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Als die verwitwete, allein erziehende Lane Harmon im Auftrag ihrer Chefin, einer nur für einen exquisiten Kundenkreis tätigen Innenarchitektin, das Stadthaus der Familie Bennett neu einrichten soll, ahnt sie noch nicht, wohin diese Aufgabe sie führen wird. Die Auftraggeberin ist die Ehefrau des Fondsmanagers Parker Bennett, der eine eigene Firma führte und vor zwei Jahren bei einem Segelausflug spurlos verschwand. Ebenso verschwunden sind fünf Milliarden Dollar seiner Kunden, die nebst manch anderem ein berechtigtes Interesse daran haben, dass Bennett gefunden wird. Eric, der Sohn von Parker Bennett, beginnt rasch, sich für Lane Harmon zu interessieren, und im Gegenzug bleibt er ihr nicht lange gleichgültig. Doch der Verdacht auf Betrug lastet schwer auf Eric Bennett. Lane, die entgegen der Meinung der betroffenen Kunden und der Medien an seine Unschuld glaubt, möchte diese beweisen.
Ganz neu wirkt das alles nicht: Finanzhai fingiert vermutlich seinen Tod, um mit reichlich Geld irgendwo einen Neuanfang machen zu können. Und die kleine Angestellte verliebt sich in den Sohn der Auftraggeberin und versucht, ihn von jedem Verdacht reinzuwaschen. Ihre kleine Tochter stellt allerdings eine Achillesferse dar. Aus einem solchen Stoff lässt sich mit etwas Geschick trotzdem ein guter Krimi machen.Zumindest grundsätzlich.
Positiv fällt auf, dass Mary Higgins Clark auch in diesem Roman authentisch wirkende, sorgfältig ausgearbeitete Charaktere einsetzt, deren Handeln sich nachvollziehen lässt und die je nach ihrer Rolle in der Geschichte Sympathien und Antipathien wecken. Die Autorin beweist wieder einmal ihr Gespür für Psychologie und setzt es bei der Kreation ihrer Figuren ein. Weniger Freude bereitet die Handlung. Schließlich gehört zu den wesentlichen Merkmalen eines Thrillers die Spannung, die
suspense, und diese zeigt sich über weite Strecken des Romans - obwohl die Hörbuchfassung bereits gekürzt ist - nur zögernd. Sprich, die Geschichte zieht sich. Es gibt immer wieder Abschnitte, in denen Mary Higgins Clark zur gewohnten Form aufläuft, doch zu lange gelingt es ihr nicht, den Hörer zu fesseln.
Hinzu kommt, dass das Ende viel zu früh erraten werden kann. Das alles ist schade, die Autorin hat viel Potenzial ihrer Idee verschenkt, und das schmerzt den "MHC"-Fan, auch wenn am Ende alles sauber und logisch aufgelöst wird. Im Vergleich zu den früheren Thrillern von Mary Higgins Clark, in denen austarierte Spannungsbögen die Regel waren und sich die Bücher oder Hörbücher kaum vor dem Ende weglegen ließen, schwächelt "Wenn du noch lebst" doch gründlich.
Für die Handlung wären mehr als zwei Sterne nicht drin, allerdings begeistert Michou Friesz als einfühlsame Sprecherin, die sich gut in die Charaktere einfindet und deren Empfindungen ebenso wie allgemeine Stimmungen (und die Spannung, wenn sie einmal auftaucht) vorzüglich wiedergibt. Das sorgt letztlich für ein nicht allzu enttäuschendes Hörerlebnis. Fans von Mary Higgins Clark werden sich das Buch ohnehin nicht entgehen lassen. Zum "Nebenbeihören" eignet es sich ganz gut. Insofern hält sich die Begeisterung in Grenzen, das Hörbuch erhält aber eine grundsätzliche Empfehlung.
Reinhören ist auf der Verlagsseite zum Hörbuch möglich.Geliefert wird das aus sechs CDs bestehende Hörbuch in einer Multibox.