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Sprache ist nicht statisch, sondern sie entwickelt sich stets weiter, da wissenschaftliche und technische Entwicklungen, aber auch soziale Veränderungen und andere Innovationen immer neue Begriffe erfordern.
Stefan Schmitt, stellvertretender Ressortleiter Wissen bei der "Zeit", hat hundert solche Wörter zusammengetragen, die ihm bei seiner Tätigkeit begegnet sind. Wie er selbst im Vorwort erklärt, sind diese nicht repräsentativ und auch nicht ausgewogen; manche mögen speziell sein, andere fiktional - oder auch nicht. Ob sie sich halten oder bald wieder untergehen werden, bleibt offen.
Eingeteilt hat der Autor die Neuschöpfungen in folgende Rubriken: "Digitales", "Medizin", "Naturwissenschaften", "Kreativität", "Technik", "Umwelt" und "Weltraum". Es handelt sich überwiegend um Komposita aus Begriffen, die wiederum selbst noch vor kurzer Zeit neu auftauchten, etwa "Flashrob", aus dem englischen "robbery" und dem Kunstwort "Flashmob" hervorgegangen.
Der Anhang enthält Angaben zu Websites und Büchern mit verwandten Themen sowie eine kurze Autoreninfo.
Wie bereits erwähnt, lässt sich nicht absehen, welche der hundert teils sehr originellen und kreativen Wortschöpfungen sich für längere Zeit im Sprachgebrauch - zumindest der Menschen, die sich mit den durch die Wörter benannten Dingen, Vorgängen und Ideen regelmäßig befassen - halten werden. Der überwiegende Teil dürfte den meisten Menschen kaum je begegnet sein, etliche haben jedoch aufgrund ihrer Treffsicherheit als Benennung für etwas vorher nie Dagewesenes, das sich jedoch vermutlich etablieren wird, ein erhebliches Potenzial. Als Beispiele können "Greymail" (Mails, die weder wirklich erwünscht noch Spam sind, etwa diverse Newsletter), "Artpreneur" - ein Entrepreneur, also Unternehmer, in Sachen Kunst - und "Patschscreen" (ein Touchscreen speziell für Kinder-Patschhändchen) dienen. Hingegen dürfte beispielsweise der "Twitterrorista" spätestens dann dahinscheiden, wenn der Nachrichtendienst Twitter überholt ist.
Man sollte das Buch aber keineswegs primär lesen, um für die Begriffe der Zukunft gerüstet zu sein: Es macht einfach Spaß, die Komposita und ihre Herkunft zusammen mit ihrer Bedeutung zu betrachten und jene Menschen zu bewundern, die mit Durchblick und Witz ein neues, griffiges Wort prägen - oft jenseits von Werbeagenturen und anderen professionellen Wortschöpfungsschmieden. So ist der im Titel erwähnte Infoveganer beispielsweise jemand, der sich gegen die überbordende Informationsflut zur Wehr setzt und nur solche Informationen zu sich nimmt, die er wirklich benötigt.
Schmitt bietet ein reiches Spektrum an Themen und versteht es, die einzelnen Begriffe, ihre Herkunft und ihr Umfeld sowohl sehr gut verständlich als auch unterhaltsam zu erklären. Ob sie wirklich relevant sind oder sein werden, wird rasch zweitrangig: Diese Lektüre zeigt neue Entwicklungen auf den unterschiedlichsten Gebieten auf und erweist sich nicht nur für sprachwissenschaftlich Interessierte als interessante und amüsante Fundgrube.