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Über tausend Jahre lang spielte das Römische Reich eine bedeutende Rolle im Mittelmeerraum; einen erheblichen Teil davon beherrschte es den größten Teil der damals bekannten Welt.
Ein solcher Staat bringt über die Jahrhunderte natürlich eine Fülle an politisch bedeutenden Persönlichkeiten hervor, aber auch an Kulturschaffenden, deren Werke – oder von anderen verfasste Zeugnisse ihres Wirkens – Historikern einen Zugang zur antiken Lebenswelt geben. Hierzu können freilich auch erhaltene Dokumente von einfachen Bürgern einen wertvollen Beitrag leisten. Hundert solche Personen werden im "Who Is who im alten Rom" vorgestellt: große Politiker, Schriftsteller, Künstler, Helden aus dem Krieg und der Arena, nicht zuletzt bedeutende Frauen, hier und da typische Provinzbürger und einfache Leute und viele mehr.
Das Buch ist nach Epochen des Reiches unterteilt. Auf ein einleitendes "Porträt eines Volkes" folgt die Zeit von den Anfängen bis 300 v. Chr. mit Personen wie Faustulus, dem Schäfer, der Romulus und Remus aufzog, Lucretia und dem "Diktator wider Willen" Cincinnatus, der sich die Epoche der Einigung der italischen Völker unter Rom anschließt (bis 88 v. Chr.). Zu den Portraitierten gehören beispielsweise der erste römische Geschichtsschreiber Fabius Pictor, Plautus, Fabius Maximus Cunctator, Cornelia, die Mutter der Gracchen, und der Diktator Sulla. Teil 3 schildert die unruhige Phase zwischen 88 v. Chr. und 14 n. Chr. mit Cicero, Catilina, Sallust, der ausschweifenden Patrizierin Clodia, Cäsar, Augustus, Livia und vielen anderen.
Es schließt sich die Zeit bis 75 n. Chr. an, dominiert von mehr oder weniger psychotischen Cäsaren und intriganten Frauenfiguren am Kaiserhof, gefolgt von der Ära bis etwa 200, in der die "Barbaren" zunehmend ins Reichsgeschehen eingebunden wurden. Hier lernt man Plinius den Älteren, Domitian, Antinoos, den Geliebten des Kaisers Hadrian, Marc Aurel und etliche andere interessante Figuren kennen.
Der letzte Teil befasst sich mit dem Niedergang und Fall Roms, insbesondere des Westreichs. Neben den wichtigsten Kaisern treten hier der Gladiator Symmachus, der germanischstämmige General Stilicho, Kirchenvater Augustin, Papst Leo der Große, die Gelehrte Hypatia aus Alexandria und manch andere interessante Persönlichkeit auf.
Eine Karte des Römischen Reichs, eine Kaiserliste und andere Übersichten bilden den Abschluss.
Was für ein Buch! Dieser Eindruck drängte sich der Rezensentin schon während des ersten Viertels der Lektüre auf. Denn besser kann man die römische Geschichte wohl kaum nacherzählen als durch solch lebendige und vielseitige Lebensbilder. Basisinformationen werden stets zu Beginn der Kapitel über die einzelnen Epochen geboten, sodass dem Leser ein geschichtlicher Rahmen zur Verfügung steht, in den er die einzelnen Kurzbiografien einordnen kann.
Und diese sind derart abwechslungsreich gehalten, dass auch der an Geschichte nicht sonderlich Interessierte Freude an der Lektüre haben könnte, wenngleich er nicht unbedingt zur Zielgruppe zählt. Diese umfasst vor allem Laien, die einen Einblick in und Überblick über die römische Geschichte und vor allem in individuelle Lebenswelten erhalten möchten.
Aufgenommen wurden Personen, die in irgendeiner Weise Zeugnisse hinterlassen haben, auch solche, deren Existenz als eher unsicher gilt: Gibt es einen Altar oder ein Denkmal, so haben sie ein Anrecht, ins "Who is who" aufgenommen zu werden, vor allem, wenn sie die römische Denkweise prägten oder dem heutigen Leser veranschaulichen können wie etwa Lucretia als eine Frau mit den bei einer römischen Matrone erwünschten Tugenden. Sie können unbedeutend sein wie die gallische Verputzerfrau Blandina Martiola - der Nachruf ihres Mannes auf sie spricht Bände -.; oder Hilarion von Oxyrhynchos, der per Brief seiner womöglich schwangeren Frau ganz zeittypisch den Auftrag gibt, ein Mädchen nach der Geburt auszusetzen, einen Jungen jedoch zu behalten; oder auch eine (weibliche!) Gladiatorin. Die wichtigsten Machthaber, Kaiser selbstverständlich eingeschlossen, dürfen natürlich ebenso wenig fehlen wie bedeutende Heerführer, etwa Agrippa, Kulturschaffende und Wissenschaftler, darunter zahlreiche Schriftsteller und Historiker, aber auch Architekten und Ingenieure.
Bezaubernd kurzweilig trotz des hohen Informationsgehalts, möglichst mit Zitaten und häufig auch mit Abbildungen versehen, werden die hundert Protagonisten vorgestellt. Erfreulich, nicht nur im Sinne der "Political Correctness", ist die Heraushebung des Einflusses von Frauen, freilich zumeist der Oberschicht, auf Politik und Kultur. Wenn man vom einen oder anderen Druckfehler absieht, wäre dies ein wahrlich perfektes Werk.
Geschichte zum Miterleben, zum Anfassen; historische Persönlichkeiten vom einfachen Soldaten oder Handwerker über den Karriere machenden freigelassenen Sklaven bis hin zu Figuren auf dem Gipfel der Macht; kurze Zusammenfassungen der römischen Geschichte: Dieses Buch bietet einen so informativen wie kurzweiligen und differenzierten Einblick in das alte Rom von den Anfängen bis zum Zerfall.