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 Was bleibt

Autoren: Thomas Sabottka
Illustratoren: Butow Maler
Verlag: PaperONE

Cover
Gesamt ++---
Anspruch
Aufmachung
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung


Der Verlag Edition PaperONE bringt mit "Was bleibt" eine Kurzgeschichtensammlung von Thomas Sabottka heraus, die von der Band "L’ Âme Immortelle" inspiriert ist, sich um den Wiener "Friedhof der Namenlosen" dreht und mit Fotografien von Butow Maler bebildert ist. Klingt spannend? Abwarten.

Hier wurden in der Vergangenheit die unbekannten Toten begraben, die die Donau in Wien an Land trieb: Der "Friedhof der Namenlosen" ist ein Ort des Gedenkens und der Stille, an dem keine pompösen Gräber und keine verschnörkelt geschriebenen Namen, sondern nur schlichte Kreuze an die Verstorbenen erinnern. Thomas Sabottka, Autor und Theatermacher aus Berlin, erzählt in "Was bleibt" Geschichten rund um diesen Ort: von Menschen, die sich umbringen oder umgebracht werden, von Polizisten, die Wasserleichen finden, und von Junkies, die an ihrer Sucht zugrunde gehen. Die jeweils um die drei Buchseiten langen Geschichten spielen zu unterschiedlichen Zeiten und überschneiden sich teilweise auch. Entstanden sind diese Kurzerzählungen für eine Tour von "L’ Âme Immortelle", die Sabottka 2006 begleitete.

An sich ist die Idee des Autors konzeptuell ziemlich ausgefallen, die vermutete Absicht dahinter - den unbekannten verstorbenen Mitmenschen zu gedenken und dem unbegreiflichen Ende des Lebens näher zu kommen - durchaus löblich. Aber eine gute Idee macht noch lange kein gutes Buch, und es liegt leider in der Natur eines Experiments, dass es auch gewaltig scheitern kann. Dies beweist "Was bleibt" nur allzu deutlich, weil die Umsetzung des Konzepts und die Qualität der Texte zu wünschen übrig lässt. Sabottka ergeht sich in Banalitäten, schwelgt in hundertmal Gelesenem und zelebriert Klischees, als wären sie die einzige Wahrheit der literarischen Welt. Dass auf dem Buchdeckel des Hardcoverbändchens ironischerweise eine "überraschend klischeefreie" Auseinandersetzung mit dem Tod angekündigt wird, überrascht angesichts der Szenerie doch sehr, in der es von Lichtern am Ende des Tunnels und halbdurchsichtigen, verwesenden Gestalten, die auf dem Friedhof herumwabern, nur so wimmelt. Und dann die Hauptpersonen der Geschichten: Da gibt es den lustigen Clown, der eigentlich ein ganz trauriger Kerl ist; da ist das altbekannte Model, das von den bösen Männern nur ausgenutzt wurde; und natürlich darf auch der leicht skurrile Friedhofswärter in Sabottkas flacher Klischeeparade nicht fehlen. Den angesprochenen Friedhofswärter, Josef Fuchs, gab es übrigens wirklich - aber eine solche platte Fiktionalisierung hat der verdienstvolle Mann sicher nicht verdient. Die Charaktere - wenn man diese Bezeichnung für solche vorgefertigten Typen überhaupt bemühen mag - kann man höchstens dann originell finden, wenn "Was bleibt" das erste Buch ist, das man in seinem Leben liest. Dumm nur, dass es für Vorschulkinder wohl etwas zu düster ist. Am meisten nerven die möchtegern-nachdenklichen Gedankengänge und die triefende Sentimentalität, deren Wirkung dann auch noch von schwarzhumorigen Passagen komplett unterlaufen wird. Diese seltsame, fast ungenießbare Mixtur ist so spannend und geistreich wie der Werbeprospekt eines Bestattungsunternehmers - mit dem Unterschied, das letzterer keine 15 Euro kostet. Das Beste an diesem Büchlein sind noch die Fotografien von Butow Maler, die mit interessanten Motiven und einer auf alt getrimmten Optik eine Atmosphäre einfangen, die in den Geschichten niemals aufkommen will. Doch auch die Bilder wirken auf Dauer ermüdend, weil die vielen Kratzer und Unschärfen mit der Zeit erzwungen und selbstzweckhaft wirken. Was bleibt also von "Was bleibt"? Die Erkenntnis, dass Erinnerungen an uns alles sind, was nach dem Tod übrig ist. Diese ist weder überraschend noch neuartig noch ist der Weg zu ihr in irgendeiner Weise interessant, von einigen Fotografien einmal abgesehen. Für Kunst ist das alles zu simpel, für Unterhaltung ist es schlichtweg zu träge und langatmig.

Fazit: Altbackene Geschichten um langweilige Charaktere in einem kleinen Büchlein zu einem geradezu lächerlich hohen Preis - dieses Werk taugt nur zur scheinintellektuellen Dekoration im Bücherregal.

Marc Zeller



Hardcover | Erschienen: 01. März 2008 | ISBN: 9783939398776 | Preis: 15 Euro | 100 Seiten | Sprache: Deutsch

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