Gesamt |
|
Anspruch | |
Aufmachung | |
Brutalität | |
Gefühl | |
Humor | |
Preis - Leistungs - Verhältnis | |
Spannung | |
Die Hitze ist unerträglich, der Gestank kaum auszuhalten. Was hat der junge Kerl bloß angestellt, um solch einen Hass auf sich zu laden. Nicht nur, dass man ihn halb erhängt und halb aufgespießt hat, ihn mit Zigarettenkippen gequält und brutal vor seinem Tod zusammengeschlagen hat. Man hat ihn auch noch versucht zu kastrieren. Gendarm Lituma weiß, dass er das Bild des Indios, wie er da an dem alten Baum hängt und von Fliegen umschwirrt wird, nie mehr loswerden wird. Es hat sich eingebrannt und wird ihm unzählige schlaflose Nächte bereiten. Noch schwieriger, wenn nicht gar unmöglich wird es sein, den oder die Täter zu fassen. Hier oben gibt es keine Zeugen, niemand wird etwas gesehen haben und keiner wird sich für einen armen toten Indio interessieren. Doch Hoffnung keimt in Lituma auf, als sich Leutnant Silva bereit erklärt, den Täter zu fassen. Der kleine Palomino Molero soll gerächt werden und der grausame Mörder seine gerechte Strafe bekommen. Und wenn Silva ihm das verspricht, wird er es auch halten. Denn sein Leutnant ist ein guter Mann, der es denen da oben schon zeigen wird. Dass jemand von ganz oben damit zu tun haben muss, zeigt sich bereits, als sie den Leiter des Luftwaffenstützpunktes aufsuchen, den der arme Palomino vor Tagen ohne Erlaubnis verlassen hat. Der eiskalte Mann verweigert kategorisch jedwede Hilfe und behandelt die beiden Polizisten wie Abschaum. Warum nur gibt er ihnen nicht mal die kleinste Information?
Die beiden Polizisten kommen nicht weiter. Überall treffen sie auf eine Mauer des Schweigens. Erst ein anonymer Brief bringt Bewegung in die Mordermittlung. Doch sollen die beiden Polizisten wirklich in das Wespennest stechen, das sich vor ihnen auftut? Sie riskieren damit ihre Karriere oder vielleicht sogar ihr Leben.
1986 erschien "¿Quién mató a Palomino Molero?" erstmals. Mittlerweile ist Autor Mario Vargas Llosa Träger des Nobelpreises für Literatur 2010. Und alle seine Bücher stehen erneut im Fokus des weltweiten Interesses. Auch "Wer hat Palomino Molero umgebracht?" erfreut sich immer neuer Auflagen. Doch wer ein unsterbliches, grandioses Meisterstück erwartet, sieht sich vielleicht getäuscht.
Zwar ist dieser Roman spannend, witzig, mitreißend und ganz neben bei lehrreich, doch gibt es mindestens ein Dutzend Bücher aus der Feder des Autors, die besser geeignet sind zu verstehen, warum er den Nobelpreis erhalten hat.
Sehr wohl aber kann man in "Wer hat Palomino Molero umgebracht?" exemplarisch finden, was im Werk des Peruaners immer wieder thematisiert wird. Seine Sozialkritik ist ätzend und treffsicher, sein Humor süffisant. Die Krimihandlung dient allein als Rahmen, die Zustände in Peru anzuprangern, oder besser gesagt, sie schlicht zu schildern als gottgegeben. So ist eine der entlarvendsten Stellen die köstlich zu lesende Schlusstirade der einfachen Bauern und Dorfbewohner, die nach erfolgter Aufklärung des Mordes lieber die ganz große Intrige sehen, die Bonzen, Bosse und "die da oben" als die Intriganten und Haupttäter ausmachen, die Schwulen als involviert und sowieso schuldig ansehen und die Polizei als unfähig und unehrlich darstellen.
Dieses Buch ist ein guter, einfach zu lesender Einstiegsroman in das Werk des wundervollen Mario Vargas Llosa. Einfache Sprache, klare Handlung, Hochspannung und ein köstlicher, mit deftiger erotischer Nebenhandlung versehener Text machen "Wer hat Palomino Molero umgebracht?" zu einem Kleinod – auch wenn es "nur" ein kleiner, netter Gehversuch eines großen Autors ist.