Mia ist wütend auf ihren Freund Ivo und gleichzeitig traurig. Denn Ivo geht ihr seit ein paar Tagen aus dem Weg, und er hat schrecklichen Kummer, den er zum ersten Mal nicht mit ihr teilt. Ivo wird offensichtlich regelmäßig auf dem Schulweg verprügelt. Und er tut nichts dagegen.
Mia macht das misstrauisch, schließlich möchte sie ihrem Freund helfen. Sie bemerkt, dass es noch weitere Kinder gibt, denen es wie Ivo ergeht - immer solche, die ängstlich sind und sich nicht wehren. Ihnen wird ihr Taschengeld abgenommen, und wer nichts herausrückt, wird verdroschen.
So kann es nicht bleiben, zumal plötzlich eine Drohung an der Schulhofmauer zu lesen ist: "Wer den MOB verrät, ist erledigt!" Dass es sich beim MOB um den handelt, der Ivo und die anderen drangsaliert, lässt sich an deren Reaktionen klar ablesen. Mia muss herausfinden, wer MOB ist. Zunächst hat sie Tore im Verdacht, den Sohn eines Berufsboxers, der immer so aggressiv wirkt. Doch als Mia Tore nachspioniert, stellt sich heraus, dass Tore ganz anders ist, als sie es sich vorgestellt hat.
Zum Kuckuck, wer mag dann der MOB sein? Glücklicherweise hat Mia noch einen weiteren Freund, Elvis, der als Autist in der Klasse eine eigene Betreuerin hat und von manchen Mitschülern als "bekloppt" angesehen wird. Elvis durchschaut auf seine besondere Weise manchen Sachverhalt besser als Mia und hilft ihr. Und Mia stellt fest, dass sie, als es hart auf hart kommt und sie den MOB unmittelbar konfrontiert, mehr treue Freunde hat, als sie gedacht hätte.

Leider gehört Gewalt in der Schule, Erpressung und Mobbing inbegriffen, mittlerweile zum Alltag an Schulen, selbst an Grundschulen. Was Mia indirekt durch ihren Freund Ivo und den MOB erlebt, ist kein Einzelfall, ebenso wenig wie Ivos Hilflosigkeit und Angst. Ivo und die gemobbten Mitschüler schweigen aus Furcht vor ihren Peinigern auch dann, als die Lehrerin aufgrund des Graffitos an der Schulmauer nachhakt.
Mia erliegt ganz menschlich zunächst der Versuchung, den Verdacht auf jemanden zu lenken, der irgendwie auffällt: Tore, neuerdings immer schlecht drauf, Sohn eines Boxers. Aber Mia ist es zugleich auch gewohnt, ihre Freunde nach charakterlichen Qualitäten auszuwählen und nicht auf Status oder sonstige Besonderheiten zu achten. Deshalb gelingt es ihr auch, letztlich den MOB korrekt zu identifizieren.
In diesem Buch wird brutales Mobbing einmal nicht aus der Rolle des Opfers selbst, sondern aus der Sicht einer besten Freundin beschrieben, die sich naturgemäß um ihren Freund sorgt. Mia, Viertklässlerin, tritt für ihre neun oder zehn Jahre allerdings bemerkenswert reif auf. Das wird den Lesern jedoch vermutlich nicht negativ auffallen, denn Kinder mögen Helden, die einerseits "normal" wirken, andererseits aber Fantasie, Entschlusskraft und selbstbewusstes Auftreten zeigen - eben wie Mia.
Mias ziemlich ungewöhnlicher Freundeskreis zeigt, dass es sich lohnt, auf die "Anderen" zuzugehen: Elvis als Autist hat einige außerordentliche Begabungen, die Mia weiterhelfen, Tore wird schon aufgrund seiner Statur vom MOB respektiert, und Ivo, um den sich alles dreht in diesem Buch, hat einen Vater, der im Gefängnis sitzt. Das Buch zeigt, dass gerade Menschen, die nicht der Norm entsprechen, unter Umständen sehr wertvolle Eigenschaften und Fähigkeiten mitbringen.
Letztlich regt es dazu an, Zivilcourage zu entwickeln, ohne die akute Gefahr zu suchen. Es fordert zum Vertrauen gegenüber Eltern und Lehrern auf und bricht eine Lanze für die klassische Freundschaft.
Solch ein Buch hat das Zeug zu einem Favoriten im Bücherregal. Dank der robusten Aufmachung dürfte es diese Rolle lange aushalten können. Etliche Illustrationen tragen zur Attraktivität bei, und auch der relativ große Druck erhöht die Freude von Grundschulkindern an der Lektüre.
Ein rundum gelungenes Buch, das sich auch perfekt als Lektüre in der Schule eignet!