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Schon bald nach ihrer Gründung im Jahr 1648 war die "Académie royale" in Frankreich eine sehr mächtige Institution und sollte das für rund zweihundert Jahre bleiben. Erst die Impressionisten stellten diese Macht permanent infrage und lösten die Malerei aus ihren Fesseln.
Im hier besprochenen Band geht es um den Prozess, der innerhalb dieser zwei Jahrhunderte schließlich zur damals als kühn empfundenen Farbenpalette und Motivwelt des Impressionismus beziehungsweise zur Moderne allgemein führte. Werke im Besitz der National Gallery of Ireland und der Sammlung Rau für Unicef werden zur Illustration dieser Entwicklung herangezogen. Die gleichnamige Ausstellung, zu der dieser Katalog gehört, ist vom 10. Oktober 2015 bis zum 17. Januar 2016 im Bucerius Kunstforum, Hamburg, zu sehen. Auch für die vom 22. März bis 6. September 2015 stattfindende Ausstellung "Revolution der Bilder. Von Poussin bis Manet" (Kunstkammer Rau im Arp Museum Bahnhof Rolandseck, Remagen) fungiert das Buch als Katalog.
Sieben Essays dienen dazu, den Leser über das Thema zu informieren. Sie befassen sich mit etlichen Aspekten von Kunst, Kunstrezeption, Motivwelten, der Rolle des Künstlers und schließlich mit der Sammlung französischer Gemälde in der National Gallery of Ireland. Ähnlich vielseitig erscheinen auch die einzelnen Teile der Ausstellung: "Im Licht Italiens", "Galante Feste", "Moralische Malerei", "Wahr und sinnlich", "Der Mensch in der erhabenen Natur", "Von Homer bis Rousseau", "Realismus" und "Licht und Atmosphäre". Der Anhang enthält wie üblich ein Verzeichnis der ausgestellten Werke, Künstlerbiographien, eine Auswahlbibliographie, Kurzbiographien der Autorinnen und Autoren sowie einen Photonachweis.
Zwei Jahrhunderte Kunst, zwei Jahrhunderte einer überwiegenden Orientierung an den Idealen der Académie – bis die Impressionisten kamen und diese Ideale nachhaltig hinterfragten und schließlich ablösten. Dass aber auch vor den Impressionisten eine durchaus beeindruckende Geschichte der französischen Kunst liegt, zeigt dieser Band auf umfassende und abwechslungsreiche Weise.
Die gehaltvollen Essays informieren gründlich, ohne den fachunkundigen Leser zu überfordern oder zu langweilen. Zahlreiche Abbildungen von Kunstwerken veranschaulichen die Texte oder dienen als Aufhänger für Betrachtungen. Bevor der eigentliche Katalog beginnt, erhält der Leser somit bereits einen breit gefächerten Eindruck von dem, was ihn in der Ausstellung (oder im Katalog) erwartet, und reichlich Grundlagenwissen zu einem komplexen Abschnitt der Kunstgeschichte.
Doch auch zu den einzelnen Teilen der Ausstellungen beziehungsweise des Katalogs werden eingangs Einführungen angeboten, kürzer als die Essays; sie gehen gezielt auf den jeweils im Ausstellungsteil behandelten Aspekt ein und sind ebenfalls illustriert.
Die Abbildungen der einzelnen Exponate entsprechen von der Qualität wie auch der Präsentation her dem hohen Anspruch des Verlags. Hochwertiges, reflexionsarmes Papier und einwandfreier Druck sowie ein gelungenes Layout sorgen für eine komfortable Betrachtung und Freude an den Bildern. Im Allgemeinen erhält jedes Gemälde eine Seite für sich, solche mit vielen kleinen Details beanspruchen bisweilen eine Doppelseite, und nur manchmal teilen sich mehrere Bilder eine Seite. Neben der Exponate-Nummer werden hier Name und Lebens-Eckdaten des Malers, Titel und Entstehungsjahr des Werks angegeben. Alle weiteren interessierenden Daten enthält das Verzeichnis der ausgestellten Werke.
Dank der gelungenen Auswahl der Werke lässt sich der kunsthistorische Bogen von zweihundert Jahren sehr gut nachvollziehen. Zusammen mit den Texten ergibt sich so ein informatives wie prachtvolles Werk, das begeistert und dem Leser zahlreiche neue Eindrücke verschafft, ob er die Ausstellung besucht (hat) oder nicht.
Ein Blick ins Buch ist auf der Verlagsseite möglich.