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Seit Menschen denken können, wurde das, was man nicht verstand, durch sinnige Deutungen verständlich gemacht. Die unberechenbaren Naturgewalten gewannen Gestalt und wurden zu allmächtigen Göttern. Das war die Geburt der Religion und des Glaubens an allmächtige Wesen. Doch die Entwicklung schritt weiter und je mehr man von der Welt verstand, desto mehr suchte man auch das allmächtige unbekannte Wesen Gottes mit Hilfe des Verstandes und der Wissenschaft zu beweisen. Das war im Grunde die Geburtsstunde der Metaphysik, einer Wissenschaft, die nicht die Welt, sondern das, was hinter ihr steht, also den letzten Grund hinter den Dingen, zu ergründen suchte.
Dieses Buch nun präsentiert uns einen Gottesbeweis, der sich an den neuesten Erkenntnissen der Wissenschaft orientiert und altes Wissen neu interpretiert. Doch um den Boden dafür zu bereiten muss vorher erst geklärt werden, weshalb die vormaligen Beweise für die Existenz Gottes keine Gültigkeit hatten. Die Theorien des Anselm von Canterbury, der lediglich bewiesen hat, dass, wenn es einen Gott gibt, er so wie man ihn sich vorstellt, geschaffen sein müsse und die logische Kette von Thomas von Aquin, der dadurch, dass jegliches Ding eine Ursache habe, Gott als die erste Ursache erkannt hatte.
Seit dieser Zeit hat sich die Wissenschaft rasant entwickelt und viele der Pfeiler, auf die das frühere Gottesbild gestützt war, eingerissen. Galileo hat die zentrierte Weltsicht des Menschen ad acta gelegt und damit der Bibel widersprochen. Auch Darwin trug zur Kritik Gottes bei, da man früher annahm, dass jegliche Änderung in der Natur durch große Sprünge, also ein direktes Eingreifen Gottes vonstatten ginge. Durch die Evolutionslehre wurde der Mensch in seiner Eitelkeit gekränkt und Gott von der Entwicklung der Erde ausgeschlossen. Dies führte dazu, dass Kant in seiner "Kritik der reinen Vernunft" der Tradition der Gottesbeweise ein Ende setzte. Er führte an, dass jegliche Theorie empirisch nachgewiesen werden müsse, ehe sie Gültigkeit habe. Da dies für Gottesbeweise eine Unmöglichkeit darstellt, wurde die Metaphysik zu einem Stiefkind der Wissenschaft.
Doch gerade die neuesten Erkenntnisse sind es, die Kants Theorie widerlegen. Weder Quarks noch Higgs-Teilchen können je geschaut werden und lassen sich lediglich durch ihre Auswirkungen entschlüsseln. Dennoch zweifelt heutzutage niemand ihre Existenz an. Aufgrund dessen kann man nun wieder versuchen, die letzte Ursache, auch Gott genannt, wieder im Sinne der Wissenschaften zu entschlüsseln. Dies hat Helmut Hansen getan und durch seine Forschung einen möglichen letzten, transzendenten Grund entdeckt, den er mit Gott bezeichnet.
Gerade für Leser, die nicht allzu sehr in diesem Thema bewandert sind, ist die Einführung eine große Hilfe. Hier werden kurz die Grundlagen der Metaphysik dargelegt. Auch die einzelnen Ausflüge zu früheren Gottesbeweisen lesen sich leicht verständlich und spannend. Hier wird die notwendige Grundlage geschaffen um das Folgende nachvollziehen zu können. Der Gottesbeweis von Hansen stützt sich sowohl auf neuere Wissenschaften wie auch auf alte Theorien, die in der Gegenwart eine neue Bedeutung gewonnen haben. Letztlich ist das Ergebnis etwas enttäuschend, war aber realistisch zu erwarten. Natürlich wird uns auch hier kein hundertprozentiger Beweis geliefert, sondern eine glaubhafte Theorie, die die vorhandenen Ergebnisse interpretiert. Auch der Gott, der dadurch skizziert wird, unterscheidet sich deutlich von dem bekannten handelnden und liebenden Allvater, den die Religionen predigen.
Letztendlich gibt es auch hier keine großen umwälzenden Ergebnisse, die eingefleischte Atheisten überzeugen könnten. Doch gläubige Menschen finden hier einen naturwissenschaftlichen Anhaltspunkt, der ihren Glauben an Gott untermauert. Die Kapitel, in denen die Vergangenheit aufgerollt wird, sind gerade für geschichtlich Interessierte sehr fesselnd. Die eigentliche Beweisführung selbst ist schwieriger dargestellt und für Laien recht kompliziert zu durchschauen. Auch wenn ich nicht behaupten will, alles richtig verstanden zu haben, hatte ich doch ab und an das Gefühl, dass die Argumente nicht unbedingt eindeutig zu interpretieren wären. Ein gutes Buch, dass die Tradition der Gottesbeweise fortführt, die Suche allerdings leider nicht abschließt.