. Das wirkt heute sogar unfreiwillig komisch, muss damals aber recht schockierend gewesen sein. Auch die Effekte sind naturgemäß heute eher niedlich als erschreckend, zum Beispiel eine unbeholfen umherflatternde künstliche Fledermaus, die heute niemanden mehr in Angst versetzen würde. "The Bat" liegt wie die anderen Filme in der Box leider nur in deutscher Synchronisation vor.

"Schock", der älteste Film in der Sammlung, besitzt eine reizvolle Ausgangssituation: Die junge Jane Stewart checkt in ein Hotel ein, wo sie ihren gerade aus dem Krieg zurückgekehrten Mann treffen will. Doch er ist noch nicht da, und so verbringt sie die erste Nacht allein im Hotel. Von merkwürdigen Albträumen geplagt, steht sie nachts auf und geht ans Fenster – wo sie Zeugin wird, wie im Zimmer gegenüber ein Mann nach einem heftigen Streit seine Ehefrau mit einem Kerzenleuchter erschlägt. Durch das Beobachtete zutiefst erschüttert, erleidet Jane einen schweren Schock und fällt in eine Starre. So wird sie am nächsten Tag von ihrem Mann, dem Kriegsheimkehrer Paul Stewart, gefunden. Da niemand weiß, was zu dem Schock geführt hat, wird ein Psychiater informiert, der glücklicherweise gerade ebenfalls im Hotel wohnt. Was jedoch niemand ahnt: Dr. Richard Cross ist niemand anderes als der Mörder, den Jane am Fenster beobachtet hat. Cross weist Jane in sein Privatsanatorium ein, vorgeblich, um sie zu heilen. In Wahrheit jedoch wollen Dr. Cross und seine Geliebte Elaine die unliebsame Zeugin aus dem Weg räumen …
Vincent Price gibt in "Schock" eine überzeugende Darstellung eines zwar einerseits rücksichtslosen, aber auch von Schuld zerfressenen Mörders, der im Grunde genommen von seiner skrupellosen Geliebten zu der Tat angestiftet wurde. Hier finden sich bei den Frauenrollen zwei typische Gegenpole: auf der einen Seite Lynn Bari als fordernde Geliebte und auf kühle Art attraktive Krankenschwester, die einen Mann ins Verderben stürzt, auf der anderen Seite Anabel Shaw in der Rolle der bedauernswerten Jane Stewart; sie bleibt in diesem Film merkwürdig blass und geht eigentlich nur zart und rehäugig durch die Handlung, oder vielmehr: liegt, denn die meiste Zeit liegt sie sterbenskrank und vermeintlich halluzinierend im Bett. Kein schlechter Film, aber auch kein wirklich spannender Thriller, dafür allerdings mit einem wirklich anziehenden, nachdenklichen Price in der Hauptrolle. Manches wirkt heute etwas albern – zum Beispiel, dass jemand, kaum dass er gewürgt wird, tot zu Boden sinkt. Schade ist hier wieder, dass der Film ausschließlich auf Deutsch vorliegt, auch wenn die deutsche Synchronisation durchaus überzeugen kann.

Als Bonus folgt nach diesem letzten Spielfilm noch eine 25-minütige Doku, in der Vincent Price aus dem Nähkästchen des Filmbusiness plaudert, und zwar im Bereich Western. Selbst hat Price im Laufe seiner langen Karriere mit unzähligen Filmrollen nur in einem einzigen Western mitgespielt, nämlich in "Der Baron von Arizona". Hier kommentiert er eine recht spannende Auswahl an altem Filmmaterial und wirft einen launig erzählten Blick auf Westernhelden, also die damaligen Schauspieler, auf Stuntmen, Tricks, Tierdressur und weitere Themen. Eine nette Dokumentation für alle, die Price mal abseits seiner Horror-Rollen und stattdessen ganz in der Rolle des lächelnden Kommentators sehen möchten, und natürlich sehr interessant für Fans alter Western. Die Doku ist auch der einzige Beitrag in der Kollektion, der sowohl auf Deutsch als auch im Originalton enthalten ist.

Die Bildqualität aller drei Filme kann, bedenkt man ihr Alter, sehr überzeugen; lediglich die abschließende Doku wirkt dagegen nicht gut, was aber auch ein Flair von Nostalgie erzeugt und nicht wirklich stört. Einziges Manko an dieser Sammlung ist, dass die Filme jeweils nur auf Deutsch vorliegen und ein Originalton mit eventuellen Untertiteln komplett fehlt, außer bei der Doku.

Fazit: Gleich drei Filme von Vincent Price in einer Sammlung, dazu noch eine Doku mit altem Filmmaterial – für knapp 10 Euro erhalten hier Fans des genialen Schauspielers und Fans alter Horrorfilme und Thriller wirklich eine für dieses Preis-Leistungsverhältnis unschlagbare Zusammenstellung, zumal sich mit "Last Man on Earth" auch ein Meilenstein der Filmgeschichte darunter befindet. 270 Minuten, die sich wirklich lohnen und für viel Nostalgie und auch ein bisschen Grusel sorgen.

Christina Liebeck



DVD | Disc-Anzahl: 2 | EAN: 4041658500746 | Erschienen: 20. November 2009 | FSK: 16 | Laufzeit: 270 Minuten | Originaltitel: The Bat - The Last Men on Earth - Shock | Preis: 9,90 Euro | Sprache: Deutsch | Untertitel verfügbar in: -

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